5.000 Rinder gekeult, doch Neuseeland scheint den Mykoplasmenausbruch in Rinderherden nicht in den Griff zu bekommen. Erstmals überhaupt war die Infektion im Juli 2017 auf der Südinsel nachgewiesen worden. Inzwischen ist sie auch auf die Nordinsel übergesprungen. Mit landesweiten Milchtests will das Landwirtschaftsministerium nun eine Übersicht bekommen.
(jh) – Mycoplasma bovis (Details siehe Artikelende) ist eigentlich weltweit verbreitet und vergleichsweise ungefährlich. Doch Neuseeland war dank seiner Insellage bisher frei von dem bakteriellen Erreger. Mit Blick auf die aktuelle hiesige Sorge vor einem Eintrag der Afrikanischen Schweinepest, zeigt das Beispiel aber: Selbst eine privilegierte geografische Lage schützt nicht vor Eintrag und Ausbreitung einer Tierseuche. Zu verflochten sind inzwischen die weltweiten Waren- und Reiseströme.
Der erste Nachweis von Mycoplasma bovis in der Geschichte Neuseelands erfolgte bei 14 Milchkühen auf einem Milchviehbetrieb in South Canterbury auf der Südinsel im Juli 2017. (wir-sind-tierarzt berichtete). Kurzfristig hat die Nachricht vom Ausbruch der Krankheit sogar die Landeswährung an den Börsen absacken lassen. Es war nicht klar, wie stark die Auswirkungen der Infektion für die neuseeländische Milchwirtschaft als einen der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes sein würde. Das Land ist der größte Milchexporteur der Welt und verzeichnete 2017 eine Rekordproduktion.
Rund 5.000 Rinder gekeult
Entsprechend radikal haben Behörden nach den ersten Ausbrüchen versucht, eine weitere Ausbreitung zu verhindern: Rund 5.000 Rinder wurden bis Ende Dezember gekeult.
Trotzdem ist das Bakterium inzwischen auf mindestens 14 Betrieben nachgewiesen und hat im Dezember auch den Sprung von der Süd- auf die Nordinsel des Landes geschafft. Mit landesweiten Milchtests will man nun Sicherheit über die Ausbreitung bekommen. Je Farm sollen drei Milchproben untersucht werden.
Die Tierhalter sind aufgerufen, ihre Bestände vor allem durch Hygienemaßnahmen zu schützen.
Infizierte Tiere tragen Bakterien lebenslang
Mykoplasmen sind sehr kleine Bakterien ohne Zellwand, die ihre Gestalt verändern können. Sie leben aerob bis fakultativ anaerob intra- und extrazellulär. Mycoplasma bovis wurde bereits im Jahr 1898 aus kranken Kühen isoliert und beschrieben. Mykoplasmen können bei Kühen zu behandlungsresistenten Mastitiden führen, außerdem können sie schwere Pneumonien, Aborte, Gelenkschwellungen und Arthritiden bei Kühen verursachen, sowie Ohrinfektionen bei Kälbern. Einmal infizierte Kühe tragen die Bakterien lebenslang in sich.