Eine neue PLOS Plattform für Antibiotikaresistenzen will als globales Forum die internationale Zusammenarbeit und Koordination der Resistenzforschung fördern. Indem sie wissenschaftliche Arbeiten kuratieren und bündeln, wollen die Initiatoren auch fachliche Grundlagen für politische Entscheidungen in der Antibiotikadebatte liefern.
(aw) – Antibiotikaresistenzen gefährden weltweit immer stärker die Gesundheit von Mensch und Tier. Die Resistenzbekämpfung erfordert ein breitangelegtes Handeln quer durch alle Bevölkerungsschichten und Disziplinen. Schlüsselaufgaben sind dabei die Verbesserung der Infektionsprophylaxe, die Vermeidung unnötiger Antibiotikaanwendungen und die fachgerechte Anwendung der derzeit existierenden Antibiotika bei Menschen und Tieren.
Wissenschaftliche Literatur, Kommentare und Nachrichten bündeln
Der dafür eingerichtete, neue PLOS AMR Channel (PLOS = Public Library of Science = Öffentliche Bibliothek für Wissenschaften/ AMR = Antimicrobial Resistance = Antibiotikaresistenzen) führt die vier Säulen der Resistenzforschung zusammen. Der Kanal soll Informationsquelle sein für alle, die sich mit Antibiotikaresistenzen beschäftigen und auf dem neuesten Erkenntnisstand bleiben wollen. Dazu bündelt er neue wissenschaftliche Literatur und Inhalte aus Blogs, sammelt Kommentare und Nachrichten.
Fachliche Basis für politische Antibiotikaentscheidungen
Als Herausgeber des neuen PLOS-Channels arbeiten führende Experten auf ihrem Gebiet. Sie stellen Inhalte zusammen, die das Bewusstsein für die Resistenzproblematik schärfen sollen und die Zusammenarbeit von Forschern unter Einbeziehung von Wissenschaft, Politik und öffentlichem Gesundheitswesen vorantreiben möchten: Ein ganzheitlicher Ansatz der Forschung sei dringend nötig, um evidenzbasierte Ergebnisse zu erhalten, die als Grundlage für fundierte politische Entscheidungen und Projektförderungen herangezogen werden können.
Der AMR-Channel vereint die vier Säulen der Resistenzforschung:
1. Wissenschaftliche Resistenzgrundlagen
Hierzu gehören das wissenschaftliche Verständnis von Mikroorganismen und die Reaktion der Wirte auf ihre Anwesenheit, um so neue Behandlungsmethoden und neue Medikamente (auch Antibiotika) zu entwickeln. Besonders wichtig ist die Erforschung neuer Angriffsmöglichkeiten auf Mikroorganismen, die sich durch Medikamente steuern lassen. Eine enge Zusammenarbeit von Biologen und Chemikern ist in diesem Gebiet wichtig.
Redakteur: Patricia Bradford / Stellvertreter: Laura Piddock
2. Forschung und Entwicklung
Die Forschung und Entwicklung neuer Behandlungsmethoden und Hilfsmittel geht zur Zeit nicht schnell genug. Die Notwendigkeit, neue Antibiotika zu entwickeln wird nur langsam umgesetzt und die Medikamente entsprechen häufig nicht den klinischen Bedürfnissen. Außerdem werden neue Möglichkeiten zur Diagnostik benötigt, die schnell und unkompliziert, am besten ohne Strom oder aufwendige Labore, eine sichere Erregeridentifikation erlauben. So könnten Behandlungen optimiert werden und sofort effektive Wirkstoffe ausgewählt werden.
Redakteur: Manica Balasegaram / Stellvertreter: Ursula Theuretzbacher
3. Angemessener Umgang und Verfügbarkeit
Überflüssige und falsche Anwendung von Antibiotika bei Menschen und Tieren gepaart mit schlechter Infektionsprophylaxe sind die Hauptverursacher für die Entwicklung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika soll diese Praktiken abstellen. Dazu ist es nötig, einige international geltende Regeln aufzustellen, die den Umgang mit existierenden und neu entwickelten Antibiotika definieren. Außerdem müssen die Mechanismen, die zur Resistenzentwicklung bei Tieren führen und die dann auf Menschen übertragen werden besser untersucht werden, um die Problematik in den Griff zu bekommen.
Redakteur: Peter Beyer / Stellvertreter: Ingrid Smith
4. Öffentliche Gesundheit – Überwachung und Epidemiologie
Der effektive Umgang mit Antibiotikaresistenzen setzt eine genaue und zeitnahe Informationserfassung voraus. Die Erfassung von Daten zum Auftreten und der Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen ist wichtig, aber ohne weiterführende Maßnahmen hilft das alleinige Monitoring nichts. Die bisherige Datenerfassung hat gezeigt, dass Antibiotikaresistenzen sowohl für reiche als auch arme Länder auf der ganzen Welt eine Bedrohung darstellen. Aufgrund der Erhebungen können nationale Experten feststellen, ob bestimmte Therapien den Menschen tatsächlich mehr qualitative Lebenszeit bringen oder nicht effektiv sind.
Redakteur: Iruka Okeke / Stellvertreter: Carmen Pessoa-Silva
Quellen:
PLOS-Information zum Start des neuen AMR-Channel
Der neue PLOS-AMR-Channel
Beitragsbild aus: Frontiers in Microbiology/Akker et al – creative common license