Landwirte, die in den ersten fünf Tagen nach der Geburt die Kühe nicht vollständig ausmelken, sondern maximal 14 Liter Milch pro Tag gewinnen, müssen keine Leistungseinbußen in der folgenden Laktation befürchten. Dafür gibt es einen positiven Effekt: Das Risiko einer negativen Energiebilanz sinkt, sagt eine kanadische Studie.
(aw) – Früher war es üblich Kühe durch Auslassen vom Melkzeiten langsam trocken zustellen und nach der Geburt des nächsten Kalbes auch nicht sofort komplett leer zu melken. Mittlerweile sind Landwirte dazu über gegangen, ihre Tiere sofort normal zu melken. Eine neue Studie aus Kanada unterstützt wiederum die ältere Methode, Kühe während der ersten fünf Tage nach der Geburt nicht komplett zu melken.
Meine Unterschiede bei Milchleistungsparametern
Simon Dufour und sein Team von der Universität Montreal wählten für einen entsprechenden Versuch 846 Kühe aus verschiedenen kanadischen Milchviehbetrieben aus. Von ihnen wurde die Hälfte in den ersten fünf Tage post partum restriktiv gemolken, das heißt, je nach Leistung wurden tageweise aufsteigend maximal 14 Liter Milch pro Tag ermolken.
Alle Herden gehörten der Dairy Herd Impovement Association (vergleichbar der deutschen Milchleistungsprüfung) an, so dass im Anschluss an den Versuch alle relevanten Daten ausgewertet werden konnten.
Hierbei zeigte sich, dass es zwischen Woche zwei und 44 nach der Kalbung keine Unterschiede bei allen wesentlichen Leistungsparametern gab. Milchleistung und Milchinhaltsstoffe wichen nicht voneinander ab. Lediglich in Woche 38 gaben die Kühe, die restriktiv gemolken worden waren, durchschnittlich weniger Milch als die Kontrolltiere. Der Grund hierfür ist unklar. Kühe, die restriktiv gemolken wurden, hatten auch kein höheres Abgangsrisiko als die Kontrolltiere.
Gefahr negativer Energiebilanz reduziert
Die Autoren kommen daher zu dem Ergebnis: Dass inkomplette Ausmelken hat keine negativen Nebeneffekte auf die Leistung in der folgenden Laktation. Dafür mindert es die Gefahr einer negativen Energiebilanz in den ersten Wochen nach einer Kalbung.
Anmerkung von wir-sind-tierarzt.de:
(aw) – Leider macht der öffentlich einsehbare Teil der Studie keine Aussage darüber, ob durch die Maßnahme ein (sub)klinischer Kalziummangel vermieden werden konnte und ob das postpartale Energiedefizit beeinflusst wurde. Da sich die Autoren aber sehr positiv über das inkomplette Ausmelken äußern, scheint es seitens der Landwirte keine negativen Erfahrungen gegeben zu haben.