Das West-Nil-Virus ist 2020 in Deutschland und auch Europa auf dem Vormarsch. 70 Nachweise bei Tieren gibt es inzwischen hierzulande, vier Pferde starben bisher. Das Friedrich-Loeffler-Institut empfielt die Impfempfehlungen zu beachten, da man mit einer weiteren Ausbreitung rechnet. Auch bei Menschen wurden bisher 12 Fälle* diagnostiziert, sechs davon im Krankenhaus behandelt.
(FLI/jh) – 2020 tritt das West-Nil-Virus (WNV) erneut in den Regionen Ostdeutschlands auf, aus denen bereits in den beiden Vorjahren Fälle gemeldet wurden. Dabei überschneiden sich die Gebiete in denen sich Tiere und Menschen infiziert haben. Betroffene Bundesländer sind Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Hier gab es bereits in den Jahren 2018 und/oder 2019 WNV-Nachweise bei Tieren und Menschen.
Erster Fall bei einem Pferd in Niedersachsen
Erstmals wurde auch in Niedersachsen, Landkreis Helmstedt, bei einem klinisch erkrankten Pferd mit neurologischer Symptomatik eine WNV-Infektion bestätigt. Erkrankungsfälle bei Vögeln in dieser Region seien bisher noch nicht bekannt, sagt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI).
Infizierte Tiere zeigen auch ein WNV-Infektionsrisiko für Menschen an. So wohnten alle 2019 bestätigt infizierten Menschen in Kreisen mit WNV-Befunden im Tier.
Pferdehalter sollten Impfempfehlung beachten
Das FLI sieht im Vergleich zum Vorjahr eine Ausbreitungstendenz. Man rechnet mit weiteren Erkrankungsfällen bei Vögeln und Pferden in den nächsten Wochen und rät: Pferdehalter sollten die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet/PDF-Download) beachten. Diese beschreibt auch detailliert das West-Nil-Krankheitsbild und enthält eine Auflistung der zugelassenen Impfstoffe.
70 Nachweise bei Pferden, Zoo- und Wildvögeln
Bisher (1.10.2020) bestätigte das Nationale Referenzlabor für West-Nil-Virus-Infektionen am FLI im Jahr 2020 Nachweise bei 54 Zoo- und Wildvögeln sowie 16 Pferden. Weitere Pferde befinden sich derzeit in der Abklärung. Vier Pferde starben bisher an den Folgen der Infektion.
Auch in Zoos wurde die WNV-Infektion auch bei erkrankten und/oder verendeten Vögeln nachgewiesen: Im Bergzoo Halle (Sachsen-Anhalt) ist eine Alpendohle an der Infektion verstorben, in Bernburg (Sachsen-Anhalt) ein Uhu und im Erfurter Zoopark (Thüringen) eine Schneeeule.
Das West-Nil-Virus wird von unterschiedlichen Stechmückenarten, insbesondere der Gattung Culex, übertragen. Es hat einen en-zootischen Zyklus mit Stechmücken als Vektoren und Reservoir und Vögeln als Amplifikationswirten. Menschen und Pferde gelten als Fehlwirte, die zwar erkranken können, an denen sich die Stechmücken jedoch nicht wieder infizieren und das West-Nil-Virus dann weiterverbreiten können.
Steigende Fallzahlen auch bei Menschen
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete im September auch eine Reihe von Humaninfektionen, die durch Mücken erworben wurden. Allein für Leipzig hat man sieben WNV-Nachweise ermittelt – sechs mit einer klinischen Erkrankung, drei davon schwer. Weitere zwei Fälle gibt es in Meißen und Berlin, außerdem sei eine „niedrige einstellige Zahl“ jeweils in Sachsen und auch in Berlin noch „in Abklärung“.
(Update 12.10.2020: Inzwischen sind 12 Infektionen beim Menschen sicher bestätigt und auch im Europäischen Monitoring erfasst.)
Die meisten West-Nil-Infektionen verlaufen mild. Bei etwa 20 Prozent der infizierten Menschen verursacht das Virus Symptome, hauptsächlich Fieber oder Hautausschlag. Nur etwa ein Prozent entwickelt eine schwere Erkrankung. Deshalb müsse man von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe am Bernhard-Nocht-Institut (Hamburg): „Wahrscheinlich gibt es in Wahrheit Hunderte Infizierte.“
Europa: Mehr Fälle bei Menschen als bei Pferden dokumentiert
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) meldet für das Jahr 2020* zuletzt 285 West Nil Infektionen bei Menschen, von denen 31 tödlich verliefen. Der Schwerpunkt liegt in Griechenland (135/20).
Bei Pferden hat das ECDC bisher über das interantionale Meldesystem ADNS 162 Ausbrüche registriert. Hier liegt Deutschland mit 18 Nachweisen bereits hinter Spanien (126) auf Platz 2.
(*Alle Zahlen im Text Stand 8.10.20 – der ECDC-Link führt aber auf eine Seite die wöchentlich die erfassten West-Nil-Zahlen aktualisiert).