Eine Passage in aktuellen Medienberichten sorgt für Nachfragen: „Tierärzte sollen helfen“, heiße es in einem zweiten Gesetzespaket zur Bekämpfung der Corona-Krise, dass die Bundesregierung im Mai verabschieden möchte. Gemeint sind damit vor allem die Testkapazitäten veterinärmedizinischer Labore und kein unmittelbarer „Personaleinsatz“. Das Gesetz ermöglicht Corona-Massentests und die Krankenkassen sollen sie bezahlen.
Hinweis: (9.5.2020) – Veterinär-Labore werden nun doch nicht in das Corona-Testregime eingebunden – Bericht hier
(jh) – Aus einer dpa-Meldungen, die am 21.4.2020 über die Ticker lief und viele Punke eines zweiten Gesetzespaketes zur Bekämpfung der Corona-Krise enthielt, wurde ein Passus in Sozialen Medien manchmal verkürzt geteilt:
„Hilfe durch Tierärzte“
Hier geht es vor allem um die Testkapazitäten der veterinärmedizinischen Labore. Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Ausweitung der Kapazitäten leisten und die stark belasteten humanmedizinischen Labore entlasten.
Vet-Labore hatten schon früh selbst ihre Hilfe angeboten (Bsp. in diesem Spiegelartikel), Landeslabore testen bereits und auch private Labore waren schon auf Regierungsbezirkebene von Behörden angefragt und eingebunden worden. Auch der Bundesverband praktizierender Tierärzte hatte sich bereits Ende März kritisch dazu geäußert, dass die tiermedizinischen Laborkapazitäten nicht zur Corona-Diagnostik genutzt würden.
Einen Bericht zum Thema auf wir sind tierarzt finden sie hier (26.3.4.2020):
Vet-Labore werden Testkapazitäten vervielfachen
Jetzt kommt diese Einbindung per Gesetz – zeitlich befristet, solange sich „Deutschland in einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ befindet. Das ermöglicht die Abrechnung der Tests über die Krankenkassen. Regional hatten sich Kassenärztliche Vereinigungen dagegen gesperrt, weil die Labore nicht von zugelassenen Humanmedizinern betrieben werden oder diese beschäftigen.
Das zweite-Coronagesetzespaket soll aber erst im Mai vom Bundestag verabschiedet werden.
Für Massentests braucht es Kapazitäten der Vetmed-Labore
Diese „Tierarzt-Hilfe“ wird notwendig, weil das Gesetzespaket einen weit wichtigeren Punkt enthält: Massentests. Etwa 730.000 Tests pro Woche seien aktuell möglich, schätzt des RKI, rund 400.000 Tests werden aber erst wöchentlich durchgeführt, 4,5 Millionen pro Woche sollen es werden.
Die Krankenkassen sollen künftig auch symptomunabhängig Coronatests bei Menschen bezahlen. Zunächst waren die (PCR)Tests an vom Robert-Koch-Institut definierte Test-Voraussetzungen geknüpft, um die begrenzten Kapazitäten bestmöglich zu nutzen – u.a. begründeter Infektionsverdacht etwa aufgrund von Kontakt zu Infizierten, Rückkehr aus Risikogebieten und vor allem Tätigkeit in Gesundheitsberufen.
Jetzt soll mit so vielen Tests wie möglich ein immer schärferes Bild der Covid-19-Ausbreitung gewonnen werden. Die Einbeziehung der Vetmed-Labore via Gesetz hilft, die dafür nötigen Kapazitäten zu erweitern. Das dürfte nicht nur aktuell für die PCR-Tests (also den Virusnachweis), sondern auch künftig für die ELISA-Tests auf Antikörper gelten.
Auch die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) hatte zuletzt verstärkt darauf hingewiesen, das Tiermedizinische Labore in Testregimes eingebunden werden sollten.
Großbritannien: Tierärzte als Helfer im Krankenhaus
Schwieriger ist die Lage in Großbritannien. Hier wurden Tierärzte regional bereits aufgerufen, sich freiwillig in Krankenhäusern zu melden, um genügend qualifiziertes Personal zu haben, berichtet der Guardian.