Thrombosediagnose bei Katzen per Thermografie

Nach "Kippfenster-Unfällen" treten bei Katzen häufig Thrombosen an den Hinterläufen auf. Eine Thermografie ermöglicht eine sichere Diagnose. (Foto: © pixabay)

Thrombosen können bei Tieren, genau wie bei Menschen, lebensbedrohlich sein. Schnelle Diagnostik ist wichtig. Ein neuer Ansatz ist die Thermografie. Bei Katzen, bei denen häufig eine Thrombose an der Aortenaufzweigung zur Blutversorgung der Hintergliedmaße auftritt, ist damit eine sichere Diagnose möglich.

(aw) – In der Regel sind Kardiomyopathien Ursache für Thrombosen. Bei Katzen entstehen sie aber unabhängig davon regelmäßig als Teil des „Kippfenstersyndroms“ (Katzen verletzen sich, indem sie mit den Hintergliedmaßen in einem gekippten Fenster hängenbleiben). Die Thrombose beeinträchtigt die Blutversorgung der Hinterbeine, was zu Muskel-, Nerven- und Gewebeschädigungen führt. Je nach Zeitpunkt der Diagnose sind diese irreversibel.

Symptome: Kühle Hautoberfläche und „bläuliche“ Fußballen

An einer Aortenthrombose leidende Tiere haben starke Schmerzen und eine kühlere Hautoberfläche. Später verfärben sich die Fußballen bläulich und es treten Lähmungen auf. Die Prognose ist in der überwiegenden Zahl der Fälle ungünstig und der Heilungsverlauf kann mehrere Wochen dauern. Nicht selten bildet sich nämlich nach einer erfolgreichen Initialbehandlung wieder ein Thrombus oder die Auflösung gelingt nur teilweise. Eine schnelle und sichere Diagnose kann die Prognose verbessern, da die Ärzte sofort eine zielgerichtete Therapie einleiten können.

Diagnose per Thermografie

Ein Tierärzteteam der Universität Lyon (Frankreich) um Céline Pouzot-Nevoret hat sich mit einer neuen Möglichkeit der Thrombose-Diagnose beschäftigt: der Thermografie. Durch die schlechtere Durchblutung nimmt die Temperatur in den Beinen ab. Diesen Temperaturabfall kann man zwar auch palpieren, doch eine Thermografie liefert schneller ein eindeutiges Ergebnis.
Die Franzosen untersuchten insgesamt 16 Katzen, die mit einer Lähmung der Hintergliedmaße vorgestellt wurden, mittels Thermografie. Dabei verglichen sie die Temperatur der Vorderbeine, an denen keine klinische Symptome ersichtlich waren mit der Temperatur der gelähmten Hinterbeine.

Schnell und nicht-invasiv

Ab einem Temperaturunterschied von 2,4 °C zwischen den ipsilateralen Gliedmaßen konnte die Diagnose „Thrombose“ sicher gestellt werden. Die Kollegen betonen, dass diese Methode schnell und nicht invasiv eine exakte Diagnose möglich mache, was gerade in Notfallsituationen wichtig sei.

Quelle: Journal of Feline Medicine and Surgery

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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