Blutohren können Schweine erheblich behindern, eine Behandlung scheint aber dennoch nicht sinnvoll. Das sagt zumindest eine kanadische Untersuchung. Die nach Einblutung stark geschwollen Ohren bilden sich in der Regel auch ohne binnen drei Wochen zurück. Die verlorenen Tageszunahmen holen die Tiere wieder auf.
(aw) – Sogenannte „Blutohren“ sind ein relativ häufiges Krankheitsbild bei Schweinen, sie kommen aber auch bei Schafen, Hunden und anderen Tieren vor. Sie entstehen wenn Blutgefäße platzen und sich Blut vorzugsweise im subperichondralen Bereich des Ohrknorpels ansammelt. Je nach Einblutungsgrad schwellen die betroffenen Ohren stark an. Dann haben sie ein erhebliches Gewicht und behindern die betroffenen Tiere dementsprechend .
Zur Ruptur von Gefäßen kann es kommen, wenn die Schweine aufgrund eines Parasitenproblems (Räude, Läuse) häufig den Kopf schütteln, aber auch, wenn sie für Behandlungen oder beim Fangen an den Ohren fixiert werden. Auch gegenseitiges Beißen an den Ohren kann zu Blutungen führen.
Behandlungsmöglichkeit: Blut ablassen
Generell gibt es verschiedene Optionen, mit dem Problem umzugehen:
Bei Schweinen wird entweder gar nicht behandelt oder das Hämatom gespalten, damit das Blut abfließen kann. Eventuell ist auch das Einsetzen einer Euterkanüle möglich, damit sich die Öffnung nicht sofort wieder verschließt.
Bei Hunden wird nach Ablassen des Blutes häufig mit unterschiedlichen Kompressionsmethoden gearbeitet, um eine erneute Füllung des Ohres zu verhindern.
Kanadische Untersuchung: Besser nicht behandeln
Cate Dewey und ihre Kollegen von der University of Guelph (Kanada) haben sich mit dem Problem bei Schweinen befasst und zwei Behandlungsoptionen verglichen: Das Blutohr entweder belassen oder eröffnen.
In ihren Untersuchungen hat sich gezeigt, dass es sinnvoller ist, die Ohren nicht zu behandeln, da es im Anschluss an die Eröffnung des Hämatoms häufig zu Wundinfektionen kommt. Die Kanadier hatten bei zwei Dritteln der Schweine, die an einem Blutohr litten, das Hämatom gespalten, ein Drittel wurde nicht behandelt. Die Infektionen sind zwar in der Regel nicht gravierend, aber da die Maßnahme keinen erkennbaren Vorteil bietet, sollte sie unterbleiben.
Rückbildung binnen drei Wochen
Die täglichen Zunahmen zwischen behandelter und unbehandelter Gruppen unterschieden sich nämlich auf lange Sicht nicht. Direkt nach dem Eingriff sanken über den Zeitraum von zwei Wochen die täglichen Zunahmen der behandelten Ferkel im Vergleich zu Ferkeln mit intakten Blutohren, doch die Wachstumseinbußen holten die Ferkel im weiteren Verlauf der Mast wieder auf.
Blutohren – ohne und mit Behandlung – bildeten sich im Rahmen der vorliegenden Studie innerhalb von drei Wochen nach Auftreten wieder zurück. In der Regel vernarben die Ohren und es bleibt ein „Schönheitsfehler“.
Zur Vorbeugung: Stressfaktoren reduzieren
Da Schweine mit Blutohren generell schlechtere Tageszunahmen haben als Schweine mit intakten Ohren sollten die Tiere so gehalten werden, dass möglichst gar keine Blutohren auftreten. Die Verbesserung der Haltungsbedingungen steht hierbei an erster Stelle, denn gestresste oder gelangweilte Schweine beißen sich eher gegenseitig.
Zu den Stressfaktoren gehören unter anderem: Schlechte Luftqualität, Überbelegung, häufige Neugruppierungen, unregelmäßiger oder schlechter Zugang zu Futter und Wasser. Neben der Behebung der genannten Missstände sollten Schweine Beschäftigungsmaterial angeboten bekommen, um sie von den Ohren ihrer Gruppenmitglieder abzulenken.
Des weiteren ist in Problembeständen eine regelmäßige Parasitenbekämpfung sinnvoll. Blutohren können auch durch mangelhafte Stalleinrichtungen verursacht werden, etwa wenn sich Schweine leicht die Ohren einklemmen oder an hervorstehenden spitzen Strukturen verletzen können.