Die Sommerhitze stresst auch Kälber. Zehn Tipps machen es für die Tiere in den Kälberiglus erträglicher: vom Aufständern auf Backsteinen bis zur Ausrichtung nach Osten.
(aw) – Die Haltung in Kälberiglus kann trotz aller Vorteile dieser Unterbringung im Sommer problematisch sein. Die (Be)Lüftung ist ist gegenüber der Haltung in Kälberställen ein Nachteil, denn schlechter Luftaustausch verschlimmert den Hitzestress.
Wie man etwas Abhilfe schaffen kann, haben Judd Heinrichs und Colleen Jones von der Penn State University (USA) in zehn Tipps zusammengefasst:
- Für Schatten sorgen: Ein Sonnensegel etwa einen Meter über den Iglus reduziert die Temperatur um drei bis vier Grad in den Iglus. Alternativ kann man die Iglus auch unter schattenspendenden Bäumen oder einem Dach aufstellen.
- Auslauf ermöglichen: Die Kälber sollten die Möglichkeit haben, sich außerhalb des Iglus ausreichend bewegen zu können, um sich wahlweise drinnen oder draußen aufzuhalten.
- Öffnung der Iglus nach Osten platzieren: Wenn die Iglus mit der Öffnung nach Osten stehen, ist in der Regel die Luftgeschwindigkeit am höchsten und gleichzeitig die direkte Sonneneinstrahlung in die Iglus am niedrigsten.
- Ausreichend Abstand zwischen den Iglus: Zwischen zwei Iglus sollte mindestens 1,20 Meter Platz sein. Stehen sich die Iglus in mehreren Reihen gegenüber, sollte der Abstand zwischen den Reihen mindestens drei Meter betragen. So kann dazwischen genug Luft zirkulieren.
- Iglus auf „Stelzen“ stellen: Stellt man Iglus ohne festen Boden am hinteren Ende auf Ziegelsteine, Betonklötze oder Ähnliches, so erhöht das die Luftzirkulation am Boden. Durch die bessere Ventilation sinkt sowohl die Temperatur im Iglu als auch der Gehalt an Bakterien in der Luft.
- Wasser zur freien Verfügung: Bei warmen Temperaturen sollten die Kälber stets genug frisches Wasser zur freien Aufnahme erhalten. Wasser verbessert die Verdauung und ersetzt die Flüssigkeit, die Kälber durch Schwitzen verlieren. Gerade Kälber, die an Durchfall leiden, brauchen bei Wärme ausreichend Flüssigkeit, um nicht noch anfälliger für Hitzestress zu werden.
- Eventuell Tränkemenge erhöhen: Die Kälber verbrauchen aufgrund des Hitzestress mehr Energie während gleichzeitig ihr Appetit sinkt. Es kann daher hilfreich sein, mehr Energie in flüssiger Form (Milch/Milchaustauscher) anzubieten.
- Kälberstarter häufiger frisch anbieten: Unter warmen und feuchte Bedingungen verdirbt Kraftfutter schneller, während die Kälber bei warmem Wetter gleichzeitig weniger fressen. Deshalb sollte man Kraftfutter nur in geringen Mengen und dafür lieber häufiger anbieten und nicht verzehrtes Futter spätestens nach einem Tag erneuern.
Kraftfutter und Wasser platziert man dabei am besten nicht direkt nebeneinander, denn wenn Kraftfutter mit Wasser durchweicht, verdirbt es besonders schnell. Ein Trennbrett zwischen beiden Eimern kann dem vorbeugen. - Arbeiten morgens erledigen: Arbeiten wie Umstallung, Impfungen und Enthornen sollten so früh wie möglich am Tag durchgeführt werden. Dann sind sowohl die Kälber als auch die Umgebung noch nicht überhitzt.
- Trockene saubere Einstreu: Trockene und frische Einstreu reduziert die Wärmebildung durch Mist. Eventuell kann auch anorganisches Einstreumaterial (Sand) die Wärmeentwicklung vermindern.
Fakten zu Kälbern und Hitze
Kälber sind aufgrund ihrer größeren Körperoberfläche im Verhältnis zu ihrem Gewicht nicht ganz so hitzeempfindlich wie Kühe, trotzdem kann es auch ihnen zu warm werden. Die Wärmetoleranz hängt außerdem von der Luftfeuchtigkeit ab, so dass die Angaben von absoluten Temperaturen schwanken. Probleme bekommen Kälber spätestens, wenn die Temperatur auch nachts nicht unter 25° Celsius abkühlt, andere Studien stellen ab 23° Celsius Hitzestress fest.
Kälber die unter Hitzestress leiden, nehmen trotz des dadurch erhöhtem Erhaltungsbedarf weniger Futter auf und ihr Immunsystem wird geschwächt. Daraus ergibt sich ein schlechteres Wachstum, eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit und eine höhere Sterblichkeit als bei gemäßigten Temperaturen. Hitzestress setzt Kälbern – genau wie Kühen – vor allem dann zu, wenn selbst nachts keine Abkühlung mehr eintritt.