Versuchstiere aus dem Tierheim

Statt im Tierheim auf eine Euthanasie zu warten, besser an einem Medikamententest teilnehmen? US-Forscher setzten Tierheimkatzen ein und vermittelten sie anschließend weiter. (Symbolfoto: © pixabay/Roskowska)

Tierversuche sind vielen Menschen ein Dorn im Auge. Umgekehrt wird aber auch gefordert, dass die Wirksamkeit und Anwendungssicherheit von Medikamenten überprüft werden muss, bevor sie in den Handel gelangen. Ein Ansatz aus den USA setzt Tierheimtiere ein, die anschließend weitervermittelt werden.

(aw) – In den USA wollte ein Team um Prof. Amy Fischer von der University of Illinois ein Kontrazeptivum für Katzen testen. Es ist speziell für wildlebende Katzenpopulationen bestimmt. Dazu entwarfen sie zunächst ein Katzenhaus, das eine Kombination aus Labor und Freigang darstellt (mehr hier): Es sollte den Katzen so viel Abwechslung wie möglich bieten, aber auch nachvollziehbare Laborstandards garantieren und gleichzeitig den gesetzlichen Anforderungen genügen.

Ausschnitt des „Katzenhauses“, dass sowohl Laborbedingungen als auch die Ansprüche der Katzen erfüllen sollte. (Foto: © University of Illinois)

Versuchstiere aus dem Tierheim

Auch die Versuchstierauswahl war unüblich. Anstelle von speziell gezüchteten Laborkatzen, wählten die Tierärzte 30 weibliche und fünf männliche Katzen aus Tierheimen. Alle Tiere wären vermutlich relativ bald getötet worden, denn in den USA sind Tierheime – anders als in Deutschland – nicht als Dauerunterkünfte konzipiert. Nicht-vermittelbare Katzen werden relativ schnell euthanasiert, wenn sich keine Interessenten finden.
Die Katzen mussten zunächst aneinander gewöhnt werden, da sie während der Versuchszeit in einer Gruppe gehalten wurden.
Im Anschluss an den Versuch, der rund 18 Monate dauerte, haben die Forscher die Katzen dann an neue Besitzer vermittelt. Sie trainierten die Tiere vor der Abgabe so, dass sie stubenrein waren und sich an den Kontakt mit Menschen gewöhnt hatten.

Verzicht auf speziell gezüchtete Versuchstiere

Amy Fischer und ihr Team kommen zu dem Ergebnis, dass diese Art der Tierbeschaffung und haltung nicht für alle Forschungsbereiche geeignet ist. Sie könnte aber durchaus eine Möglichkeit sein, auf speziell gezüchtete Versuchskatzen zu verzichten und nebenbei Fundkatzen zu vermitteln, die ein hohes Risiko haben, eingeschläfert zu werden. Die Haltung in einer abwechslungsreichen Umwelt während des Versuchs steigere außerdem die Lebensqualität der Katzen.

Weitervermittlung nach Versuchsende

In Deutschland ist es je nach Versuch und Tierart schon jetzt üblich, die Tiere im Anschluß an einen Versuch zu vermitteln. Allerdings werden in der Regel speziell gezüchtete Rassen verwendet, die besonders geeignet für ein Leben als Versuchstier sind, etwa friedfertige Katzen, die sich bei der Blutabnahme wenig wehren oder Beagle, wenn es um Hunde geht.

Quellen:
Meldung der University of Illinois
Journal of Feline Medicine and Surgery

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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