Fehler vermeiden, die wir selbst schon gemacht haben, gehört zum Grundprogramm, das wir unseren Studienpraktikanten zu vermitteln versuchen. Denn: Alles, was in einer Praxis irgendwie passieren kann, wird irgendwann passieren. Und sei es noch so absurd: Etwa der zweimal vergessene Eierstock … bei Tieren der gleichen Besitzerin.
von Henrik Hofmann
Grundsätzlich bin ich ein großer Freund von Routinen und standardisierten Abläufen. Das gilt für den Umgang mit Patientenbesitzern, Behandlungsmethoden, Verwaltung, Operationen. Vieles davon haben wir in unsere Dokumentation für Qualitätssicherung eingearbeitet. Doch leider steckt der Teufel im Detail: Gerade die vermeintliche Sicherheit einer Routine verleitet zu Gedankenlosigkeit. Und dann passieren Fehler, die man niemals für möglich gehalten hätte.
Fehler einräumen und nachbessern
Ein Beispiel? Ist es möglich, dass man bei der Kastration eines weiblichen Tieres einen Eierstock entnimmt – und den zweiten im Tier vergisst? Eigentlich nicht, oder? Also … mir ist das in über 20 Jahren Berufsleben insgesamt zwei Mal passiert. Das erste Mal war bei einer Katze. Als die nach Kastration rollig wurde, war die Besitzerin fassungslos. Ich räumte einen möglichen Fehler meinerseits sofort ein, „besserte nach“ und die Frau verzieh mir.
Das zweite Mal war drei Jahre später bei einer Hündin. Und die wurde nicht nur läufig sondern auch noch gedeckt. Das verrückte an der Geschichte: sie gehörte der gleichen Besitzerin wie die Katze! Ich schwöre, es waren die beiden einzigen Male. In diesem Fall war nicht nur die Besitzerin fassungslos sondern auch ich selber. Wie kann so etwas passieren?
Die Frau hat mir die Geschichte dann leider doch übel genommen und kam nach dem zweiten „Nachbessern“ nie wieder. Und ich habe etwas daraus gelernt: Was passieren kann passiert. Und sei es noch so verrückt!