ASP-Gefahr: Beihilfekürzung bei Verstößen gegen Biosicherheit

Schwein sieben Tage nach einer ASP-Infektion: 41 ºC Fieber und fleckige Rötung der Ohrmuscheln. (Foto: © Pirbright Institute / DEFRA)

Die Meldungen über Ausbrüche von ASP sowohl in China – inzwischen in fünf Provinzen – als auch in Osteuropa überschlagen sich zur Zeit. In allen Fällen wurden Maßnahmen zur Biosicherheit nicht eingehalten. In Deutschland hat die Tierseuchenkasse Niedersachsen deshalb neu festgelegt, bei welchen Verstößen gegen Biosicherheitsvorschriften die Beihilfen im Seuchenfall gekürzt oder gar komplett gestrichen würden. 

ASP-Update (2.9.2018): Erster Ausbruch in Bulgarien – sechster Ausbruch in China

(aw/jh) – Besonders deutlich zeigt sich das Biosicherheitsproblem aktuell in Rumänien. Über 700 Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verzeichnet das Land inzwischen – vor allem an der Scharzmeerküste im Donaudelta und entlang der Donau. In Braila ist inzwischen auch der größte Schweinemastbetrieb des Landes, SC TEBU Consult betroffen. Insgesamt 141.000 Schweine werden dort in mehreren separaten Ställen gehalten, in dreien ist es bereits zu Todesfällen durch das Virus gekommen. Schuld am Eintrag sei das Trinkwasser für die Schweine, das direkt aus der Donau entnommen wird, sagen rumänische Behörden.

ASP-Eintrag in Schweinehaltung durch Flusswasser?

Gigu Dragna, der Direktor der Tiergesundheitsbehörde bestätigt, dass Schweinekadaver in der Donau entdeckt wurden, die vermutlich aus Kleinsthaltungen stammen und nach ihrem Tod einfach in den Fluss geworfen wurden. „Wir haben fast 30.000 Schweine getötet, um die großen Betriebe zu schützen“, erläutert er „doch wir haben uns nur auf den Landweg konzentriert und die Gefahr einer Übertragung über das Wasser übersehen.“

In Rumänien werden in den nächsten Wochen rund 350.000 Schweine getötet werden müssen. Auch große Teile der Ernte – vor allem Mais aus den betroffenen Gebieten – sollen verbrannt werden, um eine Verbreitung des Virus zu stoppen. Durch die Maßnahmen sind hunderte Arbeitsplätze in der Landwirtschaft gefährdet.
Auch in Deutschland verbietet die auf Grund der ASP-Gefahr überarbeitete Schweinepestverordnung die Verfütterung von Gras, Heu und Stroh aus gefährdeten Gebieten oder deren Nutzung als Einstreu oder Beschäftigungsmaterial.

Konsequenzen in Deutschland: Tierseuchenkasse bewertet Risiko neu

Die Niedersächsische Tierseuchenkasse (TSK) beobachtet das Geschehen vor allem in Osteuropa genau und hat nun eine neue Risikoeinstufung für Verstöße gegen die Schweinehaltungshygieneverordnung vorgenommen: Betriebe, die die entsprechenden (Biosicherheits)Vorschriften nicht einhalten, müssen im Tierseuchenfall mit Leistungskürzungen rechnen, die sich bei mehreren Verstößen bis zum totalen Wegfall von Beihilfen addieren können. Die Auflistung der Beispiele sei nicht abschließend, sondern diene der Verdeutlichung der Vorgehensweise, erläutert die TSK.
Anlass sind die Erfahrungen mit den Ausbrüchen der Geflügelpest im Winter 2016/2017, bei denen die TSK zahlreiche Verstöße gegen tierseuchenrechtliche Vorschriften festgestellt hatte.

Übersicht der TSK Niedersachsen: Beihilfekürzungen bei Verstößen gegen die Schweinhaltungshygienverordnung. (© TSK Niedersachsen)

China: Virus aus Russland eingeschleppt?

Auch in China zeichnen sich Versäumnisse in Sachen Biosicherheit ab. Der Virusstamm, der sich dort ausbreitet ist identisch mit dem, der für den Ausbruch im russischen Irkutsk in 2017 verantwortlich war. Auch die chinesischen Behörden sagen, das Virus sei aus dem Ausland eingeschleppt worden – ohne allerdings einen Staat zu benennen.
Auslöser für die Verschleppung ist womöglich der Handelsstreit mit den USA, denn die Chinesen importieren derzeit kein Schweinefleisch mehr aus den USA. Stattdessen wurden 240.000 Tonnen Fleisch aus Russland bestellt.
Anfang August etwa haben die chinesischen Behörden die Einfuhr einer geringen Menge von Nebenprodukten von Schweinen aus dem russischen ASP-Epidemiegebiet registriert. Allerdings weisen die zuständigen Ämter alle Verantwortung von sich und haben eine Internetseite mit Informationen über Schweineimporte aus Russland gesperrt.

Schwein sieben Tage nach einer ASP-Infektion: 41 ºC Fieber und fleckige Rötung der Ohrmuscheln. (Foto: © Pirbright Institute / DEFRA)

Verbreitung durch Tiertransporte

Da der Preis für lebende Schweine in Russland seit dem Inkrafttreten der ersten US-amerikanischen Sanktionen Mitte Mai 2018 um 50 Prozent gestiegen ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Nachfrage aus China deutlich gestiegen sein könnte. Der erste chinesische ASP-Ausbruch ereignete sich wahrscheinlich bereits im April diesen Jahres, also vor den Sanktionen. Doch wird deutlich, dass es Handelsbeziehungen mit Russland gibt, die zur Einschleppung selbst über größere Distanzen geführt haben können.
Auch die Welternährungsorganisation FAO sieht die Gefahr einer weiteren Ausbreitung in Asien durch Tiertransporte.
Zum Vergleich: Das ASP-Virus hat in Europa fast sieben Jahre gebraucht, um die Entfernung von rund 2.500 km vom Schwarzen Meer (Georgien) ins Baltikum zu überwinden. In China waren es vier Wochen für eine vergleichbare Strecke (siehe Karte).

China: Fünf ASP-Ausbrüche in fünf verschiedenen Provinzen

In China hat das ASP-Virus keine vier Wochen gebraucht, um eine Distanz von über 2.000 km zu überwinden. In Europa hat es sieben Jahre für die 2.500 km vom Schwarzen Meer bis ins Baltikum gebraucht. (Karte: Reuters)

Währenddessen breitet sich ASP in China weiter rasant aus. Vor einigen Tagen hat das Virus die vierte chinesischen Provinz Zhejiang erreicht. Dort starben in drei Betrieben rund 340 Schweine.
Am 28. August kam es zu einem weiteren, dem fünften Ausbruch in wieder einer anderen Provinz: Anhui im Osten Chinas. Dort starben in einem Betrieb 80 von 459 Schweinen. Die übrigen 379 Tiere wurden ebenfalls getötet.
Insgesamt steigt die Zahl der in den fünf Provinzen getöteten und gestorbenen Scheine auf rund 25.000 Tiere. Obwohl in allen Fällen umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen angeordnet wurden, schließen die chinesischen Behörden weitere Fälle nicht aus.

wir-sind-tierarzt meint: Vorsicht bei Futterimporten

(aw) – In diesem Jahr könnte es für viele deutsche Schweinemäster kritisch werden, wenn sie aufgrund der Dürre Futter zukaufen müssen. Generell sind Landwirte gut beraten, sich von ihren Lieferanten garantieren zu lassen, dass das Futter nicht aus ASP-Gebieten Osteuropas stammt. Besonders Biobetriebe sind hier gefährdet, da häufig gerade Futter in Bioqualität aus Osteuropa importiert wird.

Quellen:
Überwiegend die Nachrichtenagentur Reuters und der Informationsdienst Promed –  jeweils im Text direkt verlinkt

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