Zusammenhang: Zu wenig Platz – höheres Krankheitsrisiko?

Legehennen in KäfighaltungBei Hennen in herkömmlichen Käfigen war die Salmonellenlast im Versuch am größten: 51 Prozent. (Foto: © ITamar K./wikipedia)

Schlechte Haltungsbedingungen machen Tiere krank. Für Legehennen zeigten US-Wissenschaftler einen Zusammenhang anhand der Ausscheidung von Salmonellenerregern: Je weniger Platz, desto höher die Erregerlast.

(aw) – Dass die Besatzdichte die Ausscheidung von Krankheitserregern beeinflusst, hat eine Studie des Agricultural Research Service aus Georgia (USA) nun gezeigt. Ein Team um Richard Gast hat drei Szenarien in der Legehennenhaltung verglichen:

  • ausgestaltete Käfige mit 973 cm² Platz pro Henne,
  • ausgestaltete Käfige mit 648 cm² Platz pro Henne
  • und klassische Käfige mit 648cm² Platz pro Henne.

Das größere Platzangebot wurde dabei als geringe Besatzdichte gewertet, das geringere Platzangebot als hohe Besatzdichte.

Größte Salmonellenlast bei klassischer Käfighaltung

Die Forscher infizierte die Hennen oral mit Salmonella Heidelberg oder Salmonella Typhimurium und haben anschließend über acht Wochen die Erregerausscheidung in Kotproben untersucht.
Salmonella Heidelberg konnten sie über den gesamten Untersuchungszeitraum in den Kotproben nachweisen. Allerdings in unterschiedlichen Konzentrationen:

  • So enthielten nur 33 Prozent der angesetzten Kotproben von Hennen aus geringen Besatzdichten die Krankheitskeime.
  • Bei den Hennen in ausgestalteten Käfigen mit hoher Besatzdichte waren 46 Prozent der Kotproben Salmonellen-positiv
  • und bei den Hennen in herkömmlichen Käfigen konnten Salmonellen in 51 Prozent der untersuchten Proben nachgewiesen werden.

Bei Salmonella Typhimurium zeigte sich ein etwas anderes Bild, da die Erregerausscheidung rund fünf Wochen nach der Infektion von selbst stoppte. Das tat sie allerdings zuerst bei den Hennen in Haltungen mit niedriger Besatzdichte.

Höhere Besatzdichte – mehr Stress – mehr Keime

Die Schlussfolgerung: Die höheren Besatzdichten bei Legehennen, bedeuten automatisch mehr Stress für das Einzeltier. Das führe offensichtlich dazu, dass einige Darmbakterien den Darm besser kolonialisieren können und sich die pathologische Keime effektiv weiter verbreiteten.
Im Hinblick auf den sorgfältigen Umgang mit Antibiotika bestätigen die vorliegenden Ergebnisse aus den USA einmal mehr: Durch eine tiergerechtere Haltung mit ausreichendem Platzangebot lässt sich die Tiergesundheit verbessern, gleichzeitig nimmt die Notwendigkeit antibiotischer Behandlungen ab.

Quelle:
American Association of Avian Pathologist

Hintergrund: Käfighaltung verboten?

Die klassische Käfighaltung ist in Deutschland verboten, aber sogenannte ausgestaltete oder „möblierte“ Käfige sind noch bis 2025 zugelassen. Im Rest Europas sind diese „Kleingruppen“ sogar vielfach die vorherrschende Haltungsform für Legehennen, wie der Agrarstatistiker Georg Keckl hier berichtet. Er schreibt: In keinem anderen Haltungssystem gebe es gesündere, sauberere, langlebigere, parasitenärmere („Blutlaus“-Fibronil-Skandal), unversehrtere, stressärmere und besser beobachtete Hennen als in den neuen Käfigen; die hygienischsten Eier gebe es obendrein.

Wo Legehennen noch in Käfigen leben: Grafische Gegenüberstellung der verschiedenen Haltungsformen. (Quelle: EU-Kommission)

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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