Die Tierrechtsorganisation AnimalPeace ist bekannt für grenzwertige Kampagnen. Der neueste Ausfall: Sie fordert die „Todesstrafe“ für Tierärzte und Behördenvertreter, weil diese entschieden hatten, den Hund einzuschläfern, der in Hannover zwei Menschen getötet hatte.
(hh) – Nachdem der Staffordshire-Mischling „Chico“ aus Hannover Anfang April seine 52 Jahre alte, im Rollstuhl sitzende Besitzerin und deren 27 Jahre alten Sohn tot gebissen hatte, wurde er an der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht. Auf Vorschlag des Tierheims hatte die Stadt Hannover zunächst erwogen, Chico in einer Spezialeinrichtung außerhalb Niedersachsens unterzubringen. Wegen seiner fehlenden Sozialisation hätte Chico aber nur isoliert von anderen Hunden gehalten werden können. Aufgrund seiner Aggressivität gegenüber Menschen wäre er nicht mehr als „Sozialpartner“ in Frage gekommen, sagte Stadtsprecher Möller gegenüber Medien. (Bericht zu möglichen Konsequenzen aus dem Fall hier)
Wie die „Bild“-Zeitung zuvor berichtete, hatte Chico zwei kaputte Fangzähne und eine offene Verbindung zur Nasenhöhle. Das Tier hätte demnach häufig operiert werden müssen, um das zu beheben, und galt als unberechenbar. 290 000 Menschen hatten eine Online-Petition gegen eine Tötung des Tieres unterstützt.
Doch letztlich entschieden die Behörden und tierärztliche Experten der TiHo, den Hund einzuschläfern. Nach tödlichen Angriffen ist es üblich, dass die Tiere euthanasiert werden.
Facebook-Hetze als Aufforderung zur Straftat?
Die Münchner Tierrechtsgruppe „AnimalPeace“ postet darauf auf facebook (inzwischen gelöscht*):

Todesstrafe für Tierärzte und Behördenvertreter, weil sie die Euthanasie des Hundes anordneten, der zwei Menschen getötet hat? Der Post der Tierrechtsorganisation wurde inzwischen gelöscht. (screenshot: facebook-Seite AnimalPeace)
Schon mehrfach ist AnimalPeace mit extrem zugespitzten Posts aufgefallen – etwa mit: „Ein Bulle nimmt Rache und tötet seinen Sklavenhalter“. Damals ermittelte die Staatsanwaltschaft, stellte das Verfahren aber ein.
Auch wegen des neuen Postings ermittelt laut NDR und dpa-Meldungen nun die Staatsanwaltschaft Hannover. Ob die Formulierung „Tod den Entscheidungsträgern“ und die Forderung nach der Todesstrafe für die Verantwortlichen eine juristisch relevante Aufforderung zu Straftaten darstellen könne, prüfen die Ermittler.
Veterinäramt wußte von der Aggressivität des Hundes
Aufgrund von Versäumnissen im Umgang mit dem gefährlichen Hund war die Stadt unter Druck geraten, berichtet der Bayerische Rundfunk. Schon 2011 hatte das Veterinäramt Hinweise auf eine gesteigerte Aggressivität des Hundes und eine mangelnde Eignung des Halters erhalten, hatte Hannovers Ordnungsdezernent einräumen müssen. Die Behörde handelte aber nicht. Deswegen ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover auch hier inzwischen wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannt.
*Der Post ist mittlerweile vom Netz genommen, die Diskussion geht in den sozialen Netzwerken allerdings weiter. Mit „Vernunft“ haben derartige Diskussionen und Aktionen sicherlich nicht mehr viel zu tun. Sondern mit Emotionen.
Auch Medien thematisieren die bewußten Rechtsbrüche radikaler Tierrechtler, die sich selbst in der Tradition des Widerstandes gegen den Holocaust wähnen.
Einen Kommentar zu dieser Art „Tierrechtsvertretung“ hat wir-sind-tierarzt hier schon 2015 veröffentlicht