Corona und Haustiere – Stand der Dinge / Empfehlungen

Unter Laborbedingungen konnten Forscher Katzenwelpen durch eine direkte Injektion von SARS-Cov-2 in die Nase infizieren. Haustiere spielen aber weiterhin laut FLI keine Rolle bei der Übertragung auf den Menschen. (Symbolfoto: © WiSiTiA/aw)

Es gibt inzwischen Corona-Infektionsnachweise bei Haustieren. Unter Laborbedingungen wurden junge Katzen und Frettchen mit SARS-CoV-2 infiziert. Sie können auch erkranken. Das Friedrich-Loeffler-Institut betont aber, das Haustiere weiterhin „keine Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen“ und gibt Handlungsempfehlungen.

Hinweis: Es gibt HIER einen Beitrag mit aktuelleren Informationen und Links (23.4.2020) – die Aussagen dieses Artikels sind aber weiterhin gültig

Beitrag veröffentlicht: 2.4.2020 – 17:06
aktualisiert: 2.4.2020 – 17:55 (Absatz „Infektion selbst in Corona-Haushalten unwahrscheinlich“ ergänzt)

(jh) – Weltweit untersuchen Wissenschaftler, ob das neue Coronavirus (SARS-Cov-2) auch Haustiere infizieren kann und ob diese dann erkranken oder das Virus gar weitergeben. Unter speziellen Laborbedingungen hat sich dies inzwischen als möglich herausgestellt (Studien/Quellen-Links siehe Auflistung unten). In der aktuellsten Untersuchung wurde jungen Katzenwelpen eine hohe Viruslast direkt in die Nase injiziert und die Tiere über Tage in Käfigen in unmittelbarer Nähe zueinander gehalten.

FLI: Haustiere nicht aussetzen oder gar töten

Das Friedrich-Loeffler-Institut stellte in einem Frage und Antwort-Katalog (FAQ) zum Thema „Covid-19 und Haus- und Nutztiere“ auch unter Auswertung der neuen Untersuchungen fest: „Eine mögliche Infektion von Haustieren bedeutet nicht automatisch, dass sich das Virus in den Tieren vermehren kann und von ihnen auch wieder ausgeschieden wird.“ Auch erlaube die chinesische Untersuchung keine Rückschlüsse darauf, ob Katzen Virusmengen ausscheiden, die für eine Infektion des Menschen ausreichen.
Auch bei der SARS-CoV-Epidemie im Jahr 2003 war es zu Infektionen bei Katzen gekommen, ohne dass dies tatsächlich für eine Weiterverbreitung relevant war.

Ausdrücklich weist das FLI daraufhin: „Es besteht kein Grund dafür, Haustiere vorsorglich in Tierheimen abzugeben. Sollte ein Haustier positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden, besteht außerdem kein Anlass, das Tier einzuschläfern.“

Die-FAQ-Übersicht des FLI enthält darüberhinaus weitere wichtige Hinweise zum Umgang mit Haustieren, wenn Menschen in einem Haushalt infiziert sind oder an Covid-19 erkranken.

Infektion selbst in „Corona-Haushalten“ unwahrscheinlich

Der Europäische Verband der Klein- und Heimtierärzte (FECAVA) listet eine Reihe von Untersuchungen auf, in denen man Haustiere aus Corona-Haushalten auf eine Infektion untersucht hat. Angesichts der Millionenzahlen beim Menschen sind erst niedrige, einstellige Fallzahlen bei Hunden und Katzen berichtet. Das Vet-Labor IDEXX hat 3.500 Proben von Hunden, Katzen und Pferden aus Südkorea und den USA aus Infektionsregionen auf Covid-19 untersucht (Medienbericht). Keine war positiv.

Warum infizieren Wissenschaftler Haustiere absichtlich?

Zum einen geht es darum, Daten zu sammeln und herausfinden, ob Haustiere eine Rolle bei der Verbreitung spielen können. Die bisherigen Ergebnisse sagen: Nein. Das erklären übereinstimmend bislang neben dem FLI auch die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Weltverband der Kleintierärzte (WSAVA).

Wichtiger sind diese Untersuchungen aber bei der Suche nach Impfstoffen und Therapien. Ein Tiermodell, das die Infektion des Menschen widerspiegelt, wird derzeit weltweit dringend gesucht.
Versuche des FLI zeigen hier, dass sich Frettchen über die Nase effizient mit SARS-CoV-2 infizieren lassen, das Virus gut vermehren und es auf Artgenossen übertragen. Die Tiere vermehrten das Virus hauptsächlich in den oberen Bereichen des Atmungstraktes, zeigten dabei aber keine Krankheitssymptome. Damit steht laut FLI ein Infektionsmodell zur Verfügung, das bei der Erprobung von Impfstoffen und Medikamenten gegen SARS-CoV-2 helfen könnte.

Schweine und Hühner nicht empfänglich

DAs FLI hat auch bei Schweinen und Hühnern untersucht, ob sich die Tiere infizieren lassen, den Erreger vermehren und Krankheitssymptome zeigen. Auch wurde getestet, ob sie den Erreger wieder ausscheiden und damit eine potenzielle Gefahr für den Menschen darstellen könnten.
Das Ergebnis: Unter den FLI-Versuchsbedingungen zeigten sich weder Schweine noch Hühner als empfänglich für eine Infektion mit SARS-CoV-2. Nach jetzigem Kenntnisstand sind sie also von dem Virus nicht betroffen und stellen demnach kein potentielles Risiko für den Menschen dar.

Quellen:
Im Artikel direkt verlinkt
FLI-FAQ zum Thema Haus-/Nutztiere und SARS-CoV-2/Covid-19 (PDF-Download – Stand 2.4.2020)

Wie der praktizierende Tierarzt Ralf Rückert die aktuellen Meldungen für sich einordnet, können Sie hier lesen

Teilen
Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)