Auf speziell ausgewiesenen Friedhöfen können seit Juni 2015 Urnen von Mensch und Tier in einem Grab beigesetzt werden. Die Vertreter der beiden hessischen Landeskirchen sind davon allerdings nicht begeistert: Tier würden zu sehr vermenschlicht.
(hh) – „Nachdem wir immer wieder auf einen gemeinsamen Friedhof von Mensch und Tier angesprochen wurden, haben wir uns nun entschlossen, diesen ungewöhnlichen und innovativen Schritt zu gehen“, sagte Judith Könsgen, Leiterin der Friedhofsverwaltung „Unser Hafen“. An zunächst zwei Standorten – in Braubach bei Koblenz und in Essen (Ruhrgebiet) – können Tierbesitzer ein gemeinsames Freundschafts- oder Familiengrab für sich, ihre Familie und Ihre Tiere erwerben. Eingeäschert werden Menschen im Menschenkrematorium und Tiere im Tierkrematorium.
Tiere als Grabbeigaben
Gegen eine kirchliche Bestattung von Mensch und Tier in gemeinsamen Gräbern haben sich Vertreter der beiden Landeskirchen in Hessen gewandt. Dies berichtet die evangelische Nachrichtenagentur idea. Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Rahn (Darmstadt), sehe darin Grenzüberschreitungen. Im ungünstigsten Fall drohten Tiere zu reinen Grabbeigaben zu werden. Es sei aber auch denkbar, dass sie vermenschlicht würden und der Unterschied zwischen Mensch und Tier verwischt werde. „Die Bibel rückt im ersten Schöpfungsbericht beide sehr nahe aneinander – aber unterscheidet sie auch deutlich voneinander“, erklärte Rahn auf Anfrage idea.
Nachvollziehbar sei zwar das Empfinden, Tiere hätten eine Seele, räumte Lutz Friedrichs (Kassel) ein. Der Referent für Theologie, Gottesdienst und Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck will davon aber die Würde des Menschen unterschieden sehen. „Hat das Tier auch einen christlichen Glauben?“ Dies bezweifelt der Theologe jedoch „bei aller Wert- und Hochschätzung für die wichtige Rolle der Tiere“.
Keine gemeinsame Trauerfeier
Angeboten werden ausschließlich Urnengräber. Dabei haben Kunden die Wahl zwischen freier Grabgestaltung mit eigener Grabpflege oder einem Grab inklusive der gärtnerischen Arbeiten. Gemeinsame Trauerfeiern für verstorbene Menschen und Tiere soll es aber laut Anbieter nicht geben.