Antibiotikamonitoring nachbessern und eine Tiergesundheitsdatenbank einführen – auf dem 35. Internationalen Veterinärkongress des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT) in Bad Staffelstein sandten gleich drei Verbandspräsidenten eine klare Botschaft an die Politik.
von Jörg Held
Drei Tierärzteverbandspräsidenten – eine Botschaft: Die kleine Gruppe der Tierärzte müsse bei allen unterschiedlichen Schwerpunkten innerhalb der Verbände besonders gegenüber der Politik in Berlin und Brüssel mit einer Stimme auftreten. Nacheinander betonten BbT*-Präsident Dr. Holger Vogel, BTK*-Präsident Dr. Uwe Tiedemann und, bpt*-Präsident Dr. Siegfried Moder vor 670 Tierärzten aus allen Ebenen der Veterinärverwaltung in Bad Staffelstein die künftige politische Marschrichtung. Sichtbar werden soll das auch bei einem gemeinsamen Treffen der Präsidenten mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Juni.
Tierärzte fordern Tiergesundheitsdatenbank
Ein Thema steht dabei für alle drei Verbände ganz oben auf der Agenda: Der Antibiotikaeinsatz in der Tiermedizin – aber eben nicht der politisch oft zu eng gesetzte Focus auf eine Mengenreduzierung. Den Tierärzten geht es um die Antibiotikaresistenzen: Wer die minimieren wolle, müsse zuallererst die Tiergesundheit verbessern. Deshalb wollen sich alle drei Verbände für eine Tiergesundheitsdatenbank einsetzen. Dazu sollen Daten zur Tiergesundheit sowohl aus den Beständen als auch vom Schlachthof mit den Antibiotikadaten zusammengeführt werden.
Der Hintergrund: Das Ziel einer Antiobiotikamengenreduzierung dürfe nicht dazu führen, dass Tieren notwendige Behandlungen vorenthalten werden. Es könne nicht sein, dass ein Tierhalter schon deshalb als „gut“ gilt, weil er wenig Antibiotika einsetzt – selbst wenn die Tiere dabei leiden.
Antibiotikamonitoring nachbessern
Auf dem Weg zu einer Tiergesundheitsdatenbank sei das staatliche Antibiotikamonitoring nachzubessern und zwar noch in dieser Legislaturperiode, auf jeden Fall aber vor der für 2019 geplanten Evaluierung.
Den Amtstierärzten ist dabei vor allem eines wichtig: „Es kann den Tierhaltern nicht freigestellt bleiben, ob sie aktiv werden müssen, wenn sie keine Antibiotika eingesetzt haben“, bemängelt BbT-Präsident Vogel. „Wir brauchen eine verbindliche vorgeschriebene Null-Meldung.“ Nur dann ließe sich eindeutig unterscheiden, ob eine notwendige Meldung unterblieben sei oder tatsächlich nichts eingesetzt wurde. Aktuell müssten die Behörden zu viel Zeit investieren, um überhaupt die Richtigkeit der Eingaben zu prüfen. Die fehle dann, wenn es um das eigentliche Ziel gehe, das Absenken eines überproportional häufigen Einsatzes.
Spaltet die Nutztierhaltung die Gesellschaft?
Der jährliche Internationale Veterinärkongress in Bad Staffelstein bildet mit wissenschaftlichen Vorträgen zu aktuellen Themen aus den Bereichen Tiergesundheit, Tierschutz, Lebensmittelhygiene und Fleischhygiene behandelt alle wichtigen Arbeitsgebiete des amtstierärztlichen Dienstes.
Das anschließende Seminar befasst sich in diesem Jahr mit der immer „stärker zu spürenden Spaltung der Gesellschaft im Hinblick auf die Akzeptanz der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung.“ Die Amtstierärzte sehen sich hier „im Spannungsfeld der Interessen“ und erleben das oftmals als „eine tägliche Zerreißprobe“ – bis hin zur gesundheitlichen Gefährdung.