Erregernachweis bei Euterentzündungen spart Antibiotika

antibiotische EuterbehandlungEin Erregernachweis kann (bei moderater Mastitis) über 60 Prozent der antibiotischen Euterbehandlungen einsparen. (Foto: ©WiSiTiA/aw)

Nicht jede moderate Euterentzündung muss sofort mit Antibiotika behandelt werden. US-Tierärzte konnten durch einen Erregernachweis in 68 Prozent der Fälle ohne Folgen auf einen Antibiotikaeinsatz verzichten. 

(aw) – Bei akuten Verlauf einer Euterentzündung ist es häufig nicht möglich, auf das Ergebnis einer Keimbestimmung zu warten. Bei mildem oder subakutem Krankheitsgeschehen hat die dadurch verzögerte Therapie aber in der Regel keine schwerwiegenden Konsequenzen. Das ist das Ergebnis einer vergleichenden Untersuchung der Cornell University (Ithaka/USA).

Keine Behandlung bei gram-negativen Bakterien

Wenn in der Milchviehherde mit 3.500 Tieren bei Kühen moderate Anzeichen einer klinischen Mastitis auftraten, ordneten Daryl Nydam und Mitarbeiter die erkrankten Kühe einer von zwei Gruppen zu. Schwere Euterentzündungen mit Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens wurden nicht in die Untersuchungen einbezogen.

  • Die eine Hälfte der Tiere (insgesamt 243 Kühe) wurde bei Anzeichen einer Mastitis sofort mit einem Ceftiofurhydrochlorid über fünf Tage intramammär behandelt.
  • Bei der anderen Gruppe (246 Tiere) warteten die Tierärzte 24 Stunden auf das Ergebnis der Kultur, bevor sie über die Behandlung entschieden..

Wurden im Test Streptokokken, Staphylokokken oder Enterokokken nachgewiesen, behandelten die Wissenschaftler die Kühe der zweiten Gruppe einmalig mit Cefapirin-Natrium intramammär. Wenn gram-negative Bakterien die Ursache für die Mastitis waren oder kein Keimwachstum erfolgte, erhielten die Kühe keine Behandlung.

Behandlungsverzögerung ohne Folgen

Während in der ersten Gruppe somit alle 243 Kühe sofort eine Antibiotikabehandlung erhielten, kamen in der zweiten „Test“-Gruppe bei lediglich 32 Prozent (97 Kühe) Antibiotika erst mit einem  Tag Verzögerung zum Einsatz.
Der Heilungsverlauf unterschied sich mit rund fünf Tagen (4,8 Tage in Gruppe 1; 4,5 Tage in Gruppe 2) allerdings nicht signifikant. Auch die anschließende Milchleistung war vergleichbar und ebenso die Überlebenswahrscheinlichkeit 30 Tage nach der Erkrankung.
Der einzige signifikante Unterschied war der Verbleib in der Krankenstation: Die Kühe der Gruppe 1, die generell behandelt wurden, mussten durchschnittlich drei Tage länger von der restlichen Herde getrennt gehalten und gemolken werden.

Erregernachweis spart Antibiotika

Die Schlussfolgerung der US-Kollegen lautet: Zur Einsparung von Antibiotika und ohne Beeinträchtigung der nachfolgenden Eutergesundheit ist es sinnvoll, Kühe mit leichten bis mittelschweren Euterentzündungen nicht sofort zu behandeln. Stattdessen sollte man das Ergebnis der Erregerbestimmung abwarten. Durch den gezielten Erregernachweis hätten insgesamt 68,5% der moderaten Euterentzündungen in der Herde gar keine antibiotische Behandlung gebraucht.

Quelle:
Journal of dairy science

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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