Puh, der Girlsday macht Arbeit! Monatelang rufen Mütter und Mädchen an und wollen einen Platz beim Tierarzt. Am Tag der Tage haben wir sogar einen Schichtbetrieb eingeführt, so voll ist es da. Wissen die Eltern eigentlich, wie anstrengend das ist?
fragt Henrik Hofmann
Ein Praktikum beim Tierarzt ist nach wie vor ein Renner – nicht nur für Mädchen. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass die Plätze immer knapper werden. Es gibt wohl viele Kollegen, die keine Praktikanten mehr nehmen – und ja, es gibt durchaus eine Reihe von guten Gründen dagegen:
Das Risiko, dass die „irgendwas falsch verstehen“ und das dann in die Öffentlichkeit tragen ist groß.
Sie haben keinerlei Hygieneverständnis, oft fehlen ihnen Umgangsformen („Und warum bist DU Tierarzt geworden?“) und auch Respekt (vor Mensch und Tier).
Einige sind sogar spürbar desinteressiert – und warum machen die dann bloß ausgerechnet beim Tierarzt ein Praktikum?
Bei wieder anderen sind die Eltern, speziell die Muttis, so grell, dass wir schon Praktika abgebrochen haben. Aus Furcht, irgendwie in Regress genommen zu werden. Für was auch immer.
Ach ja: Und dann gibt es Praktikanten, die so müffeln, dass einem die Augen brennen („Einer stinkt hier und ich bin’s nicht. Derjenige geht bitte aufs Klo, da steht ein Deo. Das sprüht der sich bitte ganz ganz schnell unter die Arme!“).
Und nicht zuletzt muss man sagen, dass Praktikanten Arbeit machen. Zumindest, wenn man ihnen wirklich was zeigen will, muss man Zeit investieren. Man selbst und auch die Mitarbeiter.
„Wir streicheln nicht nur“
Dennoch: Ich finde Praktika und sogar den Girlsday toll! Das sind großartige Chancen für die Kinder. Wir bemühen uns, ihnen ein möglichst breites Spektrum zu zeigen. Pferde, Schafe, Rinder, Hunde Katzen, Heimtiere, Exoten. Und ein bisschen Blut muss fließen.
Was mir persönlich am Herzen liegt, ist die Fleischbeschau. Da bin ich gnadenlos, jeder und jede muss mal mit. Ich möchte, dass sie wissen, dass all die süßen Lämmer und Ferkel und Küken nur aus einem Grund leben: Weil wir sie essen! Grausam aber wahr.
Es ist mir auch wichtig, dass sie sehen, dass wir nicht nur streicheln. Es ist oft ekelhaft und blutig … Tod, Schmerz und Leid sind allgegenwärtig. Gefallen tut es dennoch fast allen unseren Praktikanten – oder vielleicht auch deshalb.
Hey, der Tag hat sich gelohnt
Einer unserer heutigen „Schichtdienst-Girls“ – Johannes – hat abends angerufen und gefragt, ob er ein längeres Praktikum machen darf. Es sei so toll gewesen! (Hey, der Tag hat sich gelohnt!)
Viele sagen aber: So gut es ihnen gefallen habe, als Beruf fürs Leben könnten sie es sich nie und nimmer vorstellen.
Toll! antworte ich da, 100 Punkte! Denn genau darum geht es: Etwas zu finden, was womöglich ein Leben lang Spaß machen kann.
Ein anderer Praktikant hat uns geholfen, Praxismöbel zusammen zu bauen. Am Ende meinte er, das nächste Praktikum würde er in einem Handwerksbetrieb machen. Das Möbelschrauben sei eher was für ihn gewesen.
Na, was will man mehr?