(jh) Einen Rückgang von 2,7 Prozent, bei den Tierversuchen im Jahr 2013 gegenüber 2012 meldet Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Insgesamt zählt die Tierversuchsstatistik Versuche mit 2.997.152 Wirbeltieren und damit rund 83.500 weniger als im Vorjahr. „Aber wir müssen noch mehr Alternativen zu Tierversuchen entwickeln“, fordert der Minister“. Trotzdem hagelt es Kritik an den Zahlen.
„Eine Trendwende“ nennt Christian Schmidt den Rückgang der Versuchszahlen. „Zynisch“ sei das, kontert die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen, Nicole Maisch, weil gegenüber 2011 immerhin rund 85.000 Tiere mehr eingesetzt wurden.
Steigender Tierverbrauch in der Grundlagenforschung
Auch der Deutsche Tierschutzbund sieht in den sinkenden Zahlen eher „Augenwischerei“. Ein Rückgang sei lediglich bei den sogenannten „Giftigkeitsprüfungen“ verschiedener Stoffe zu verzeichnen. Dort würden moderne tierversuchsfreie Verfahren erfolgreich eingesetzt. Diese müssten aber unbedingt auch in die Grundlagenforschung Einzug halten, dort „sind nämlich 50.000 Tiere mehr verbraucht“ worden – insgesamt fast 1,2 Millionen Tiere .
Auch die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche verurteilt, dass die „per Definition zweckfreie Grundlagenforschung 40 Prozent aller getöteten Tiere zu verantworten hat“ (2013: 1.190.019 / 2012: 1.138.508 / 2011: 1.017.935). „Damit hält der Aufwärtstrend der reinen Neugierforschung an.“
Anstieg der Affenversuche
Auch die Forschung an Affen kritisiert der Tierschutzbund weiter heftig: Während das Minsterium in seinem Bericht die Zahl von 2.165 Versuchen mit Affen und Halbaffen als „im Bereich des Durchschnitts der vergangenen 14 Jahre“ beschreibt, ist sie „um 28 Prozent gegenüber 2012 gestiegen“ (1.686 + 479), beklagen die Tierschützer.
Forscher wehren sich
Das Deutsche Primatenzentrum wehrt sich gegen den Vorwurf des „zweckfrei“: Grundlagenforschung erforsche Krankheiten, diene der medizinischen Produktentwicklung oder um die Sicherheit von Medikamenten, Inhaltsstoffen oder medizinischen Produkten zu testen. Gerade in diesem letzten Bereich verlange das Gesetz in Deutschland den Einsatz von Primaten: „So wurden von den 2.165 im letzten Jahr verwendeten Primaten etwa die Hälfte für gesetzlich vorgeschriebene Giftigkeits- und Sicherheitsprüfungen zum Schutz von Patienten und Konsumenten eingesetzt.“
Im Vergleich mit dem Verzehr landwirtschaftlicher Nutztiere – 762 Millionen Schlachttiere in 2012 – sei die Zahl der Tiere in der Forschung gering. Im Laufe eines Lebens würden so für jeden Deutschen im Durchschnitt mehr als 700 Hühnchen geschlachtet, aber nur zwei Mäuse für biomedizinische Forschung benötigt.
Neue Zählweise: Tierversuchszahlen 2014 werden ansteigen
Der im nächsten Jahr anstehende Bericht für 2014 werde die Tierversuchszahlen dann explodieren lassen, erwartet der Deutsche Tierschutzbund. Dann müssen die Zahlen erstmals nach der neuen EU-Tierversuchrichtlinie erfasst werden, di eine breitere Basis haben, bestätigt aus das BMEL.
Tierversuchszahlen 2000 bis 2013 (PDF-Datei)
Ein Auszug aus der Übersichtstabelle – Zahlen für das Jahr 2013 (2012)
2.199.671 Mäuse (- 43.798)
375.656 Ratten (- 42.489)
2.165 Affen (+ 479)
5.988 Rinder (+ 517)
1.323 Pferde/Maultiere/etc. (+ 232)