Geflügelpest: „Dynamische Ausbreitung“ in Europa

H5N8-Ausbreitung in Europa (Stand 26.12.2016/Daten OIE/Karte: Flutrackers.com

Seit Weihnachten hat die Geflügelpest auch in Deutschland weitere Nutztierhaltungen infiziert: Rund 90.000 Puten wurden oder werden in geflügeldichten Regionen allein in Niedersachsen getötet. Europaweit sind 16 Staaten von der Tierseuche betroffen, die sich weiter „mit großer Dynamik“ (FLI) ausbreitet
(aktualisiert: 29.12.2016 – 14:30)

(jh) – In Niedersachsen bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) die hochpathogene Form der Geflügelpest (H5N8) in folgenden Regionen:

Aktuelle H5N8-Ausbrüch in Deutschland (Stand 28.12.2016 / Karte: © FLI)

Aktuelle H5N8-Ausbrüche in Deutschland (Stand 28.12.2016 / Karte: © FLI)

  • Am Dienstag (27.12.) in einem Putenmastbetrieb mit 22.300 Tieren in Hude (Landkreis Oldenburg).
  • Zuvor galt das bereits für 10.000 Mastputen in Dötlingen, Landkreis Oldenburg – die Tiere im Betrieb selbst sowie in zwei Kontaktbetrieben (jeweils 12.000 Puten) im benachbarten Landkreis Vechta wurden gekeult. Zwischen den drei Geflügelhaltungen hatte es enge Kontakte gegeben, vor allem durch Futtermeister, die an allen drei Standorten in die Ställe gingen.
    Insgesamt sind in den Sperrbezirken (Radius drei Kilometer) und Beobachtungsgebieten (Radius zehn Kilometern), die um die Ausbruchsorte Hude und Dötlingen eingerichtet wurden, 890 Geflügelhaltungen mit 6,7 Millionen Stück Geflügel angesiedelt.
  • Auch bei 14.000 Puten im Landkreis Cloppenburg hat sich der H5N8-Verdacht bestätigt. Betroffen sind in den Gemeinden Garrel und Bösel im Ausbruchsbetrieb sowie in einem Kontaktbetrieb insgesamt 21.200 Putenhähne.
    Auch hier liegen im Sperrgebiet (1 Kilometer) Bestände mit rund einer Million Stück Geflügel.
  • Ein weiterer Verdacht (H5-Nachweis) ergab sich am Donnerstag (29.12.) ebenfalls Landkreis Oldenburg. Betroffen ist ein Putenbestand in Hude mit 13.500 Tieren.
  • Der vierte Fall ist ein Kleinstbestand mit 18 Hühnern und sechs Enten im Landkreis Northeim.

Deutschland: 15 Bundesländer betroffen

In Deutschland sind bislang 15 Bundesländer von der Wildvogel-Geflügelpest betroffen. In größeren Hausgeflügelbeständen hatte es neben Niedersachsen in der Vorweihnachtswoche auch Ausbrüche in NRW (Kreis Gütersloh / 2.800 Gänse) und Sachsen-Anhalt gegeben.
Am 27.12. meldet NRW einen weiteren Ausbruch in Rees (Kreis Kleve) bei 16.000 Mastputen.

Neuer Vogelgrippefall in NRW, Kreis Kleve. (Foto: Screenshot Tweet.NRW.Remmel)

Neuer Vogelgrippefall in NRW, Kreis Kleve. (Foto: Screenshot Tweet.NRW.Remmel)

Wildvogelfunde: „Nur Spitze des Eisbergs“

Die aktuellste offizielle Risikobeweretung des FLI (Stand 22.12.2016) spricht von einer europaweiten Ausbreitung der Infektion „mit großer Dynamik“. Es laufe unter wilden Wasservogelarten derzeit eine hochpathogene H5N8-Epidemie ab, bei der anhand der Totfunde nur die Spitze des Eisbergs erkennbar sei. Das zeige sich auch in einer Häufung von Todesfällen bei Bussarden, Seeadlern und Möwen, die sich auch von Aas ernähren. Insgesamt sei das Virus bei bisher bei 35 verschiedene Vogelarten nachgewiesen.

Europa: Vogelgrippe in 16 Staaten

Auch in Europa grassiert der Erreger inzwischen in 16 Staaten. Besonders in Ungarn, Frankreich und den Niederlanden sind zahlreiche Hausgeflügelhaltungen betroffen. Frankreich meldete zuletzt (26.12.2016) 52 Ausbrüche in Nutzgeflügelbeständen (überwiegend Puten und Enten). Auch auf den britischen Inseln gab es Ausbrüche.

Weltweit: 77 Staaten – 13 Virustypen

Weltweit wurden im Jahr 2016 bereits Vogelgrippeausbrüche aus 77 Staaten mit 13 unterschiedlichen Virustypen gemeldet. Südkorea etwa hat bis jetzt über 26 Millionen Stück Geflügel töten lassen,
Den aktuell in Europa grassierende Stamm H5N8 führt das FLI nach Genanalysen auf Ausbrüche unter Wildvögeln im Sommer dieses Jahres in Südrussland zurück.

China: Zwei Tote durch Vogelgrippe

In Asien verbreiten sich parallel aber noch andere Vogelgrippevirenstämme, die auch Infektionen beim Menschen auslösen. So meldete etwa China bereits mehrere H7N9-Infektionen an denen bislang zwei Menschen verstarben.

Informationsseiten:

Die Ausbrüche europa- und weltweit einzeln zu melden, ist aktuell kaum noch möglich. Interessenten finden Informationen auf folgenden Seiten:

Deutschland:
Eine Übersicht bietet die werktäglich aktualisierte Webseite des Friedrich-Löffler-Institutes (FLI).

International:
Webseite der Welttiergesundheitsorganisation (OIE – zeitverzögerte Übersicht)
OIE-Update-Seite – Kartenansicht plus weiterführende Links (letztes update 26.12.2016)
OIE–Karten (geografische Einstellungen und Zeiträume variabel)

„Bird Flu“-Suche auf der Webseite der Nachrichtenagentur Reuters
Schnelle und aktuelle Informationen aus verschiedensten (verlinkten) Quellen bietet die Seite flutrackers.com (Quelle des Beitragsbildes)

Quellen (Deutschland):
im Artikel verlinkt (Unterstreichung)
FLI-Risikobewertung vom 22.12.2016 (ungekürzt – PDF-Download)
Aktuelle Informationen auf dieser FLI-Internetseite
Karten zur Ausbreitung der Geflügelpest (werktäglich aktualisiert)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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