Weil das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in China binnen vier Wochen fast 2.500 km überwunden hat, befürchtet die Welternährungsorganisation (FAO) Ausbrüche auch in anderen Staaten Asiens. Womöglich sei in Schweinefleischprodukten bereits virushaltiges Material verarbeitet. So könnte die Seuche über die Grenzen gelangen.
(aw) – Das ASP-Virus verbreitet sich zur Zeit in Chinas Schweinepopulation in Windeseile. Deshalb sind sich Experten der Welternährungsorganisation (FAO/U.N. Food and Agriculture Organization) einig, dass es sich in Asien halten und wohl auch ausbreiten wird.
Nachdem in China in der vergangenen Woche fast täglich neue Ausbrüche gemeldet wurden, hat die FAO ein Krisentreffen in Bangkok abgehalten. Vertreter aus neun angrenzenden Staaten haben über den bisherigen Seuchenverlauf und Möglichkeiten zur Eindämmung des Geschehens diskutiert.
Die Teilnehmer sind übereingekommen, bei der bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest eng zusammenzuarbeiten und ein wirksames Frühwarn- und Informationssystem zu etablieren.
ASP-Ausbreitung: Die Frage ist nur wann
Juan Lubroth, tierärztlicher Leiter bei der FAO erklärt: „Die geografische Verteilung, die das Virus innerhalb kürzester Zeit erreicht hat, legt die Vermutung nahe, dass es in Produkten, die kontaminiertes Fleisch enthalten, über die Grenzen in andere asiatische Länder gelangen wird.“ Es sei keine Frage, ob sich die Seuche ausbreiten werde, sondern nur wann.
Die Bekämpfung der Seuche sei eine große Herausforderung, weil der Erreger über Monate hinweg in Fleischprodukten, Schweinefutter und Abfällen überleben kann.
China: 18 ASP-Ausbruchsorte in sechs Provinzen
Mittlerweile (Stand: 7.9.2018) ist das Virus in 18 Schweinebetrieben und Schlachthöfen in sechs chinesischen Provinzen nachgewiesen worden. Die Ausbruchsorte liegen teilweise mehr als 1.000 Kilometer auseinander.
Schweinefleisch gehört zu den beliebtesten Lebensmitteln in China und entsprechend groß ist die Nachfrage. Aufgrund von Umweltauflagen im Süden Chinas hat sich die Schweineproduktion in den letzten Jahren in den getreidereichen Nordosten des Staates verlagert. Dagegen befinden sich die meisten Schlachthöfe nach wie vor im bevölkerungsreichen Süden. Das bedeutet, dass die Schweine teilweise mehr als 2.500 Kilometer bis zum Schlachthof unterwegs sind.
Schweinetransporte quer durch China üblich
Täglich werden schätzungsweise 30.000 Schweine aus dem Norden quer durch China zur Schlachtung transportiert (Hintergründe zu den Auswirkungen auf dem chinesischen Schweinemarkt hier). Nach den ASP-Ausbrüchen haben die Behörden strenge Auflagen verhängt, in den betroffenen Gebieten dürfen keine Schweine mehr transportiert werden. Zusätzlich wurden rund 38.000 Tiere getötet.
So fehlen den Schlachthöfen jetzt schon die Tiere. Die Mäster aber wissen nicht, wohin mit den schlachtreifen Schweinen – sie können diese nicht/kaum noch verkaufen. Das gleiche Problem haben die Züchter, denn ihre Ferkel dürfen in den gesperrten Gebieten nicht zum Mäster transportiert werden.
Trotzdem glaubt Juan Lubroth von der FAO, dass das Virus in erster Linie über frisches oder verarbeitetes Schweinefleisch verteilt werde und die Transportverbote für lebende Tiere nur bedingt weiterhelfen.
Rumänien: ASP außer Kontrolle
In Rumänien ermittelt mittlerweile die Generalstaatsanwaltschaft aufgrund einer Anzeige wegen Amtspflichtvernachlässigung und Verbreitung einer Tierkrankheit. Es geht darum, wie die zuständigen Behörden auf die Ausbreitung der Schweinepest reagiert haben. Das Thema ist besonders brisant, seit im größten Mastbetrieb Rumäniens ASP festgestellt wurde und alleine dort über 100.000 Schweine getötet werden müssen. Laut Medienberichten ist die Afrikanische Schweinepest in Rumänien außer Kontrolle. Es wurden rund 700 Sperrbezirke eingerichtet.
Fotos von und Erklärungen zu ASP-Symptomen hat das Pirbright Institute hier veröffentlicht.