In Österreich steigen die Fälle von Rindertuberkulose wieder an – und das in der Grenzregion zu Deutschland. Aktuell (21.2.2016) sind acht Verdachtsbetriebe gesperrt. 31 Rinder wurden zur genaueren Diagnose getötet. Bauern fordern, den Rotwildbestand regional auf Null zu reduzieren.
(jh) – Neue Ausbrüche der Rindertuberkulose hatten die Behörden erwartet, weil schon im vergangenen Sommer in den Regionen Klostertal und Silbertal wieder eine größere Anzahl an Rotwild mit einer nachweislichen Tuberkulose-Infektion erlegt worden war. Da Alp-Kühe und Rotwild denselben Lebensraum nutzen, hat sich die Befürchtung bestätigt, dass mit dem Almabtrieb auch infizierte Rinder in die Ställe zurückkehrten. Deshalb waren vorsorglich Tests angeordnet worden. Neu sind Infektionen im Lechtal.
Vom Verdacht zur Diagnose
Die Zahlen über die tatsächlich von Tbc betroffenen Betriebe schwanken. Tuberkulin-Hauttest sowie nachfolgende Blutuntersuchungen lösen einen Verdachtsbefund aus, der eine Betriebssperre nach sich zieht. Dann werden Tbc-verdächtige Rinder diagnostisch getötet und Organe und Lymphknoten genauer untersucht. Zwei Betriebssperren konnten nach diesem Verfahren auch wieder aufgehoben werden. Seit Anfang Februar sind dennoch insgesamt acht Betriebe Tbc-verdächtig, 31 Rinder wurden zur genaueren Diagnose getötet.
Jagd: Bauern fordern „null Prozent Rotwild“
In Österreich wird auch über die Rolle der Jagd gestritten. Rotwild gilt als Hauptüberträger der Krankheit, fast jedes vierte Tier trägt den Erreger in sich. Inzwischen hat der Vorarlberger Landesjägermeister angekündigt schon ab März Rotwild unabhängig vom Alter zu bejagen. Im Vorjahr waren gerade in den Tbc-Kernzonen wie etwa dem Silbertal die zur Rinder-Tbc-Bekämpfung festgelegten Abschussquoten nicht erfüllt worden. Das Land will deshalb das Jagdgesetz ändern. Außerdem müsse der vom Land schon 2013 aufgestellte 12 Punkte-Tbc-Vorbeugemaßnahmenkatalog (hier) eingehalten und konsequent umgesetzt werden.
Den Landwirten aber reicht das nicht. Auf einer Demonstration forderten sie eine Reduzierung des Wildbestandes in der Kernzone auf null Prozent und in der Randzone auf mindestens 25 Prozent. Die landwirtschaftlichen Heimbetriebe müssten frei von Rotwild sein.
Problem „Frischmilch“
In pasteurisierter Milch – wie sie üblicherweise in Läden verkauft wird – sind nicht erkannte Tbc-Erreger abgetötet. Das Übertragungsrisiko auf den Menschen liegt – neben direktem Tierkontakt – im Konsum von nicht-wärmebehandelter Rohmilch oder aus Rohmilch hergestelltem Käse. Beides wird in den Alpenregionen gerade auf den Almen gerne als besondere Spezialität ab Hof verkauft.
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Beitragsbild: Risikogebiet Alm – dort teilen sich Kühe und Tbc-infiziertes Rotwild den Lebensraum. (Foto: ©WiSiTiA/aw)