Royal College of Veterinary Surgeons: Homöopathie arbeitet ohne anerkannte Evidenz

Das Royal College of Veterinary Surgeons positioniert sich klar: Homöopathie arbeitet ohne anerkannte Evidenz. (Foto: ©maxpixel)

Auch Großbritannien streitet über Homöopathie und Komplementärmedizin bei Tieren. Das Royal College of Veterinary Surgeons stellt jetzt klar: Tierärzte seien einer evidenzbasierten Medizin verpflichtet, die durch fundierte wissenschaftliche Grundlagen untermauert werde. Die Homöopathie aber arbeite ohne anerkannte Evidenz.

(jh/RCVS) – Die vom Rat des Royal College of Veterinary Surgeons (RCVS) mehrheitlich verabschiedete Stellungnahme (Originaltext hier) bezeichnet dessen Präsident Professor Stephen May als „klare und eindeutige Position“. Sie bezieht sich auf „komplementäre und alternative Arzneimittel und Behandlungen im Allgemeinen und Homöopathie im Besonderen“ und hält Folgendes fest:

  • Als Praktiker in einem wissenschaftsbasierten Beruf seien Tierärzte verpflichtet, die Veterinärmedizin auf Basis solider wissenschaftlicher Grundsätze weiterzuentwickeln und dabei das Wohlergehen der Tiere zu berücksichtigen.
  • Um diese Verpflichtung zu erfüllen, erwarte das RCVS, dass von Tierärzten angebotene Behandlungen anerkannt evidenzbasiert sind oder durch solide wissenschaftliche Prinzipien untermauert werden. Tierärzte sollten keine unbewiesenen Aussagen über Behandlungen, einschließlich prophylaktischer Behandlungen, machen.

Mehr zur Homöopathiedebatte in der Humanmedizin lesen Sie hier („Für Medizin gibt es nur ein Maß“) und hier („Irrsinn nicht länger hinnehmen„)

Homöopathie ohne anerkannte Evidenz

Speziell zur Homöopathie positioniert sich das RCVS so:

  • Die Homöopathie arbeite ohne anerkannte Evidenz für ihre Verwendung. Darüber hinaus basiere sie nicht auf soliden wissenschaftlichen Prinzipien.
    Damit sei Homöpathie keine Alternative zu Behandlungen, für die es eine anerkannte Evidenzbasis gibt oder die auf soliden wissenschaftlichen Grundsätzen beruhen. Man betrachte sie zum Schutz des Tierwohls als ergänzend (komplementär).
  • Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in den tierärztlichen Beruf zu erhalten, sei es von entscheidender Bedeutung, das Wohlergehen der Tiere zu schützen. Evidenzbasierte Behandlungen dürfen deshalb nicht durch Methoden verzögert oder ersetzt werden, die keine solide wissenschaftliche Grundlage haben.

„Leidenschaftliche“ Diskussion

Über die Wirksamkeit und die ethischen Folgen von komplementären und alternativen Arzneimitteln, diskutiert die Tierärzteschaft in Großbritannien schon lange. Auch im RCVS-Rat hätten beiden Seiten „leidenschaftlich“ diskutiert, wie man die Position zu diesem Thema am besten formuliere, sagte RCVS-Präsident Professor Stephen May. Die mehrheitlich verabschiedete Erklärung  „stärkt die evidenzbasierten und fundierten wissenschaftlichen Grundlagen unseres Berufsstandes und unsere Verpflichtung, die Gesundheit und das Wohlergehen von Tieren in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen.“

Für die Humanmedizin hat das staatliche Gesundheitswesen in Großbritannien und Nordirland Mitte des Jahres entschieden, die Homöopathie von der Liste der erstattungsfähigen Behandlungen zu streichen.

Quelle: RCVS

Teilen
Über den Autor

Redaktion wir-sind-tierarzt.de

Unter dem Autorennamen "Redaktion wir-sind-tierarzt.de" veröffentlichen wir überwiegend kurze/aktuelle Nachrichten, die im Redaktionsalltag entstehen. Ein Namenskürzel am Textanfang weist ggf. näher auf den zuständigen Redakteur hin: jh – Jörg Held / hh - Henrik Hofmann / aw – Annegret Wagner Kontakt zur Redaktion: zentrale(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)