Fünf Tierarztverbände und der Deutsche Tierschutzbund fordern in einem „Brandbrief“ an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die Versorgung von Tieren dringend als systemrelevant einzustufen. Das sei nötig, um die tierärztliche Infrastruktur trotz der Corona-Infektionen aufrechtzuerhalten – auch mit Blick auf Tierseuchenbekämpfung und Lebensmittelsicherheit.
Hinweis (27.3.2020): Die Bundesregierung hat reagiert, die Versorgung von Nutz- und Haustieren ist als „systemrelevant“ eingestuft – Bericht hier
(bpt/PM) – In einem Schreiben, das sie als „Brandbrief“ bezeichnen, richten der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt), die Bundestierärztekammer (BTK), der Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) und der Veterinärmedizinische Fakultätentag unterstützt vom Deutschen Tierschutzbund einen Forderungskatalog an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Sie bitten die Bundesregierung, schnellstmöglich dafür Sorge zu tragen, dass …
- … alle Tierärzte, Tiermedizinischen Fachangestellte und Tierpfleger unverzüglich als systemrelevante Berufe eingestuft werden;
- für Tierarztpraxen und tierärztliche Kliniken analog der Humanmedizin flexible Quarantäneregelungen gelten müssen;
- Hygienerichtlinien zum Umgang mit SARS-CoV-2 in Tierarztpraxen, landwirtschaftlichen Betrieben und Tierheimen erarbeitet werden, um Angestellte und Tierhalter bestmöglich zu schützen.
(Anm. der Red.: Wenn Tierarztpraxen als systemrelevant gelten, würden sie bei einem „Shutdown“ nicht von den Behörden geschlossen – in Bayern ist das bereits so geregelt. Für Tierärzte, Tiermedizinische Fachangestellte und Tierpfleger bliebe u.a. auch der Zugang zu Kinderbetreuung und Schulen offen)
Tierseuchenbekämpfung sicherstellen
Als Grund nennen die Verbände, dass angesichts der rasant steigenden Fallzahlen von Coronavirusinfektionen dringender Handlungsbedarf bestehe, den Tierschutz und die Tierseuchenbekämpfung sicherzustellen. Die Behandlung kranker Tiere, die Sicherheit von Lebensmitteln und die Bekämpfung von Tierseuchen – aktuell die Afrikanische Schweinepest und die Vogelgrippe H5N8 – müssen zum Schutz von Mensch und Tier auch weiterhin flächendeckend gewährleistet werden können.
Expertengremium einrichten
Gleichzeitig hält es der bpt für dringend notwendig, ein Expertengremium für die tiermedizinischen Belange einzurichten, um schnell und möglichst einheitlich auf die weitere Entwicklung im Zusammenhang mit dem Corona-Virus (Sars-CoV-2) reagieren zu können. Das Gremium solle aus Vertretern der Bundesregierung, Behörden, Universitäten und tierärztlichen und tierhaltenden Verbänden bestehen.