„Unpassende“ Kollegen – die Treppen-Probe

Machen sie auch

Die Hälfte unseres Lebens verbringen wir mit Arbeit. Müssen wir uns da in der Praxis mit Kollegen umgeben, die uns unglücklich machen? 

von Henrik Hofmann

Ich arbeite pro Tag etwa zehn Stunden. Ein bis zwei weitere Stunden bin ich im Kopf mit Tiermedizin beschäftigt: Lese Fachartikel, gräme mich wegen böser Patientenbesitzer, bespreche Fälle, bilde mich fort. Das entspricht zusammen einem halben Tag. Ich könnte sagen: Ich verbringe mein halbes Leben mit Arbeit. Das tue ich gerne. Wie viele andere Tierärzte und Tiermedizinische Fachangestellte fühle ich mich zum Beruf berufen. Was aber, wenn die Arbeit uns unglücklich machen würde?

Die wichtigsten Faktoren, warum wir unglücklich sind oder sein können:

  • Zu wenig Geld
  • Zu wenig Freizeit
  • Unangenehme Patientenbesitzer
  • Miese Kollegen

Lassen sich diese Probleme lösen? Oder müssen wir auswandern?

  • Wenn wir zu wenig Geld verdienen, liegt es meist an der Strategie – oder daran, dass wir nicht nach GOT abrechen
  • Wenn wir zu wenig Freizeit haben, liegt es meist daran, dass wir nicht nach GOT abrechnen bzw. zu billig sind – zu viel Zulauf haben (der „billige Jakob“)
  • Zu „unangenehmen Patientenbesitzern“ fällt mir ein, was ich mal auf einer Fortbildung gelernt habe: Jeder hat die Klientel, die er verdient.
  • Und schließlich (darauf will ich eigentlich hinaus): Was ist mit Kollegen, die uns den Alltag vergällen?

Wie geht es Ihnen, liebe Kollegen? (bitte ankreuzen)

sprechen sie auch

Freuen sie sich auf ihre Kollegen?

  • ( ) Freuen Sie sich auf Ihre Kollegen, schon bevor Sie in die Praxis fahren?
  • ( ) Fühlen Sie sich in der Praxis als Teil eines funktionierenden Teams?
  • ( ) Gibt es Gesprächsthemen, die über die tägliche Arbeit hinausgehen?
  • ( ) Ist die Arbeitsatmosphäre die überwiegende Zeit positiv? Lachen Sie zusammen?
  • ( ) Haben Sie auch außerhalb Ihres Arbeitsplatzes Kontakt zu Kollegen?

Überall ein Kreuzchen? Herzlichen Glückwunsch, Sie sind in der richtigen Praxis!

Ich bin selbständig (arbeite selbst und ständig – haha!) und kann mir meine Mitarbeiter aussuchen. Theoretisch. Manchmal ist es aber so, dass man jemanden falsch eingeschätzt hat. Oder das gesamte Team gesprengt wird, weil sich neue Mitarbeiter nicht einfügen können / wollen / „einfach anders ticken“. Und dann beginnt die große Qual!

  • „Ich rede noch mal mit ihr!“
  • „Das kann sie nach so kurzer Zeit noch nicht wissen!“
  • „Die anderen kommen mit ihm überhaupt nicht klar…“
  • „Ich rede noch mal mit ihr!“
  • „Sie hat halt im Privatleben Stress, das muss man verstehen.“
  • „Ich rede noch mal mit ihm!“
  • „Das müsste jetzt aber langsam mal klappen…“
  • „Wie lange geht noch mal die Probezeit?“
  • „Ich rede noch mal mit ihr!“
  • „Oh, Scheiße….!“

Die Treppen-Probe

Wir haben die Privatwohnung über der Praxis und nach vielen Jahren habe ich die sogenannte „Treppen-Probe“ entwickelt: Gehe ich morgens die Treppe runter und denke „juhu, gleich sehe ich Tina und Ute und Sonja und Antje und Dani und Herrn Baumann und die Doris“ – dann habe ich was richtig gemacht!

Gehe ich aber die Treppe runter und denke: „Mensch, jetzt muss ich mit der schon wieder reden, ihr erklären, schimpfen; was hat die sich bloß gedacht…!“ Dann hab’ ich ein Problem. Und ich glaube mittlerweile: Dafür gibt es nur eine Lösung. (Nein, nicht sie die Treppe runterstossen.)

Natürlich gibt es immer zwei Seiten. Es gibt unterschiedliche „Typen“ (stammt nicht von mir, hab‘ ich irgendwo gelesen):

  • Der kreative Problemlöser
  • Die gute Seele der Praxis
  • Der engagierte Macher
  • Der Freizeit-Koch
  • Die sympathische Gute-Laune-Fee
  • Der hilfsbereite Freund

All diese Typen sind gut und wichtig. Aber man muss sich auch gut verstehen. Es ist oft einfach die Chemie, die stimmen muss. Jeder ist auf seine Art nett, liebenswert, wichtig. Aber man kann und muss sich nicht mit jedem verstehen. Um die eigene Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten, sollten wir vielleicht aber den Faktor „Sympathie“ mit berücksichtigen.

Bild: ©2015 WiSiTiA/tierundleben.de

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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