Ruhestand vom Ehrenamt – Verabschiedung von BTK-Präsident Prof. Theo Mantel

Abschied nach acht Jahren BTK-Präsidentschaft und 37 Jahren Standespolitik: Prof. Dr. Theo Mantel.Abschied nach acht Jahren BTK-Präsidentschaft und 37 Jahren. (Foto: ©BTK/Milena Schlösser)

Nicht feierlich, sondern vor allem freundschaftlich – die Verabschiedung des scheidenden BTK-Präsidenten Prof. Dr. Theo Mantel in Berlin war ein kleines aber feines Fest der Tierarztfamilie. Mit Humor und Ehrung blickte sie zurück auf 37 Jahre berufspolitisches Engagement. 

von Jörg Held

„Ich bin der neue … (Pause) …Präsident.“ Dr. Uwe Tiedemann, seit Januar amtierender Präsident der Bundestierärztekammer (BTK), war zwar präsent auf der Bühne im imposant überdachten Innenhof der Bayerischen Landesvertretung in Berlin. Aber er stand keineswegs im Mittelpunkt. Bei der Begrüßung der über 150 Gäste des Parlamentarischen Abends anläßlich der Verabschiedung von Prof. Dr. Theo Mantel teilte er sich als Gastgeber immer wieder die Aufmerksamkeit:
Bei der Eröffnungsmoderation mit der ebenfalls neuen 1. Vizepräsidentin Dr. Iris Fuchs – die den weitaus größeren Teil zu meistern hatte, da sie die Herren unter den Ehrengästen begrüßte, Tiedemann die Damen; mit dem neuen BTK-Präsidum bei der Vorstellungsrunde (siehe Bildergalerie); mit dem überraschenden musikalischen Highlight und auch den Multimediaeffekten seiner Laudatio.

Chansons als politische Botschaft

Charmante Botschaften: Claudia Pfister fordert in ihren Chansons etwa "mehr Frauen in der Politik". (Foto: ©WiSiTiA/jh)

Charmante Botschaften: Claudia Pfister forderte mit Chansons etwa „mehr Frauen in der Politik“. (Foto: ©WiSiTiA/jh)

Zuerst begeisterte Claudia Pfister, hauptberuflich BTK-Pressereferentin als Sängerin. Mit typisch „Berliner Schnauze“ präsentierte sie zwischen den Programmpunkten ein kleines, feines Portfolio literarischer Chansons der 20er bis 40er Jahre – wünschte sich etwa augenzwinkernd mit Claire Waldoff „die Politik doch ein bisschen weiblicher“, setzte aber ansonsten charmant auf „veterinärkompatibles Liedgut“.

Einblicke in „Theos Welt“

Hauptperson am diesem Abend war Prof. Dr. Theo Mantel. Neben der klassischen berufs- und standespolitischen Vita (siehe Kasten unten) erfuhren die Gäste einiges über „Theos Welt“ – wie Uwe Tiedemann einen Teil seiner ebenso respekt- wie humorvollen Laudatio auf seinen Amtsvorgänger überschrieben hatte. Mit einer facettenreiche Ton- und Diashow begleitete Tiedemann seinen Rückblick auf Theo Mantels Leben. Und dass er dabei sowohl Kinderfotos als auch Bilder vom Abiball oder Eigenheimbau einbinden konnte oder wusste, dass Theo Mantel als jüngstes von vier Kindern – dem Willen des Vaters folgend – immerhin 14 Tage Jura studierte, bevor er doch seinen eigenen Wunsch durchsetzte und zur Tiermedizin wechselte; dass er sieben Mensuren in der schlagenden Verbindung ohne Schmiß überstand; dass er neben dem bekannten lebenslangen Interesse an Vierbeiner- und Hühnerzucht als Kind auch Kakteen züchtete, dass Theo Mantel auf beruflichen Reisen stets unerschütterlich versuchte, wenigsten zu einer Mahlzeit eine bayerische Schweinshaxe aufzutreiben – dass Tiedemann dies alles verflocht mit Promotion und Lehrauftrag, mit Amtsleiteraufgaben und Honorarprofessur, mit Präsidentenämtern auf Landes- und Bundesebene, zeichnete ein Bild von respektvoller und freundschaftlicher Zusammenarbeit, die beide in den letzten acht Jahren verband.

Bayerisch direkt, kompetent und kritisch

Theo Mantel, beschrieben als Bayer mit preußischen Tugenden, als Mann der klaren Ansagen, der nicht lange fackelt und Dinge auf den Punkt bringt, wurde so auch von Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth gewürdigt: Sie bedankte sich bei ihm als ebenso kompetenten, wie kritischen Gesprächspartner – bei dem aber dann auch galt, was verabredet wurde.
Für die zukünftige politische Akzeptanz des „kleinen aber wichtigen Berufsstandes“ mahnte Flachsbarth ein geschlossenes Auftreten der Tierärzteschaft an. Und sie ließ erkennen, dass sie die bisherigen gemeinsamen Auftritte der neuen Präsidenten von Bundestierärztekammer (BTK), Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) und dem Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) in diesem Sinne durchaus registriert habe.

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Eine kleine Kritik am gelungenen Abend kam von politischen Gästen aus der Nicht-Tierärzteschaft: Auch wenn sich nach offizieller Verbandsdefinition „konkrete poltische Themen an einem Parlamentarischen Abend eher schwer besprechen lassen“ – wie auch Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth in ihrer Rede anmerkte – hätte sich mancher eine kurze „Regierungserklärung“ des neuen BTK-Präsidenten und seines Teams gewünscht: Was sind die drängenden standespolitischen Probleme und wo setzt die neue BTK-Führung ihre Schwerpunkte.

Ostertag-Plakette für scheidenden Präsidenten

[box]Robert-von-Ostertag-Plakette für Prof. Theo Mantel

Auszeichnung für 37 Jahre berufspolitisches Engagement: BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann (links) überreichte die Robert-von-Ostertag-Plakette ans einen Vorgänger Prof. Dr. Theo Mantel. (Foto: ©BTK/Schlösser)

Auszeichnung für 37 Jahre berufspolitisches Engagement: BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann (links) überreichte die Robert-von-Ostertag-Plakette an seinen Vorgänger Prof. Dr. Theo Mantel. (Foto: ©BTK/Schlösser)

Mit dem Ehrenzeichen der Bundestierärztekammer wurde Prof. Mantel in Berlin für 37 Jahre Engagement in Berufs- und Standespolitik auf Landes- und Bundesebene ausgezeichnet. Bereits auf dem 27. Deutschen Tierärztetag in Bamberg ernannte ihn die BTK-Delegiertenversammlung zum Ehrenpräsidenten der Bundestierärztekammer.
Prof. Mantel wurde im Dezember 1942 in München geboren, und studierte von 1961 bis 1966 Tiermedizin an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität. 1967 folgte die Promotion. Praktische Erfahrungen sammelte er als Assistent in Großtierpraxen in Bayern, Hessen und in der Schweiz. Nach dem Referendariat in Bayern legte er 1969 die Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst ab.
Es folgte die Tätigkeit als Institutstierarzt an der damaligen Bayerischen Landesanstalt für Tierseuchenbekämpfung, Oberschleißheim, und schließlich von 1976 bis 2007 als Amtstierarzt im Landkreis Eichstätt (ab 1978 als Leiter des Staatlichen Veterinäramtes). Neben zahlreichen anderen Lehrtätigkeiten war der geprüfte Fachtierarzt für Lebensmittelhygiene und FTA für Mikrobiologie als Lehrbeauftragter an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München für die Fächer „Staatliche Tierseuchenbekämpfung“ und „Tierärztliches Berufs- und Standesrecht“ tätig. Seit 2004 ist Mantel zudem Honorarprofessor an der Tierärztlichen Fakultät der LMU München.
So lang wie die Liste seiner wissenschaftlichen Reputationen ist auch die seiner ehrenamtlichen Funktionen in der tierärztlichen Standesvertretung: Von 1978 bis 2013 war er Delegierter der Bayerischen Landestierärztekammer, davon 27 Jahre Vorstandsmitglied und zehn Jahre Kammerpräsident; das Amt des Präsidenten der Bundestierärztekammer hatte Mantel seit 2008 bis zum Jahresende 2015 inne.
Prof. Dr. Theo Mantel ist Träger des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland; als erstem Tierarzt überhaupt wurde ihm 2013 die Gesundheitsmedaille des Freistaats Bayern verliehen.[/box]

Fotos: BTK/Milena Schlösser und WiSiTiA/jh
Beitragsbild: Professor. Dr. Theo Mantel verabschiedet sich nach acht Jahren BTK-Präsidentschaft und 37 Jahren berufspolitischem Engagement. (Foto: ©BTK/M. Schlösser)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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