Vom 29. bis 31. Oktober 2018 fand in Marrakesch/Marokko die zweite OIE Konferenz zur globalen Situation von Antibiotikaresitenzen statt (OIE 2nd Global Conference on Antimicrobial Resistance).
Referenten aus der ganzen Welt stellten dabei ihre länderspezifischen Programme zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen vor. Sämtliche Vorträge wurden aufgezeichnet und können über youtube.com angesehen werden. Die einzelnen Videos sind nach Tagen geordnet, die meisten Vorträge wurden auf Englisch gehalten.
Vergleich nationaler Strategien
Am Vormittag des ersten Tages referierte unter anderem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner über deutsche Maßnahmen (5:33:30). Im Einzelnen ging sie auf das Resistenzmonitoring (DART) ein, auf die Erfassung der Verkaufszahlen (DIMDI), das Minimierungskonzept für Mastbetriebe und die verschärften Vorschriften zur Anwendung von Antibiotika (Änderung der TÄHAV). Auch andere Länder berichteten über ihre Programme und Erfahrungen damit und alle Referenten betonten, dass es wichtig sei, sämtliche Beteiligten (z.B. Tierhalter, Tierärzte, Gesetzgeber, Kontrollinstanzen, Labore etc.) in die Programme mit einzubeziehen.
Kontrollprogramme und Nachhaltigkeit
Im zweiten Teil des ersten Tages ging es dann unter anderem um die Erstellung von Programmen zur Regelung des Antibiotikaeinsatzes und was man mit ihnen bezwecken möchte. Ein Programm das nur auf der Weitergabe von Informationen basiert, ist oft wenig effektiv. Wichtig sind Programme, die dazu führen, dass die Beteiligten (z.B. Tierhalter, Tierärzte oder die Pharmaindustrie) ihr Verhalten in einer vom jeweiligen Gesetzgeber erwünschten Weise ändern. Auch am zweiten Tag gab es sowohl Podiumsdiskussionen als auch Vorträge, in denen ein Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit der Programme und Maßnahmen gelegt wurde. Neben den klassischen landwirtschaftlichen Nutztieren beschäftigten sich die Referenten an beiden Tagen auch mit Aquakulturen, die in vielen Ländern einen hohen Stellenwert einnehmen und teilweise sehr behandlungsintensiv sind.
Interaktives Video zur Reduzierung von Antibiotika bei landwirtschaftlichen Nutztieren
Die EFSA hat bereits im Vorfeld der Konferenz ein Video erstellt, das sich damit beschäftigt, warum Antibiotika-Resistenzen so gefährlich sind und wie sie eingedämmt werden können. Laut EFSA muss dafür auch die Menge an Antibiotika gesenkt werden, mit der Tiere behandelt werden, denn diese Antibiotika bleiben nicht nur im Tier, sondern gelangen wieder in die Umwelt und können dazu beitragen, dass resistente Keime zunehmen. Um die Mengen der eingesetzten Antibiotika zu verringern, gibt es nach Auffasssung der EFSA prinzipiell drei Ansätze:
- Reduzieren/Verringern
- Ziele setzen, wie Antibiotika, die für Menschen wichtig zur Behandlung schwerer Erkrankungen sind, reduziert werden können
- Tierärztliche Verantwortung erhöhen, d.h Tierärzte sollen für ihre Behandlungen bzw. ihr Verschreibungsgebahren zur Verantwortung gezogen werden können. Therapieentscheidungen müssen auf regelmäßigen Betriebsbesuchen, klinischer Untersuchung und Labordiagnostik beruhen
- Antibiotika nur einsetzen, wenn es tatsächlich nötig ist, niemals vorbeugend
- Vermeiden
- Alternativen in Erwägung ziehen (z.B. Probiotika, Prebiotika, Bakteriophagen, organische Säuren)
- neue wissenschaftliche Studien zur Erforschung von Antibiotika-Alternativen
- EU-weit einheitliches Regelwerk schaffen, damit die Wissenschaft und Industrie gezielt nach rechtssicheren Präparaten forschen, die den Einsatz von Antibiotika ersetzen können.
- Umdenken
- Aufklärung über Antibiotikaresistenzen auf allen Gesellschaftsebenen, insbesondere Tierärzte und Landwirte
- Prävention und Kontrolle von Erkrankungen verbessern, z.B. bessere Techniken zur Gesunderhaltung von Tieren durch Biosicherheit, Impfungen oder genetische Selektion.
- alternative Haltungssysteme: Betriebe die viele Antibiotika verbrauchen, sollten Haltungssystem überdenken
Alle Quellen im Text verlinkt