Zitzendippen gegen Mastitiden reduziert Antibiotikaeinsatz

Dipbecher im MelkstandDipbecher griffbereit im Melkstand (Foto:©WiSiTiA/aw)

Euterentzündungen (Mastitiden) sind ein häufiger Grund für den Einsatz sogenannter „Reserveantibiotika“ bei Milchkühen. Eines der wirkungsvollsten Instrumente, einer Mastitis vorzubeugen und damit die Therapiehäufigkeit zu senken, ist das desinfizierende Zitzendippen – und zwar vor und nach dem Melken. Ein Kurzübersicht, worauf zu achten ist.

(aw) – Die neuen „DIMDI-Zahlen“ haben gezeigt: Der Verbrauch an Antibiotika in der Tiermedizin in Deutschland ist erneut gesunken. Kritisiert wird aber der leichte Anstieg von Cephalosporinen (3./4. Generation) und Fluorquinolonen – den sogenannten „Reserveantibiotika“. Bei Milchkühen könnte richtiges Zitzendippen den Mastitiden und damit der Behandlung mit Antibiotika vorbeugen.

Dippen vor dem Melken verhindert Keimübertragung

Viele der Erreger befinden sich zunächst auf der Zitzen- und Euterhaut, bevor sie durch den Strichkanal ins Euter gelangen. Außerdem werden die Pathogene beim Melkvorgang über die Zitzenbecher von einer Kuh auf die nächste übertragen. Sinnvoll ist daher das Dippen vor dem Melken, um die Zitzen zusätzlich zur normalen Reinigung möglichst keimfrei zu machen.

Dippen nicht effektiv – Mittel wechseln

Dipbecher im Melkstand

Dipbecher griffbereit im Melkstand (Foto:©WiSiTiA/aw)

Doch nicht immer erweist sich das Dippen als effektiv. Das liegt daran, dass nicht jeder Keim gleichmäßig gut auf ein Dipmittel reagiert. Wenn Landwirte das Gefühl haben, dass Dippen die Neuansteckungen nicht wirkungsvoll genug unterbindet, sollte ein anderes Präparat oder eine andere Konzentration gewählt werden (die meisten Dipmittel enthalten Jod, allerdings in unterschiedlicher Konzentration) .

Dipbecher besser als Sprühflasche

Neben der Wahl des Mittels ist auch die Handhabung wichtig. Es sollten immer Dipbecher verwendet werden, denn Sprühflaschen gewährleisten keine gleichmäßige Benetzung der Zitzenhaut.
Die Einwirkzeit spielt eine weitere wichtige Rolle. Jodhaltige Dipmittel müssen mindestens 30 Sekunden einwirken können, bevor die Zitze wieder gereinigt wird. Sonst ist keine vernünftige Abtötung der Keime möglich. Dipmittel auf Wasserstoffperoxidbasis haben bereits nach 15 Sekunden ihre volle Wirkung erreicht.

Auf Verträglichkeit des Dipmittels achten

Dippen im Anschluss an das Melken soll vor allem die Infektion des Euters mit Umweltkeimen vermeiden, denn der Strichkanal schließt sich nach dem Melken nur langsam. Das erleichtert das Eindringen von Keimen. Das Dipmittel wird nicht wieder abgewischt, sondern bleibt an der Zitze. Diese Präparate müssen daher unbedingt hautverträglich sein und dürfen keine übermäßige Austrocknung verursachen. Wenn die Zitzenhaut zu stark austrocknet wird sie rissig und bietet Bakterien gute „Nistplätze“. Die falsche Wahl des Mittels kann daher die Mastitis-Problematik sogar verschärfen anstatt sie zu verbessern.

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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