ASP auch in Bulgarien – achter Ausbruch in China

Mit ASP infizierte Schweine können Hautrötungen und zyanotische Bereiche aufweisen. (Foto: © Pirbright Institute)

Das ASP-Virus hat die Grenze von Rumänien nach Bulgarien „überschritten“. Und auch China meldet am Wochenende den sechsten und am Montag den siebten und achten ASP-Ausbruch in inzwischen fünf Provinzen. Ein Update des aktuellen Schweinepestgeschehens (aktualisiert: 3.9.2018).

(jh) – Bulgarien: Das Land meldet den ersten ASP-Ausbruch an der Grenze zu Rumänien. Betroffen ist eine Hinterhofhaltung: 7 Schweine haben sich infiziert, alle 60 Tiere im Dorf Tutrakanzi wurden getötet. Bulgarien hatte Ende Juli begonnen einen über 130 Kilometer langen Grenzzaun zum Nachbarland Rumänien zu bauen.

Acht ASP-Ausbrüche in China

China: Dort ist das ASP-Virus binnen eines Monats inzwischen an acht Ausbruchsorten in fünf verschiedenen Provinzen nachgewiesen. Die Ausbrüche fünf, sechs und sieben meldete das Land aus der Provinz Anhui; den achten wieder aus Jiangsu. Die Provinz Anhui liegt zwischen den beiden zuvor schon betroffenen Provinzen Henan (Ausbruch 2) und Jiangsu (Ausbruch 3+8), was den Verdacht erhärtet, dass Tiertransporte für die Verbreitung gesorgt haben könnten. Damit entwickelt sich die Provinz Anhui zu einem wichtigen Hotspot im Bezug auf eine eventuelle Verbreitung.
Beim siebten Ausbruch starben 83 von 308 Schweinen in einem eher kleinen Mastbetrieb. Ebenso beim achten Ausbruch (12 tote Schweine auf einer Farm mit 97 Tieren).
In und aus den Provinzen, die ASP-Infektionen gemeldet haben,  haben die Behörden inzwischen alle Schweinetransporte untersagt. Auch seien inzwischen über 38.000 Schweine im Umkreis der von ASP betroffenen Betriebe getötet worden. Eine chinesische Zeitung hat ausgerechnet, sollte sich das Virus analog zu Russland ausbreiten und prozentual (8,3 % der Population des Landes) ähnlich viele Schweine getötet werden müssen, dann müsse sich das Land auf die Keulung von 26,5 Millionen Schweine vorbereiten.
Währenddessen wird US-Landwirtschaftsminister Sonny Perdue von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert, dass er nicht glaubt, dass China über den vollen Umfang der Ausbrüche berichtet und die Tierseuche womöglich bereits weiter verbreitet sei.

Karte ASP-Ausbrüche Rumänien und Bulgarien mit dem Schwerpunkt im Donaudelta. (Quelle: OIE/WHAIS)

Explosionsartige Ausbreitung in Rumänien

Rumänien: Das Land erleidet seit Juni eine explosionsartige Verbreitung der ASP bei Hausschweinen. Inzwischen ist die Zahl der Ausbruchsorte/Betriebe auf über 800 gestiegen. Betroffen sind landesweit 11 von 41 Regierungsbezirken. 123.000 Schweine seien deswegen bisher notgeschlachtet worden, teilte das Amt für Veterinärmedizin und Lebensmittelsicherheit (ANSVSA) mit (Stand 30.8.2018) – vor allem an den Grenzen zu Bulgarien und zur Ukraine. Das Virus sei laut ANSVSA durch illegale Fleischimporte eingeschleppt worden und hätte sich so auf Haus- und Wildschweine übertragen.
Die Bekämpfung ist schwierig. Das Verschenken von Wurst und Fleisch nach Hausschlachtungen an Angehörige und Freunde ist in Rumänien üblich. Entgegen EU-Regularien werde in Rumänien auch (möglicherweise kontaminierte) Speisereste an Schweine verfüttert. Tote Schweine sollen von den Haltern auch einfach in die Donau geworfen worden sein.

Gefahr für Deutschland steigt

Deutschland: Mit der rasanten Ausbreitung der Schweinepest in Osteuropa, wächst auch die Gefahr für Deutschland. Mit europaweit mehr als 4.800 Fällen in diesem Jahr liegt die Zahl Ende August schon um 700 höher als im gesamten Vorjahr (siehe Tabellen / Quelle FLI). „In Europa hat sich die Zahl der betroffenen Länder und in diesen Ländern auch die Zahl der betroffenen Regionen erhöht“, sagt der Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Professor Franz Conraths der Deutschen Presseagentur (Bericht u.a. hier – zum Zeitpunkt der Meldung acht, noch ohne Bulgarien / Anm.d.Red). „Wir erleben das Gegenteil einer Entspannung.“ Für die sprunghafte Verbreitung über größere Distanzen sei der Mensch verantwortlich. Die Gefahr, dass der Erreger nach Deutschland eingeschleppt werde, sei weiter gestiegen.
Die Behörden versuchen sich mit Tierseuchenübungen in den Bundesländern und Kreisen so gut wie möglich auf den Ernstfall vorzubereiten.

Tschechien: Goldstandard der ASP-Bekämpfung

Tschechien: Dort war im Juni 2017 die erste Infektion bei einem Wildschwein in der Region um Zlin nachgewiesen worden – rund 300 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Die Behörden haben das Gebiet konsequent abgeriegelt und außerhalb einer Kernzone Wildschweine intensiv bejagt. Seit April 2018 sind dank der konsequenten Bekämpfung keine neuen Fälle mehr bekannt geworden.
Das Vorgehen der Tschechen gelte inzwischen als „Blaupause für Deutschland“, sollte die ASP hier auftreten, sagte Prof Conraths der dpa. Es gebe aber auch dort noch keine Entwarnung , weil sich der Erreger über mehrere Wochen und Monate, in der Umwelt halten kann (siehe nachfolgende Übersicht).

 

Quellen im Artikel verlinkt
Länderpräsentationen auf EU-Ebene zur aktuellen Tierseuchenlage finden sie hier
Beitragsbild: Pirbright Institute „Images to show clinical signs and pathology“ 

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