Der Fall erregte Ende 2016 Aufmerksamkeit: Sechs Menschen erkrankten zugleich an der sonst eher seltenen Hasenpest. Auslöser war frisch gepresster Traubenmost, den alle Erkrankten getrunken hatten. Wie das Bakterium in den Most gelangte, ist jetzt auch geklärt. In Wein kann der Erreger aber nicht überleben.
(PM/RKI) – 2017 war in Deutschland das Jahr mit der bisher höchsten Zahl der registrierten Hasenpestfälle seit Bestehen der Meldepflicht: 56 infizierte Menschen. Tularämie ist eine zoonotische Erkrankung, ausgelöst durch das Bakterium Francisella tularensis.
Menschen können sich zum Beispiel über kontaminierten Nahrungsmittel – in diesem Fall Traubenmost – infizieren. Andere Infektionswege sind Haut- oder Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial (etwa beim Abhäuten oder Verzehr von Hasen) oder Einatmen von kontaminierten Stäuben und Aerosolen.
Traubenmost als Vektor beschreiben RKI-Wissenschaftler und Kollegen aus dem Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz jetzt erstmals im New England Journal of Medicine.
Tularämie-Bakterien: Überleben in Most, aber nicht im Wein
Die sechs im Oktober 2016 Infizierten hatten bei der Ernte auf einem Weingut geholfen und dabei frisch gepressten Traubenmost konsumiert. Die Wissenschaftler konnten über „Next Generation Sequencing“ Francisella-Erbgut im Most nachweisen. Weitere Analysen zeigten auch mitochondriale DNA einer Waldmaus. Sie dürfte über eine mechanische Erntemaschine in die Weinpresse geraten sein und dann beim Herstellungsprozess den Most mit den Bakterien kontaminiert haben.
Nur der rohe, unbehandelte Traubenmost führte zur Infektion. Alle Daten, die bislang verfügbar sind – einschließlich der vergeblichen Anzuchtversuche im Labor während des Ausbruchs – weisen darauf hin, dass Tularämiebakterien in Bedingungen, wie sie in Wein selbst vorherrschen, nicht überleben können.
Gut behandelbar
Tularämie gilt aufgrund der Hauptinfektionswege (Tierkontakt) in erster Linie als eine Berufskrankheit von Jägern, aber auch von Köchen, Metzgern und Tierärzten. Sie ist mit antibiotischer Behandlung gut zu therapieren, ohne aber kann die Sterblichkeit über 30 Prozent betragen. Neben grippeähnlichen Symptomen (vor allem Fieber, Lymphknotenschwellungen, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen) kann das klinische Bild bei Tularämie sehr vielfältig sein und hängt von der Eintrittspforte des Erregers ab.