Rinderhalter stehen vor einem Dilemma: Auf der einen Seite fordern Tierschützer Laufställe statt Anbindehaltung. Auf der anderen Seite sollen die Kälber aber nicht enthornt werden. Doch insbesondere älterer Laufställe sind nicht für horntragende Tiere ausgelegt. Mit einer Checkliste der Universität Kassel, können Tierhalter ermitteln, ob und wie man dennoch Kühe mit Hörnern in solchen Laufställen „gut“ halten kann.
(aw) – Der Verzicht auf die Enthornung von Rindern soll die Integrität und Würde der Tiere bewahren. Das fordert zum Beispiel der Bioverband Demeter e.V.: Die Kühe benötigten die Hörner „zur Kommunikation im Herdenverbund“.
Während sich diese Formulierung eher harmlos anhört, benutzen Rinder ihre Hörner in praxi in erster Linie als Waffe, um sich gegen andere Herdenmitglieder durchzusetzen. In der traditionellen Anbindehaltung mit und ohne Weideaustrieb gibt es ehern selten Konkurrenz um Futter, Wasser oder Liegeplätze selten. Die Tiere können sich in der Regel auf der Weide gut aus dem Weg gehen. Dagegen stellt die Haltung horntragender Rinder in herkömmlichen Laufställen ein gewisses Problem da: Durch die Rangkämpfe der Kühe untereinander, aber auch durch mögliche Gefahren für den Tierhalter.
Checkliste: Horntragende Milchkühe in Laufställen
Ein Team des Fachgebiets Nutztierethologie und Tierhaltung der Universität Kassel um Prof. Dr. Ute Knieriem sowie Vertreter der Organisationen Bioland e.V. und Demeter e.V. haben nun einen „Werkzeugkasten für die Haltung von horntragenden Kühen in Laufställen“ erarbeitet und als PDF-Download ins Internet gestellt.
Mithilfe des Werkzeugkastens, der ganz konkret für den Gebrauch im Alltag entwickelt wurde, können die Landwirte einen Eigencheck ihrer Herde durchführen. Wenn sie dabei eine Häufung hornbedingter Hautschäden und/oder Blutmilch Probleme in ihrer Herde erkennen, können sie in weiteren Schritten Verbesserungsmöglichkeiten ermitteln und entsprechende Maßnahmen einleiten. Ob die Hautschäden hornbedingt sind, lässt sich mit der Checkliste anhand mehrerer illustrierter Beispiele beurteilen.
Dazu beleuchten die Autoren alle möglichen Bereiche und Managementmaßnahmen, die Konkurrenzsituationen zwischen den Kühen beeinflussen und ordnen die Möglichkeiten auf einer Skala (empfehlenswert/nicht empfehlenswert) an.
Ziel aller Maßnahmen ist es, die Konkurrenzsituationen in Herden zu reduzieren und so ein „ruhige Herde“ und eine gute Übersichtlichkeit für die Rinder zu fördern. Das mindert dann die Gefahren, die von horntragenden Kühen ausgehen.