Neue FLI-Risikobewertung: BTV-Schutz nur durch Impfung

Karte mit BTV-Ausbrüchen und ungefährer Lage der Resitriktionszonen – Stand 30.11.2015 (Karte: © FLI/Risikobericht 7.11.2015)Karte mit BTV-Ausbrüchen und ungefährer Lage der Resitriktionszonen – Stand 30.11.2015 (Karte: © FLI/Risikobericht 7.11.2015)

Das Risiko, dass lebende Vektoren sowohl BT-4- als auch BT-8-Viren nach Deutschland einschleppen, ist „hoch“, sagt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Sie würden auf hier eine ungeschützte Population treffen und das könne – ohne Impfung – zu „schweren wirtschaftlichen Schäden und beträchtlichem Tierleid“ führen. Mit einer Pflichtimpfung in einem „Impfgürtel“ wäre eine Ausbreitung eventuell zu verhindern.

(jh) – Die Sperrgebiete nach den drei Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit in Österreich (Serotyp 4 / BTV-4) reichen inzwischen im Süden bis auf 80 km an die deutsche Grenze heran. Vor einem Jahr betrug der Abstand noch 400 km. Auch im Westen sind es noch etwa 100 km: In Frankreich gab es bisher 90 Ausbrüche des Serotyps 8/BTV-8. Entsprechend erwartet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in seiner aktuellen Risikobewertung, dass für beide Virus-Typen der Blauzungenkrankheit ein Eintragsrisiko besteht:

  • durch die Ausbreitung lebender, infizierter Vektoren mit dem Wind,
  • durch die Einschleppung infizierter Vektoren durch den Handel und Verkehr
  • und durch den Handel mit empfänglichen Tieren, Sperma, Embryos und Eizellen.

Lege man die schnelle bisherige Ausbreitung des Virus in Südosteuropa zugrunde, werde vor allem „das Eintragsrisiko für die Ausbreitung durch lebende Vektoren in der kommenden Gnitzen-Saison als wahrscheinlich bis hoch eingeschätzt“, schreibt das FLI.

FLI: Sicherheit nur mit Impfung

Karte mit BTV-Ausbrüchen und ungefährer Lage der Resitriktionszonen – Stand 30.11.2015 (Karte: © FLI/Risikobericht 7.11.2015)

Karte mit BTV-Ausbrüchen und ungefährer Lage der Resitriktionszonen – Stand 30.11.2015 (Karte: © FLI/Risikobericht 7.11.2015)

Das FLI sieht im wesentlichen für Deutschland zwei „Handlungsoptionen“:

  • Man könne nur in einem Impfgürtel verpflichtend impfen, um die Ausbreitung der Seuche im Falle der Einschleppung zu verhindern. Damit ließen sich Kosten reduzieren.
  • Bei einer verpflichtenden Impfung aller Wiederkäuer gegen BTV-4/BTV-8 müssten jeweils ca. 12,5 Millionen Rinder und 2,8 Millionen Schafe und Ziegen geimpft werden, um im Falle eines Eintrags die Ausbreitung in Deutschland zu verhindern. Ein Impfprogramm würde aber teuer: Allein die Impfstoffkosten beliefen sich auf ca. 37,5 Millionen € bei Rindern und 3,9 Millionen € bei Schafen. Hinzu kämen die Kosten für die Applikation und die Eintragung in HIT.

Eine Ausbreitung der Blauzungenkrankheit lasse sich nach einer Einschleppung nur dann verhindern, wenn eine hohe Impfabdeckung erreicht wird. Diese werde bei einer freiwilligen Impfung aber eher gering sein, erwartet das FLI.
Ohne Impfung oder bei freiwilliger Impfung „muss damit gerechnet werden, dass durch die alleinige Anwendung von Repellentien in Verbindung mit den Handelsrestriktionen die Ausbreitung der Seuche allenfalls verlangsamt werden kann.“ Es wäre also auch mit Tierverlusten und Leistungseinbußen zu rechnen. „Nur geimpfte Tiere sind im Ausbruchsfall geschützt.“

Alle Berichte auf wir-sind-tierarzt.de zum Thema „Blauzungen-Krankheit“ hier.

Quelle: Vollständige FLI-Risikoberwertung mit Zahlen zum Tierverkehr, Mortalitätsraten und Handlungsoptionen (Stand 7.12.2015) als PDF-Download

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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