Gabe von Immunglobulinen bei Ferkeln

Hochfruchtbare Sauen werfen häufig mehr Ferkel als sie Zitzen haben. Der Nachwuchs erschöpft sich so schon früh in Rangordnungskämpfen. Australische Forscher versuchten mit einem Immunglobulin-Transfer die Widerstandskraft der Ferkel zu erhöhen.

Hohe Wurfzahlen nach der einfachen Formel: mehr Ferkel = mehr Gewinn, waren jahrelang das Zuchtziel. Aber das Gesamtgewicht eines Wurfs lässt sich nicht beliebig steigern, sondern bleibt relativ konstant. Mehr Ferkel bedeuten so automatisch auch kleinere, leichtere Ferkel. Je kleiner und schwächer ein Ferkel auf die Welt kommt, desto geringer ist allerdings seine Überlebenswahrscheinlichkeit. Die ohnehin schon schwachen Tiere müssen außerdem noch um die Zitzen kämpfen, denn Sauen haben in der Regel zwölf Zitzen (Rasseunterschiede möglich). Würfe mit 17-19 Ferkeln sind aber keine Seltenheit. Um akzeptable Aufzuchtergebnisse zu erreichen, müssen die Landwirte deshalb viel Zeit in das Management der kleinen Ferkel investieren. Eine Zufütterung und gute Tierbeobachtung sind unerlässlich.

Plasmaübertragung für besseren Immunstatus

Durch Plasmaübertragungen versuchten Australische Tierärzte die Überlebensraten von Ferkeln mit niedrigen Geburtsgewichten zu verbessern. Down under liegt die Ferkelsterblichkeit derzeit bei 24 Prozent.  Siew Woon und ihre Kollegen von der Charles Sturt University im australischen Wagga Wagga gewannen das Plasma von Spendersauen aus dem selben Betrieb (Large White x Landrasse). Sie bestimmten dessen Immunglobulin G-Gehalt, denn die vorrangige Idee war es, genügend Immunglobuline zu transferieren und damit die Widerstandsfähigkeit der Ferkel zu erhöhen.

Gute IgG-Konzentrationen verbessern Situation nicht

Die Tierärzte bildeten drei Vergleichsgruppen: die unbehandelten Kontrolltiere und die, die entweder einmal oder zweimal mit Plasma versorgt wurden.
Die höchsten IgG-Konzentrationen im Blut hatten zu jedem Kontrolltermin die Ferkel, die eine einmalige Plasma-Behandlung erhalten hatten. Die höchsten täglichen Zunahmen erreichten aber die Tiere, die bereits zur Geburt am größten waren. Die Wissenschaftler konnten mit den Plasmagaben keinen positiven Effekt bei Ferkeln mit niedrigen Geburtsgewichten feststellen. Weder die täglichen Zunahmen noch die Überlebensraten verbesserten sich.

Späte Wurfausgleiche belasten Ferkel

Saugferkel und Mutter

Saugferkel und Mutter (Foto: WiSiTiA/aw)

Ein Grund dafür könnte nach Ansicht der Tierärzte im Versuchsaufbau liegen. Ferkel eines Wurfes haben bereits nach 24 Stunden eine feste Trinkordnung. Werden sie nach dieser Zeit umgruppiert, dann kommt es erneut zu Rangordnungskämpfen, die die ohnehin schwachen Tiere noch weiter schwächen. Wenn ein Wurfausgleich stattfinden soll – Ferkel aus großen Würfen werden an Sauen angesetzt, die weniger als zwölf Ferkel haben – oder eine Amme eingesetzt wird, dann müssen die Ferkel so schnell wie möglich nach der Geburt umgesetzt werden. Das wurde in den vorliegenden Versuchen nicht ausreichend berücksichtigt. Die Australier wollen weiter mit Immunglobulinen arbeiten, allerdings in den nächsten Versuchen andere Aufzuchtbedingungen schaffen.

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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