Kastriert oder nicht – Schnelltest für Fundkatzen

Fundkatze (Foto: © WiSiTiA/aw)

Wenn weibliche Fundkatzen in ein Tierheim gebracht werden, stellt sich häufig die Frage, ob das Tier bereits kastriert ist oder nicht. Da bei Katzen in Deutschland der operative Zugang in der Regel caudal des Nabels gewählt wird, reicht meistens das Scheren des entsprechenden Bereichs, um das Vorhandensein einer Narbe zu überprüfen. Allerdings ist eine Narbe nicht immer eindeutig zu erkennen und daher sind falsche Interpretationen möglich.

(aw) – Eine andere Methode mit hoher Sicherheit stellt laut einer aktuellen Studie von Lisa Morrow und Kollegen von der University of Nottingham (Großbritannien) die Bestimmung der LH (Luteinisierendes Hormon) -Konzentration mittels Schnelltest dar. Dabei macht man sich die Erfahrung zunutze, dass nicht-kastrierte Kätzinnen sehr niedrige LH-Blutkonzentrationen aufweisen. Die intakten Eierstöcke sorgen aufgrund eines negativen Feedbacks für die niedrige LH-Konzentration, werden die Eierstöcke entfernt, steigt daher die LH-Konzentration im Blut weiblicher Katzen an.

Niedrige LH-Konzentration = intakte Eierstöcke

Lisa Morrow führte ihre Untersuchungen in Großbritannien mit dem Witness LH Schnelltest der Firma Zoetis durch, der auf einem semiquantitativen Rapid Immune Migration Assay beruht und eigentlich zur Bestimmung des Ovulationszeitpunkts bei Hündinnen gedacht ist. Wenn die Konzentration von LH in der Blutprobe über 1ng/ml liegt, wird ein positives Ergebnis angezeigt. Dieses Testergebnis bedeutet, dass die Katze bereichts kastriert wurde. Auf dem deutschen Markt gibt es weitere Schnelltests anderer Anbieter zur LH-Bestimmung, die bereits für Hunde und Katzen zugelassen sind.

Spezifität bei 100 Prozent

Der Test fand unter den 236 Kätzinnen, die untersucht wurden 79 kastrierte Tiere. Keine nicht-kastrierte Katze wurde als kastriert eingeordnet und damit eine Spezifität von 100 Prozent erreicht. Umgekehrt wurden zusätzlich zu den 121 nicht-kastrierten Katzen 36 Tiere aufgrund ihres LH-Spiegels als nicht kastriert klassifiziert, obwohl sie bereits kastriert waren. Damit lag die Sensitivität des Tests in der vorliegenden Untersuchung bei 69 Prozent. Das bedeutet, dass mit dem Test ein sicheres Auffinden aller nicht-kastrierten Tiere möglich ist. Im Hinblick auf eine Vermittlung von Fundkatzen und deren potentielle Vermehrung ist das Ergebnis also sehr gut und erspart im Zweifelsfalle die Probelaparatomie. Bereits im Jahr 2003 hatte es eine ähnliche Studie mit insgesamt 50 Katzen gegeben und damals kamen die Wissenschaftler Scebra und Griffin auf eine Spezifität von rund 92 Prozent und eine Sensitivität von 100 Prozent, denn zwei Katzen waren nicht kastriert, obwohl der Test es vorausgesagt hatte. Umgekehrt wurden alle kastrierten Katzen als kastriert identifiziert, daher die hohe Sensitivität.

Keine zusätzliche Belastung für die Katze

Da bei gefundenen Katzen, die ins Tierheim gebracht werden, in der Regel ohnehin eine Blutabnahme vorgenommen wird um den FeLV und FIP-Status zu überprüfen, stellt der LH-Test keinen zusätzlichen Aufwand da und liefert innerhalb von 20 Minuten ein Ergebnis. Durch das zuverlässige Ergebnis könnten rund 77 Prozent der Probelaparatomien eingespart werden, die in britischen Tierheimen bei Fundkatzen routinemäßig vorgenommen werden, um den Fruchtbarkeitsstatus weiblicher Katzen zu ermitteln. Neben der erheblichen Kostenersparnis, ist der Bluttest deutlich schonender für die Tiere und führt unter Umständen auch zu einer schnelleren Weitervermittlung. Vom Test ausgeschlossen wurden im aktuellen Versuch unter anderem Katzen mit einem Alter von unter vier Monaten, sowie trächtige und laktierende Tiere.

Quelle:
Field study assessing the performance of a patient-side blood test to determine neuter status in female cats based on detection of luteinising hormone – Journal of Feline Medicine and Surgery (PDF-Download)

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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