bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder und seine Frau Dagmar sprechen im Bayerischen Fernsehen Klartext: Die Zukunft des großtierärztlichen Berufsstandes ist in Gefahr. Ein Grund: Der hohe Frauenanteil. Der Bund angestellter Tierärzte (BaT) ist bestürzt.
Ein Kommentar von Henrik Hofmann
In den Medien wird derzeit viel und gerne über den „Tierarztmangel auf dem Lande“ berichtet, etwa hier (Westfalen) oder eben jetzt in der Abendschau des Bayerischen Rundfunks (Onlinebeitrag oder Link zum Video*). Woher kommt der Mangel? Liegt es am schlechten Verdienst? An „unmöglichen Arbeitszeiten“? Daran, als Tierarzt in der Öffentlichkeit als „Erfüllungsgehilfen der bösen Agrarlobby“ gebrandmarkt zu werden? Oder ist vielleicht das Landleben generell unattraktiv geworden?

Klick auf das Video führt direkt zum Beitragsvideo in der BR-Mediathek (Foto: © screenshot BR-Video)
Der „gute alte“ Frauenanteil
Die öffentliche Darstellung, dass das „Nachwuchsproblem“ in der Großtierpraxis auf den hohen Frauenanteil zurückzuführen ist, ist mutig. Nichtsdestotrotz berichtet in dem 3-Minuten-Beitrag bpt-Präsident Siegfried Moder quasi live aus dem Kuhstall, dass der Frauenanteil im Studium bei 80 bis 90 Prozent liege und 25 Prozent der AbsolventInnen nicht im Beruf auftauchen. Seine Frau – zugeschaltet aus der Kleintiersprechstunde – bekräftigt, dass man für die Arbeit im Stall die „entsprechende Statur braucht“. Denn „die Tiere schubsen einen“. Und außerdem rieche es nicht gut. Und man müsse die Haare öfter waschen. Herr Moder sieht auch Probleme durch die Arbeitszeitgesetze. Er selbst beschäftigt zwei Kolleginnen, die ihm wohl „auf Abruf“ im Notdienst zur Seite stehen. Spätestens wenn die Tierseuchenbekämpfung zur normalen Praxis hinzu käme, seien personelle Engpässe vorprogrammiert.
Bund angestellter Tierärzte entsetzt
Christian Wunderlich vom Bund angestellter Tierärzte (BaT) schrieb auf der offiziellen Facebookseite des Verbandes: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, gerade habe ich von einem Beitrag im Fernsehen erfahren, den wir im Sinne der angestellten Tierärztinnen und Tierärzte so nicht unkommentiert lassen werden. Ein Grund mehr uns als Mitglied zu unterstützen! “
Auch wenn Familie Moder mit ihrer Meinung wahrscheinlich nicht alleine steht: Der Berufsstand wird sich mit den Realitäten der „Femininisierung“ und auch geltender Arbeitszeitgesetze abfinden müssen. Und will der bpt ein Verband für „alle Tierärzte“ sein, wird auch er sich damit arrangieren müssen. Mit solchen Interviews sorgt er auf jeden Fall nicht für „Geschlossenheit“ im Beruf. Und bedient überkommene Klischees.
Einen weiteren Beitrag zum Thema „Landtierarztmangel“ gab es am 30. Januar im BR-Magazin „Kontrovers“ (6 Minuten)**. Der dort interviewte Kollege, Dr. Leopold Deger, sagte vorab, er sei „deutlich optimistischer“. Wer sehen möchte, was das Fernsehen daraus gemacht hat …

„Tierarztmangel: Versorgungslücke auf dem Land“ – Video des BR-Magazins „Kontrovers“. (Klick auf den screenshot führt zur Beitragsseite)