Tote Schwäne der Queen erinnern an Vogelgripperisiko

Das Vogelgrippevirus ist weiter in Wildvögeln präsent. 30 tote Schwäne auf Windsor Castle, dem Wohnsitz der Queen Nahe London, erinnerten daran. (Symbolfoto: © pixabay)

Europas Geflügelbestände sind in diesem Winter – mit Ausnahme von Italien – bisher von hochansteckender Geflügelgrippe weitestgehend verschont geblieben. Doch 30 tote Schwäne auf einem Grundstück von Windsor Castle, dem Wohnsitz der Queen Nahe London, erinnerten an die Präsenz des Virus in Wildvögeln. Aus Deutschland wird aktuell die Infektion von Nandus gemeldet.

(jh) – In Nordeuropa gab es in Nutztierbeständen in der aktuellen Grippesaison erst einen großen Ausbruch in den Niederlanden: Die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) vom Typ H5N6 wurde in den Niederlanden, auf einem Entenmastentenbetrieb mit 16.000 Tieren in der Provinz Flevoland nachgewiesen
Dagegen meldet Italien schon über 60 Ausbrüche des in der letzten Saison europaweit aktiven H5N8-Virus in Nutztierbeständen und bereits über 1,5 Millionen gekeulte Puten (Details siehe unten).

H5N6: Erst ein Wildvogelnachweis in Deutschland

Deutlicher Unterschied: Blau zeigt die Geflügelpestfälle der Grippesaison 2016/17, der rote Punkt den bisher einzigen offiziellen H5N6-Fall der Saison 2017/18. (Karte: © FLI)

Deutschland verzeichnete bisher erst einen offiziellen Nachweis von H5N6: bei einer Anfang Januar in Dachau/Bayern gefundenen Tafelent . Aktuell (9.2.) meldet das FLI außerdem Vogelgrippe auch bei Nandus in Mecklenburg-Vorpommern, allerdings bisher ohne einen Hinweis auf den Virus-Subtyp oder ob es sich um eine hoch/niedrigpathogene Variante handelt.
Auch in den Niederlanden, der Schweiz und Grossbritannien wurde H5N6 in Wildvögeln gefunden.
Das europäische H5N6-Virus ist nicht identisch mit dem Virus, an dem zur Zeit in Asien auch Menschen erkranken. Es ist eine Rekombination aus dem zuletzt in Europa kursierenden hochpathogenen H5N8 Stamm und niedrigpathogenem H6 Virus aus Wildvögeln.

Vogelgrippe bei Schwänen der Queen

Besonders betroffen ist bisher Großbritannien: Allein in den ersten drei Januar Wochen gab es H5N6-Nachweise bei 64 Wildvögeln. Auffällig war dabei, dass diese sich zunächst auf drei Gebiete, dort aber in sehr unterschiedlichen Wildvögeln (verschiedene Entenarten, Gänse, Schwäne, Möwen) konzentrierten. Inzwischen ist das Virus in elf Regionen nachgewiesen. England und Wales sind zur „bird flu prevention zone“ mit strengen Hygieneauflagen erklärt worden.
Die 30 toten Schwäne auf dem Gelände von Windsor Castle, dem Wochenendsitz der Queen Nahe London, sind in der Übersicht des britischen Landwirtschaftsministeriums noch nicht enthalten, seien aber – so meldet die BBC   – ebenfalls an Vogelgrippe verendet.
Auch Irland hat inzwischen einen ersten H5N6-Nachweis gemeldet: Bei einem tot aufgefundenen Seeadler.

H5N8 in Italien: Verbreitung zwischen Betrieben

Anders als Deutschland, die Niederland und Großbritannien kämpft Italien mit einer Vielzahl von Ausbrüchen der Geflügelpest vom Virustyp H5N8, dem schon in der Saison 2016/2017 europaweit Millionen Tiere zum Opfer fielen:
Zuletzt gab es Ausbrüche in einem Putenmastbetrieb mit 17.000 Tieren und einen gemischten Betrieb mit 7.420 Tieren. Seit Juli 2017 wurden in Italien 65 HPAI H5N8-Ausbrüche festgestellt, meldet das FLI im aktuellsten Radar-Bulletin zur Tierseuchenlage. Besonders betroffen sind die geflügeldichten Regionen Brescia, Lombardei und Veneto.
Die ersten Viruseinträge der HPAI Fälle bis Ende September 2017 scheinen hauptsächlich durch Wildvogelkontakte entstanden zu sein und ab Oktober 2017 (Bericht u.a. hier) standen Ansteckungen über kontaminierte Fahrzeuge und in verschiedenen Betrieben tätiges Personal im Vordergrund: Ausgehend von einem Ausbruch wurden 23 weitere Bestände infiziert. Die Restriktionszonen umfassten das gesamte Gebiet von der Adriaküste bis zur französischen Grenze. Rund 1,5 Mio. Puten in 52 Betrieben wurden vorsorglich getötet.

Quellen: im Artikel verlinkt
FLI-Radar-Bulletin zur Tierseuchenlage (Januar  2018 – PDF-Download)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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