Tipps zur Kälberhaltung im Winter

Kalb mit DeckeKalb mit Decke (Foto: © WiSiTiA/aw)

Auch Kälber mögen es im Winter gern warm und trocken: Damit sie gesund durch die kalte Jahreszeit bekommen, brauchen sie eine trocken und sauber eingestreute Umgebung, lokale Wärme – etwa Decken oder Lampen – und eine erhöhte Kalorienzufuhr.

Mit Beginn kühlerer Temperaturen wird es nötig, die Kälberhaltung entsprechend anzupassen, um Krankheiten und schlechten Gewichtszunahmen vorzubeugen. Entgegen der allgemeinen Auffassung landwirtschaftlicher Berater sind Kälber nicht kälteresistent – bereits ab 10 Grad Celsius beginnt für neugeborene Kälber der Kältestress.

Schnell trocknen

Gerade im Winter sollten Kälber so schnell wie möglich nach der Geburt getrocknet werden, denn nasses Fell isoliert nicht. Erst wenn es trocken ist und Luft zwischen den Haaren Platz hat, kann es effektiv wärmen. Dr. Noah Litherland und Ann Hoskins vom Vita Plus Calf Team in Wisconsin/USA berichten in der Dezemberausgabe des Hoard’s Dairyman, dass einige Landwirte ihre Kälber mit Badelaken trockenreiben. Die Laken haben – zum Beispiel gegenüber Abreiben mit Stroh – den Vorteil, dass man die neugeborenen, feuchten Kälber zugleich besser anfassen und transportieren kann. Generell sollten Kälber die ersten zwölf bis 24 Stunden ihres Lebens in einer Wärmebox verbringen, die auf mindestens 16°C aufgeheizt werden kann – sei es durch Wärmelampen, Warmluft oder andere Mechanismen. Besonderes Augenmerk ist auf die Ohren der Kälber zu richten. Sind diese im feuchten Zustand länger der Kälte ausgesetzt, kommt es zu Erfrierungen.

Stroh und Decken

Kalb mit Decke

Kalb mit Decke (© WiSiTiA/aw)

Kälber, die in Iglus gehalten werden, benötigen nach Auffassung der beiden amerikanischen Experten Kälberdecken und üppige Stroheinstreu (rund 30 Kilogramm Stroh pro Iglu). Doch auch Kälber in Gebäuden haben es dort nicht automatisch wärmer und sollten je nach Umgebungstemperatur ebenfalls eingedeckt werden. Durch die Decken verbrauchen die Kälber weniger Energie zur Aufrechterhaltung ihrer Körpertemperatur und nehmen daher deutlich besser zu als Kälber ohne Decken.

Höherer Kalorienbedarf

Ob mit oder ohne Decke, bei niedrigen Temperaturen haben Kälber einen höheren Kalorienbedarf. Der lässt sich in der Regel decken, indem man die Tränkemenge um etwa ein Drittel erhöht. Entweder wird pro Mahlzeit mehr Milch/Milchaustauscher gefüttert oder eine zusätzliche Mahlzeit eingeführt (z.B. drei anstatt zwei). Milchaustauscher gibt es mit verschiedenen Energiegehalten. Im Winter müssen andere (mit höherem Energiegehalt) gefüttert werden als im Sommer.

Kälberstarter und warmes Wasser

Zur Deckung des Kalorienbedarfs hat sich außerdem bewährt, frühzeitige Kälberstarter anzubieten. Ist es kalt, beginnen die Kälber schneller das angebotene Zusatzfutter zu fressen. Der entsprechende Futtereimer darf dabei nicht zu hoch aufgehängt sein. Litherland und Hoskins haben die besten Erfahrungen gemacht, wenn sich der Futtereimerboden maximal 26 Zentimeter oberhalb der Klauen des Kalbs befindet. Sobald Kälber Kraftfutter zu sich nehmen brauchen sie zusätzlich zur normale Tränke auch Wasser – das wird im Winter besser angenommen, wenn es erwärmt ist.

Teilen
Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)