Jahr zwei der Deutschen Vet in Köln. Der konzeptionelle Ableger der London Vet Show machte einen Wachstumsschritt: Mehr Besucher, mehr Aussteller, bei nur leicht umfangreicherem Vortragsprogramm. Dem Konzept, zentrale Fachmesse und Fortbildungsbereiche in einer Messehalle zu bündeln, blieben die Briten treu. Es funktioniert bereits in London, Paris und New York. Eine erste Bilanz.
von Jörg Held
Die Briten bleiben ihrem Messekonzept treu – auch wenn immer noch Besucher damit fremdeln. Der Lageplan (Foto) verdeutlicht es: Im Zentrum steht die Fachausstellung in der Halle 4.2 der Köln-Messe. Drum herum gruppieren sich drei „Konferenzsäle“, ein „Businesstheater“ und ein kleiner Seminarraum für das Fortbildungsangebot – alle jeweils mit Vorhängen (Soundproof Curtains) abgetrennt. Im Ausstellerbereich gibt es zusätzlich eine Workshop-Zone für Firmenpräsentationen.
Die zentrale Anordnung der Ausstellung sorgt zusammen mit versetzten – in diesem Jahr aber zum Teil von 20 auf 15 Minuten verkürzten – Pausenzeiten der einzelnen Veranstaltungen dafür, dass immer „Verkehr“ zwischen den Ständen ist. Dafür müssen die Zuhörer in den Vorträgen aber eine durchaus spürbare Geräuschkulisse hinnehmen.
Für „Show Manager“ Livio Bergamin vom internationalen Messeveranstalter CloserStill Media macht nicht nur das Vortragsprogramm allein eine Fortbildung aus. Auch die Fachausstellung gehöre dazu. Dickere Vorhänge, möglichst deckenhoch aufgehängt zur besseren Schallisolierung, stehen dennoch auf seiner Liste für 2019. Insgesamt ist er zufrieden mit dem zweiten Jahr: „Noch nicht perfekt, aber deutlich besser“.
Mehr Besucher – mehr Aussteller
Die Zahlen geben Bergamin Recht, die Vet Show hat im Jahr zwei einen Wachstumsschritt gemacht:
- 1.350 Besucher schon am 1. Tag (endgültige Zahlen lagen noch nicht vor), darunter nach Veranstalterangaben etwa 80 Prozent Tierärzte – das wäre ein Plus von rd. 30 Prozent. Im Auftaktjahr waren es an beiden Tagen etwa 1.000 Tierärzte.
- Ähnlich stark das Wachstum bei den Ausstellern: 2018 kamen 133 nach Köln, gegenüber 98 im Vorjahr.
Wer aber auch im zweiten Jahr noch fehlte, sind die großen Pharmafirmen. Mittelständler und Futtermittelanbieter prägten (bezogen auf Standgröße) das Bild. Daneben präsentierten sich viele kleinere Firmen – einige auch in sehr kleinen „Messekojen“. - Der Zuwachs an deutschen Unternehmen ist insgesamt aber größer als die reine Zahlendifferenz. 2017 waren deutlich mehr Aussteller aus dem angelsächsischen Raum und sogar aus China vertreten. Die wurden von bekannteren deutschen Namen abgelöst.
Klares Ziel: Weiter wachsen
Das Ziel ist klar: weiteres Wachstum. Und der Schweizer Bergamini sieht die Deutsche Vet da auf einem guten Weg. Bis zur Größe der London Vet Show mit zuletzt über 5.750 Besuchern ist es zwar noch weit. Aber die Zahlen der France Vet in Paris – 2013 mit 1.682 Besuchern / 101 Ausstellern gestartet und bis 2017 auf 2.224 Besucher und 255 Aussteller gewachsen, dürften der Benchmark sein.
Nach Baden-Baden: Im Westen was Neues
Ein wichtiger Faktor ist sicher der Standort Köln. Im tierarztdichten Westen Deutschlands fehlte bisher eine jährliche größere Fortbildungsveranstaltung. Da dürfte sich auch ein etwas anderes Konzept etablieren.
Einen Teil des Besucheranstiegs führt Bergamin auf die Kooperation mit dem Enke-Verlag zurück. Der hatte im Herbst 2017 nach 29 Jahren das Aus für die traditionsreichen Baden-Badener-Fortbildungstage und stattdessen die inhaltliche Zusammenarbeit mit der Deutschen Vet verkündet (Englische Pressemeldung hier). Dass bisherige Baden-Baden-Besucher, nachdem sie auf die Kooperation hingewiesen wurden, in diesem Jahr zur Deutschen Vet reisten, liesse sich aus den Teilnehmerdaten ableiten*(siehe Artikelende). Auf der Deutschen Vet bespielte Enke einen separaten Konferenzsaal mit einem eigenen Programm – je sechs Vorträge für Tierärzte (Freitag) und TFAs (Samstag).
Das Messewochenende 20./21. April bescherte zwar auch Köln strahlendes Hochsommerwetter. Aber anders als in Baden-Baden, wo die Besucher bei Sonnenschein ihre Pausen lieber in Stadt und Kurpark verbrachten als in der Industrieausstellung, ist das Kölner Messehallenumfeld weniger verlockend.
Weniger internationale Referenten
Verschoben hat sich durch die Enke-Kooperation auch die Referentenverteilung. Im Startjahr waren es mehr internationale Referenten des Royal Veterinary College und damit mehr englischsprachige Vorträge. Diesmal prägten wieder mehr national bekannte Namen das Programm. Die Internationalität vieler, für den deutschen Vortragsmarkt neuer „Speaker“, hatte man im letzten Jahr durchaus positiv registriert, da dies auch neue Akzente setzte.
Günstige Besuchertickets – hohe Ausstellerpreise
Zum Messekonzept von CloserStill Media gehört auch ein zweigeteiltes Preismodell:
Auf der einen Seite günstige Konditionen für Besucher. Die 2018er Eintrittspreise begannen mit einem 99.- Euro-Discountpreis für Frühbucher (ein Jahr Vorausbuchung) und kletterten dann über einen Staffelpreis bis auf 399.- Euro an der Tageskasse am Veranstaltungstermin. Für die Fortbildung wurden 12 ATF-Stunden anerkannt.
Die Rabattpreise, die auch aktiv beworben werden, sind typisch für alle Vet-Shows des Messe-Veranstalters CloserStill **(siehe Artikelende).
Umgekehrt murren die Aussteller etwas über die Preise jenseits von 300.- Euro je Quadratmeter Standfläche. Auch mit Frühbucherrabatt kommt man da nicht drunter. Aber Livio Bergamin ist überzeugt, dass die Relation stimmt.
Mit Transparenz erzeugen die Briten „Buchungsinteresse“: Schon auf der laufenden Messe kann man die Standfläche für das Folgejahr aussuchen und belegen – so lässt sich auf dem Hallenplan für alle sichtbar „live“ verfolgen, wer 2019 plant wie groß dabei zu sein (Foto). Das Interesse spreche für sich, sagt Bergamin.
Noch kein fixer Monat
Was die Deutsche Vet noch sucht, ist ihren Platz im Ausstellungskalender, der aber immer im Frühling liegen wird: 2017 Mitte Mai, in diesem Jahr im April, der Termin 2019 liegt dann Mitte Juni. Man schaut auf die Osterferien und die vielen deutschen Feiertage – und eben auch auf die kulturellen Unterschiede: Die Vet-Shows in London und New York liegen mit Donnerstag und Freitag in der Woche, in Deutschland und Frankreich aber scheinen Tierärzte eher die Kombination Freitag/Samstag zu bevorzugen.