Wurst und Fleisch sind keine Souvenirs

Fleisch und Wurst sind keine Urlaubsmitbringsel (Foto:©WiSiTiA/aw)

Wurst und Fleisch sind keine Urlaubsmitbringsel und sollten nur auf Reisen mitgenommen werden, wenn die Produkte restlos verzehrt werden (können). Außerdem sollten fleischhaltige Lebensmittelreste nur nach entsprechender Erhitzung an Tiere verfüttert werden.

Leider werden diese Aspekte immer noch zu wenig beherzigt, daher stellt der sorglose Umgang mit tierischen Erzeugnissen eine große Gefahr für nationale Tierbestände dar. In China konnte sich die Afrikanische Schweinepest sehr schnell ausbreiten und infizierte innerhalb von knapp vier Monaten (27.10.2018) 53 Ortschaften in mehreren Provinzen. Bisher wurden rund 210.000 Schweine getötet, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.

62 Prozent der frühen Ausbrüche durch Speiseabfälle

Wie genau das Virus von Russland nach China gelangt sein könnte, ist noch nicht endgültig geklärt. Zunächst sah es danach aus, als ob sich das Virus vor allem über erkrankte Schweine verbreiten würde, doch mittlerweile gehen die chinesischen Behörden davon aus, dass 62 Prozent der ersten 21 Ausbrüche durch die Verfütterung von Küchenabfällen entstanden sind. Vor allem die Ausbrüche in der Provinz Anhui Anfang September scheinen auf die Verfütterung von Speiseresten zurückzuführen sein. Den zuständigen Behörden gelang es tatsächlich, das Virus in den zur Fütterung vorgesehenen Abfällen auf einem Betrieb in der Inneren Mongolei nachzuweisen. Da Speisereste deutlich günstiger sind als kommerzielles Futter, verwenden gerade kleinere Bestände sie häufig zur Schweinemast. Zwar müssen die Abfälle auch in China vor der Verfütterung erhitzt werden, doch viele Mäster sparen sich die Prozedur.

Nachdem in den betroffenen Provinzen und deren Nachbarprovinzen die Fütterung von Speiseresten verboten wurde, konnte die zunächst dramatische Ausbreitung eingedämmt werden. Dieser Erfolg spricht für die Vermutung einer Übertragung über Küchenabfälle zumal die Chinesen häufig Schweinefleisch essen.

Schlachthöfe dichter an Erzeugerbetriebe verlagern

Da die Behörden davon ausgehen, dass die Tiertransporte über weite Strecken (zum Schlachthof) ebenfalls zur Verbreitung beigetragen haben, sollen in Zukunft alle Tiertransporter registriert werden, um die Wege und damit die potentielle Ausbreitung von Krankheiten besser kontrollieren zu können. Es wird außerdem darüber nachgedacht, die Schweine dichter an den Erzeugerbetrieben zu schlachten und lieber die gekühlten Schweinehälften zu transportieren. Zur Zeit besteht in China das Dilemma, dass die schweinehaltenden Betriebe aufgrund verschärfter Umweltauflagen aus dem bevölkerungsreichen Süden abgewandert sind und ihre Tiere im Norden das Landes halten. Die Schlachthöfe sind aber weiterhin vor allem im Süden, sodass die schlachtreifen Schweine häufig über mehr als 1000 Kilometer transportiert werden müssen.

Virushaltige Fleischprodukte im Gepäck

Ein weiteres Problem scheinen tatsächlich Reisende zu sein. An einem japanischen Flughafen auf Hokkaido entdeckten Zöllner am 22.10.2018 im Gepäck eines Chinesen Wurst, in der sie das ASP-Virus nachweisen konnten. Aus diesem Anlass weist die Bundesregierung erneut darauf hin, dass jeder Reisende eine gewisse Verantwortung trägt.

Die Afrikanische Schweinepest konnte bereits in zwölf europäischen Ländern nachgewiesen werden .(Foto:©WiSiTiA/aw)

Fleisch- und Wurstwaren sollten nur in Plastikbehältern transportiert werden und möglichst vollständig verzehrt werden. Reste dürfen keineswegs einfach in der Umwelt entsort werden, sondern müssen in dafür vorgesehene Mülltonnen geworfen werden. Viele Konsumenten verstehen nicht, dass das Virus, das für den Menschen ungefährlich ist, auch in getrockneten, gepökelten oder geräucherten Produkten lebensfähig bleibt. Insgesamt zwölf europäische Länder kämpfen zur Zeit gegen die Schweinepest und aus diesen Ländern sollte unter keinen Umständen Fleisch oder Wurst eingeführt werden. Folgende Länder sind derzeit risikobehaftet: Estland, Lettland, Litauen, Ukraine, Russland, Moldavien, Rumänien, Bulgarien, Polen,Tschechische Republik, Sardinien (endemisch) und Belgien

Das Einführen von Fleisch und Fleischprodukten aus nicht-EU-Ländern ist ohnehin nicht erlaubt.

Alle Quellen im Text verlinkt

Teilen
Über den Autor

Redaktion wir-sind-tierarzt.de

Unter dem Autorennamen "Redaktion wir-sind-tierarzt.de" veröffentlichen wir überwiegend kurze/aktuelle Nachrichten, die im Redaktionsalltag entstehen. Ein Namenskürzel am Textanfang weist ggf. näher auf den zuständigen Redakteur hin: jh – Jörg Held / hh - Henrik Hofmann / aw – Annegret Wagner Kontakt zur Redaktion: zentrale(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)