Hasenpestinfektion via Trauben-Most

Feldhase (Foto: © MOdmate/wikipedia)

Der Fall erregte Ende 2016 Aufmerksamkeit: Sechs Menschen erkrankten zugleich an der sonst eher seltenen Hasenpest. Auslöser war frisch gepresster Traubenmost, den alle Erkrankten getrunken hatten. Wie das Bakterium in den Most gelangte, ist jetzt auch geklärt. In Wein kann der Erreger aber nicht überleben. 

(PM/RKI) – 2017 war in Deutschland das Jahr mit der bisher höchsten Zahl der registrierten Hasenpestfälle seit Bestehen der Melde­pflicht: 56 infizierte Menschen. Tularämie ist eine zoono­tische Erkrankung, ausgelöst durch das Bakterium Francisella tularensis.
Menschen können sich zum Beispiel über konta­minierten Nahrungs­mittel – in diesem Fall Traubenmost – infizieren. Andere Infektionswege sind Haut- oder Schleim­haut­kontakt mit infek­tiösem Tier­material (etwa beim Abhäuten oder Verzehr von Hasen) oder Einatmen von konta­minierten Stäuben und Aerosolen.
Traubenmost als Vektor beschreiben RKI-Wissenschaftler und Kollegen aus dem Landes­unter­suchungs­amt Rheinland-Pfalz jetzt erstmals im New England Journal of Medicine.

Tularämie-Bakterien: Überleben in Most, aber nicht im Wein

Die sechs im Oktober 2016 Infizierten hatten bei der Ernte auf einem Weingut geholfen und dabei frisch gepressten Trauben­most konsumiert. Die Wissen­schaftler konnten über „Next Generation Sequencing“ Francisella-Erbgut im Most nachweisen. Weitere Analysen zeigten auch mitochondriale DNA einer Waldmaus. Sie dürfte über eine mechanische Erntemaschine in die Weinpresse geraten sein und dann beim Her­stellungs­prozess den Most mit den Bakterien kontaminiert haben.
Nur der rohe, unbehandelte Traubenmost führte zur Infektion. Alle Daten, die bislang verfügbar sind – einschließlich der vergeblichen Anzuchtversuche im Labor während des Ausbruchs – weisen darauf hin, dass Tularämiebakterien in Bedingungen, wie sie in Wein selbst vorherrschen, nicht überleben können.

Gut behandelbar

Tularämie gilt aufgrund der Hauptinfektionswege (Tierkontakt) in erster Linie als eine Berufskrankheit von Jägern, aber auch von  Köchen, Metzgern und Tierärzten. Sie ist mit antibiotischer Behandlung gut zu therapieren, ohne aber kann die Sterb­lich­keit über 30 Prozent betragen. Neben grippe­ähnlichen Symptomen (vor allem Fieber, Lymph­knoten­schwellungen, Schüttel­frost, Unwohl­sein sowie Kopf- und Glieder­schmerzen) kann das klinische Bild bei Tularämie sehr vielfältig sein und hängt von der Eintritts­pforte des Erregers ab.

Quellen:
New England Journal of Medicine (Juli 2018)
RKI-Pressemeldung (Juli 2018)
Pressemeldung des Landesuntersuchungsamtes Rheinland-Pfalz zum Fall 2016

Informations- und Übersichtsseite „Tularämie/Hasenpest“ des Robert-Koch-Institutes mit weiterverlinkten Fachinformationen.

Beitragsbild: © MOdmate/wikipedia

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