Verdoppelt sich die ASP-Fallzahl in Brandenburg auf ≈ 100?

Wildschweinrotte im WaldWildschweine leben in Rotten. Auf einer Oderinsel wurde jetzt ein Verbund von +30 anscheinend mit Afrikanischer Schweinepest infizierten Wildschweine entdeckt. (Symbolfoto: © DJV/Reinwald)

Hinweis: Der Landkreis teilte inzwischen (19.10.20) mit, dass es sich bei der Beobachtung um eine Falscheinschätzung gehandelt habe. Mehr Details in der ASP-Chronologie.

Auf der Oderinsel in Küstrin-Kietz im Landkreis Märkisch-Oderland (nördliches Kerngebiet) haben Drohnen bei der Kadaversuche rund 30 oder mehr verendete oder anscheinend kranke Wildschweine entdeckt. Ein ASP-Nachweis der Afrikanischen Schweinepest bei diesen Tieren steht aber noch aus.

(jh – 11.10.2020) – Mehrere Medien (s. u.), die sich auf den Sprecher des Landkreises Märkisch-Oderland beziehen, berichten von dem Fund. Unter anderem mit Wärmebildkameras ausgerüstete Drohnen hätten die verendeten und erkrankten Wildschweine auf der Oderinsel in Küstrin-Kietz entdeckt. Die berichteten Zahlen schwanken zwischen mindestens 30 und fast 50 Tieren. „Die Hälfte ist schon tot und die andere Hälfte offensichtlich krank“, wird Landkreisprecher Thomas Behrendt etwa vom RBB zitiert. Die lokal gut vernetzte Märkische Oderzeitung (MOZ) listet 17 tote und 30 erkrankte Wildschweine.
Die Wildschweine würden nun weiter mit Drohnenflügen beobachtet: „Ein Eingreifen wäre zu gefährlich, weil erkrankte Tiere sehr aggressiv sind“. Zudem gilt die Insel als munitionsbelastet und dürfe deshalb nicht betreten werden.
Eine offizielle Bestätigung des ASP-Nachweises gibt es deshalb auch noch nicht. Das Bundeslandwirtschaftsminiaterium bestätigte aber inzwischen (12.10.2020) den Sachverhalt: Ziel sei, die Tiergruppe zu isolieren und damit eine Verbreitung der Tierseuche zu verhindern. Laut Medienberichten wird die Insel, die nur durch einen 10 Meter breiten Wasserstreifen vom Ufer getrennt ist, dazu mit einem doppelten Elektrozaun abgetrennt. Futterstellen sollen die Wildschweine derweil auf der Insel halten.

Nachtrag 14.10.2020: Die Wildschweine auf der mit Munition belasteten Oderinsel sollen nicht aufgescheucht werden. Die Insel wird eingezäunt, berichtet der RBB. Bis die Zaunanlage steht, „bewachen“ Jäger die Insel. Sie sollen Wildschweine erlegen, die die Insel verlassen wollen. Man geht davon aus, dass die Tiere dort dann an der Afrikanischen Schweinpest verenden werden. Diese Wildschweine sind bisher nicht in die offizielle Zählung der ASP-Nachweise (siehe Tabelle unten) eingeflossen.

Nach weiteren Kadaverfunden im 1. und auch 2. Kerngebiet ist die Gesamtzahl der bestätigten Nachweise auf 69 gestiegen.

Tabelle: Bestätigte Fälle Afrikanische Schweinepest in Brandenburg 14.10.2020 + Karte
Wildschweine und Elektrozäune – das YouTube-Video der Märkischen Oderzeitung (MOZ) zeigt, wie „lässig“ Wildschweine von Polen aus die Oder durchschwimmen und den ASP-Schutzzaun auf der Deichkrone durchbrechen. (Video: MOZ)

Fallwildsuche läuft auf Hochtouren

Nachdem der Zaun um das rund 45 Quadratkilometer große zweite Kerngebiet bei Bleyen (Landkreis Märkisch-Oderland) fertiggestellt wurde (siehe Karte unten), läuft die Fallwildsuche auch dort auf Hochtouren. „Wir suchen seit heute Morgen mit rund 300 Helfern zu Lande, zu Wasser und aus der Luft“, sagte der Sprecher des Landkreises, am Samstag. Beteiligt seien Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren, des Technischen Hilfswerkes, Polizisten, Jäger, Landwirte und Mitarbeiter der Kreisverwaltung.

Karte ASP-Restriktionsgebiete Brandenburg
Die Behörden haben das ASP-Restriktionsgebiet entlang der deutsch-polnischen Grenze deutlich ausgeweitet, indem sie die „gefährdeten Gebiete“ um die beiden Kernzonen miteinander verbunden haben. (Karte: © MSGIV)

Jäger zum Schutz der Helfer

Die Jäger seien aber nur für den Schutz der Helfer und nicht für die Jagd auf Wildschweine im Einsatz. Vier Drohnen, zum Teil mit Wärmebildkameras, überfliegen insbesondere die (Mais)Felder, um dort Wildschweine frühzeitig aufzuspüren, die sonst den Einsatzkräften gefährlich werden könnten.
Außerdem sind die Suchtrupps auch mit Booten auf der Oder unterwegs. So werden Schilfgürtel am Ufer untersucht, denn kranke Wildschweine ziehen sich gerne in geschützte und feuchte Bereich zurück.

Quellen: Medienberichte. u. a.
Radio Berlin Brandenburg
Märkische Oderzeitung (kostenpflichtig) und frei verfügbar

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