(jh) – Der Nachweis hat lange gedauert: Vor rund vier Wochen kam der Verdacht auf, dass sich ein Kind auf dem Bauernhof der Familie an Tuberkulose infiziert haben könnte. Bei der ersten Untersuchung Ende Februar wurden noch keine Stäbchen der Mykobakterien nachgewiesen, die Tuberkulose auslösen. Jetzt aber haben Labortests den Verdacht doch bestätigt, berichtet der ORF (Vorarlberg). Und auch die staatliche Österreichische Gesundheitsagentur AGES bestätigt dies via Twitter:
Das Kind wurde bereits nach dem ersten Verdacht vorsorglich behandelt, ihm gehe es gut, sagt Gesundheitslandesrat Christian Bernhard gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“.
Auf dem Bauernhof angesteckt?
Als Infektionsquelle gelten die Rinder des familieneigenen Bauernhofes. Wo diese sich wiederum mit TBC angesteckt haben, wird noch untersucht. Die Behörden vermuten aber einen Zusammenhang mit den Tuberkuloseproblemen bei Rotwild im Tiroler Lechtal (siehe nächster Absatz). Ein Test der AGES auf den Gen-Stamm des Bakteriums soll Klarheit bringen. Auf dem Familienhof hatten die Behörden im Januar bei neun Rinder offene Tuberkulose diagnostiziert. Alle 52 Tiere des Bestandes wurden getötet.
Im Grenzgebiet Deutschland-Österreich-Schweiz kämpft man schon seit mehreren Jahren gegen die TBC bei Rindern. Als Reservoire gelten die Rotwildbestände. Über den Aufenthalt auf den Almen infizieren sich immer wieder Rinder mit dem Tuberkuloseerreger M. caprae.
Zuletzt hatten Deutschland, Österreich, die Schweiz und Lichtenstein eine länderübergreifende Arbeitsgruppe (Bericht hier) eingesetzt, die die Tuberkulose beim Rotwild bekämpfen soll.
Übersicht der Berichte zur TBC-Problematik im Alpenraum hier
In Vorarlberg werden die Rinder jedes Jahr in nach der Rückkehr von den Almen auf mögliche Infektionen getestet. Auch auf der deutschen Seite im Allgäu gab es von 2014 bis 2017 Tests mit positiven Befunden. In den österreichischen Risikogebieten im Kloster- und Silbertal sowie im Montafon beruhigte sich die Situation zuletzt etwas. Aber es wurden im Januar auch erneut Betriebe gesperrt, darunter der Hof der Familie in Dornbirn. Der aber lag nicht in einer der bisherigen Hochrisikozonen, von daher kam die Sperre überraschend.
Kontaktpersonen werden untersucht
Die Behörden starteten jetzt die gesetzlich vorgeschriebenen Umgebungsuntersuchungen. Dabei werden all jene Personen per Hauttest untersucht, mit denen das Kind regelmäßig in Kontakt stand. Sie müssen sich auch einem Lungenröntgen unterziehen; in sechs Monaten folgen dann Kontrolluntersuchungen.
Betroffen sind Kindergarten- und Spielkameraden, Eltern und Verwandte, wie viele Personen insgesamt, werde derzeit noch erhoben.
Bei der Familie des betroffenen Kindes verliefen die Tests laut Behördenangaben bisher negativ. Lediglich der Vater, dessen Bluttest positiv war, wurde vorsorglich mit Antibiotika behandelt.
Langsam fortschreitende Infektionskrankheit
Tuberkulose (TBC) ist laut österreichischem Gesundheitsministerium eine langsam fortschreitende, gefährliche und vom Tier auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit (Zoonose). Generell brauche es lange, bis es zu einer Ansteckung komme und bis sich Krankheitssymptome zeigten. Auch werde der Erreger nicht kontinuierlich ausgeschieden, daher muss wiederholt getestet werden. Insgesamt gibt es in Vorarlberg durchschnittlich 20 TBC-Fälle jährlich, die bisher aber nicht auf Rinder zurückgeführt wurden.
(Aktuelle Zahlen zur TBC in Österreich hier: AGES-Webseite zum Welttuberkulosetag)
Die eigentlichen Tuberkulose-Erreger bei Mensch und Tier werden aufgrund ihrer engen genetischen Verwandtschaft zum Mycobacterium-tuberculosis-Komplex zusammengefasst. Dazu gehören M. tuberculosis, der Erreger der Tuberkulose bei Menschen, M. bovis, der Erreger der Rindertuberkulose, sowie M. caprae, der Erreger bei Wildtieren.
Quellen:
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TBC-Verdacht bei Kind bestätigt (vorarlberg.ORF.at; 23.3.2018)
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TBC-Verdachtsfall in Dornbirner Kindergarten (vorarlberg.ORF.at; 26.2.2018)
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TBC-Verdachtsfall: Alle Tiere auf Hof getötet (vorarlberg.ORF.at; 27.2.2018
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Merkblatt Rindertuberkulose (AGES)