Neue StIKo Vet-Leitlinie: „Impf-Ampel“ für Wiederkäuer

Impf-Ampel für Milchrinder – ein Klick auf die Krankheit führt direkt zu Detailinformationen zur Impfung. (Tabelle: © StIKo Vet)

Die Ständige Impfkommission der Veterinärmedizin hat mit den Impfleitlinien für Wiederkäuer erstmals eine Empfehlung für Nutztiere herausgegeben. Neu im ein interaktiven PDF-Dokument ist die „Impf-Ampel“. Die gibt Impfempfehlungen per grün , gelb, rot. Und: Tierärzte können per Mausklick direkt zur Krankheit und weiter zu den passenden Impfstoffen springen – eine fast perfekte praxistaugliche Lösung.

(jh) – Die Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern ist nicht starr und nicht rechtsverbindlich. Sie soll für den Tierarzt eine Entscheidungshilfe sein. Damit diese alltagstauglich ist, hat die Ständige Impfkommission der Veterinärmedizin (StIKo Vet) erstmals ein Ampelsystem gewählt. Das lehnt sich an das Konzept der Core- und Non-Core Vakzinierung an.

Der neue Ampel-Impf-Code: von „für jedes Tier unbedingt empfohlen“ bis „verboten“. (Tabelle: © StIKO Vet)

Krankheits-Tabellen mit „Impf-Ampel“

Die Leitlinie enthält „Krankheits-Tabellen“ in denen eine „Impf-Ampel“ Empfehlungen für jede Nutzungsrichtung gibt:
Bei Rindern für die Milcherzeugung, Mutterkuhhaltung und Rindermast; bei kleinen Wiederkäuern (Schafe und Ziegen) für Zucht-, intensive Lämmermast- und intensive Milchbetriebe sowie für die extensive Weidehaltung.
Der Tabellenaufbau vermittelt so einen einen schnellen Eindruck darüber, wann eine Impfung dringend empfohlen wird ( 3 x grün), wann sie möglich (gelb) oder wann sie verboten ist (rot).

Impf-Ampel für Milchrinder – ein Klick auf die Krankheit führt direkt zu Detailinformationen zur Impfung. (Tabelle: © StIKo Vet)

Auf die tabellarischen Ampeleinträge folgen die eigentlichen Impfempfehlungen. Sie zu finden ist leicht: Im PDF-Dokument (Download hier) kann man aus der Tabelle mit einem Klick auf die Krankheit (z.B. „Blauzunge“) direkt zur jeweiligen Empfehlung springen.

Von der Impfempfehlung zu den Fachinformationen und der Impfstoffauswahl ist es nur ein weiterer Mausklick. (screenshot: StIKo Vet)

Alle Fachinformationen per Mausklick

Von dort gibt es eine weitere Verknüpfung (siehe oben) zu den Fachinformationen:
Die beschreiben dann die Krankheit im Detail, den Erreger und eventuelle Besonderheiten der Impfstoffe, wie verschiedene Serotypen, Toxovaren etc.. Es folgen tabellarische Informationen zu den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen (Mit Verlinkung), deren Zusammensetzung und Hinweise zur Anwendung.

wir-sind-tierarzt.de meint:
Fast perfekt gelöst

(jh) Endlich nutzt mal jemand (fast) die Möglichkeiten digitaler Dokumente. Was leider noch fehlt, ist ein „aktives Inhaltsverzeichnis“, damit man schneller zur passenden „Impf-Ampel“ für Tier- und Nutzungsart gelangt:
Aber immerhin: Ein, zwei Klicks und schon findet man von der Ampel-Tabelle ausgehend ohne langes Blättern durch 93 Seiten  die nächste relevante Information. Damit werden die Impfleitlinien ein ganzes Stück praxistauglicher. Gut gelöst.

Der nächste Schritt wäre jetzt eine ständig aktualisierte Online-Variante, die man via Smartphone direkt aus dem Stall aufrufen kann.
Und natürlich die Umstellung der Impfleitlinien für Kleintiere und Pferde auf dieses System. Ein guter Anfang ist gemacht.

Warum Impfungen wichtig sind

Dem eigenen Ziel, Impfungen als wichtige Maßnahmen zur Verhinderung und Eindämmung von Infektionskrankheiten und deren Verbreitung fest zu etablieren, kommt die StIKo Vet mit solch praxistauglichen Informationen ein Stück näher.
Für alle Impfleitlinien der StIKo Vet – auch für Kleintiere oder Pferde – gilt:

  1. Das einzelne Tier ist so häufig wie nötig zu impfen mit dem Ziel, einen Schutz des Einzeltieres, des Bestandes und schließlich der Population zu erreichen.
  2. Komplette Bestands- oder Gruppenimpfungen sind anzustreben, um Infektionsketten zu unterbrechen.
  3. Die regelmäßige Bestandsbegehung, die Entnahme und Untersuchung geeigneten Probenmaterials, die Gesundheitsberatung und das Impfgespräch dienen der Ermittlung und Implementierung eines auf die Bedürfnisse des jeweiligen Bestandes zugeschnittenen Impfprogramms.
  4. Die vollständige Grundimmunisierung ist Voraussetzung für einen optimalen Schutz des Einzeltieres.

Tiergesundheit: Die Säulen der Krankheitsvorbeugung

Neben der Impfung gibt es weitere Säulen der Vorbeugung von Infektionskrankheiten bei den Wiederkäuern:

  • die allgemeine Betriebshygiene,
  • die Optimierung des Managements, der Haltungsbedingungen und der Fütterung
  • sowie der Biosicherheit.

Informationen dazu finden sich zum Beispiel in der Hygieneleitlinie zur Haltung von Wiederkäuern des Bundeslandwirtschaftsministeriums oder im Leitfaden Biosicherheit in der Rinderhaltung, der von der Tierärztekammer  und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gemeinsam herausgegeben wird.

Quellen:
Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern (StIKo Vet am FLI – PDF-Download)
Erklärungen der Autoren zur Impfleitlinie auf der bpt-Webseite

ergänzend:
Impfleitlinie Kleintiere (PDF-Download)
Impfleitlinie Pferd (PDF-Downlaod)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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