Tierärzte contra Disneys „Mops“-Film

Mops "Patrick" ist der Titelheld – Tierärzte befürchten, dass der neue Disney-Film die Nachfrage nach Qualzuchttieren befeuern wird. (Foto: screenshot Trailer Disney-Film "Patrick")

Es ist ein ungleicher Kampf: Europas Tierarztverbände warnen zum Start des Disney-Films „Patrick“ mit einem Mops in der Hauptrolle vor Qualzuchttieren. Ihre Sorge: Der Kino-Film könnte die Nachfrage nach Mops & Co anheizen, dem illegalen Welpenhandel mit überzüchteten Tieren Auftrieb geben und so auf Jahre hinaus Tierleid auslösen.

(jh) – Wenn Prominente, Social Media und Filmemacher Themen setzen, hat das Auswirkungen auf die reale Welt. Tierärzte befürchten, dass der neue Disney-Film „Patrick“ mit einem Mops in der Hauptrolle, die Nachfrage nach kurznasigen Hunderassen neu anfachen könnte. Schon in den letzten Jahren hat der „Niedlichkeitsfaktor“ zu einer regelrechten Explosion von brachycephalen Hunderassen, wie Möpse und französische Bulldoggen, geführt – auch weil diese Rassen durch Stars, Sternchen und in der Werbung populär wurden.


Wie sich die Anatomie von normalen Hunden und plattgesichtigen Rassen unterscheidet–  Animation auf Basis von CT-Scans: © British Veterinary Association (BVA / Erklärung der Farben hier)

Tierleid durch Überzüchtung

Erste Checkliste für das Qualzuchtsymptome „Brachyzephalie“. (Ausschnitt BTK-Faltblatt / ©BTK)

Die Tierärzte warnen: Aufgrund der Überzüchtung auf extreme Flachgesichtigkeit leiden Mops & Co vielfach unter erheblichen Atembeschwerden, wiederkehrende Hautinfektionen und Augenkrankheiten. Die niedlichen Kindchenschema-Merkmale der kurznasigen Tiere bedienten ausschließlich Modetrends. Die Gesundheit der Tiere rücke vollkommen in den Hintergrund. Über kurz oder lang würden sie krank – ausgeprägtestes Merkmal: Atemnot.

Die Gesundheitsprobleme speziell beim Mops arbeitet dieser Artikel aus dem Deutschen Tierärzteblatt auf (PDF-Download).

Um das Bewusstsein für diese zuchtbedingten Gesundheits- und Tierschutzprobleme zu erhöhen, versuchen die europäischen Tierarztverbände (FVE und FECAVA) mit Aufklärungskampagnen die Öffentlichkeit zu erreichen. Aktuell haben sie ein Positionspapier (PDF-Download) verabschiedet und es auch Europa-Parlamentariernr vorgestellt (ausführlicher Bericht hier/englisch). Es sei von zentraler Bedeutung darüber aufzuklären, wie ein gesunder Hund aussehen sollte, um so vom Modetrend extremer Züchtungen wegzukommen.

Erkennbar unnatürlich deformiert: Mopsschädel. (Foto: © C. Pfister)

In Deutschland hat die „Arbeitsgruppe Qualzuchten“ der Tierarztverbände ein Infofaltblatt für Tierhalter veröffentlicht (Bericht hier – Faltblatt-Download hier).

Ungleicher Kampf per Video

Da „Patrick“ in Großbritannien bereits in den Kinos läuft, hat vor allem der britische Tierärzteverband (BVA) seine schon seit Jahresbeginn laufende Kampagne unter dem Twitter-Hashtag #breedtobreathe („Züchten um zu atmen“) forciert und ausdrücklich vor den Folgen des „Mops“-Films gewarnt. Doch es ist ein ungleicher Kampf der Marketingbudgets.

Disney-Trailer zum Mops-Film „Patrick“ (246.000 Aufrufe*)

Video des britischen Tierärzteverbandes zur Aufklärung (6.400 Aufrufe*)

Quellen:
im Artikel direkt verlinkt
Positionspapier FVE/FECAVA (PDF-Download)
Qualzuchtmerkmale beim Mops (Deutsches Tierärzteblatt / PDF-Download)

(*YouTube Aufrufe zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels)

Alle wir-sind-tierarzt-Berichte zu den tierärztlichen Anti-Qualzuchtkampagnen hier in der Übersicht

Titelseite des „Qualzucht“-Flyers der BTK – PDF-Download durch Klick auf das Foto. (©BTK)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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