„Rekordbesuch“ beim bpt-Kongress München

Einen „Rekordbesuch von über 2.000 tierärztlichen Teilnehmern“ (+ 20%) und die „bislang größte Industrieausstellung“ (160 Aussteller) meldet der Bundesverband praktizierender Tierärzte für den Kongress in München 2017. Ein kurzer Kongressrückblick in Bildern und ein Ausblick auf die Themen. 

(jh/bpt) – Für den Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) ist es der bislang erfolgreichste Süd-Kongress (Tagungsstatistik). 2015 wechselte der bpt-Kongress ins Kongress-Zentrum der Messe München und etablierte dort auch das „Gastland-Konzept“: Zum Auftakt war es Ungarn, diesmal die Schweiz (hashtag #gruezi) und 2019 wird Österreich das Gastland sein.

Thematisch war der Kongress sehr breit aufgestellt mit Vortragssessions von Bienen bis Zootieren. Einen großen Schwerpunkt bildete die Praxisführung. Das reichte von der erstmaligen Vorstellung des ‚Rabattgutachtens‘ (mehr unten) über Round-Table-Diskussionsrunden zur Arbeitszeit- und Vergütungspolitik in Praxen/Kliniken (Bericht hier) und einer kontroversen Diskussion über die GOT-Öffnungsklausel zur Katzenkastration mit dem Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder (Bericht hier).

Eine Bildergalerie vom Kongress finden Sie auf der bpt-Webseite

Strukturwandel in der Tierarztpraxis

Magister Kurt Frühwirth, Präsident der Österreichischen Tierärztekammer, stellt Zahlen zur Tierärzteentwicklung im Nachbarland vor. (Foto: © WiSiTiA/jh)

Weniger selbständige, mehr angestellte Tierärzte – dass ist europaweit der Trend in der Tiermedizin. Das gilt auch für Österreich (Zahlen oben) oder die Schweiz (Bericht hier).
Mit der wachsenden Zahl der (vielfach Teilzeit) arbeitenden Angestellten, rücken zwei weitere Themen immer mehr in den Fokus: Angemessen Angestelltengehälter und wie Praxen sie erwirtschaften können sowie die Arbeitszeiten. Erste Kliniken mussten bereits fünfstellige Bußgelder wegen Verstoßes gegen das Arbeitszeitgesetz zahlen (Bericht hier).
Die bpt-Empfehlung für das „absolute Mindestgehalt“ für Berufseinsteiger hat die bpt Mitgliederversammlung in München neu beziffert (Bericht hier).

Die Höhe der Angestelltengehälter ist auch in den Nachbarländern ein Thema. Sie haben unmittelbare Auswirkungen auf den Tierarztmarkt. So ist das Gehaltsniveau in der an drei Seiten von Grenzen zu Frankreich umgebenen Region Genf (wechselkursbereinigt) etwa zweieinhalb mal höher als im Nachbarland.

Andere Länder – andere Meinung

Schweiz vs Deutschland – beim Thema Kastenstandhaltung hatte es der deutsche Tierarztberater Dirk Hesse (agrikontakt/links) nicht leicht. Prof. Xaver Sidler und Schweinepraktiker Thomas Würth (beide Schweiz) waren anderer Meinung. Der niederländische Schweinepraktiker John Vonk verfolgt entspannt die Debatte. (Foto: WiSiTiA/jh)

Spannend waren die Diskussionen mit internationalen Referenten und ihre durchaus manchmal abweichende Sicht auf Problemfelder – hier (Foto) beim Thema Kastenstand. Die Einbindung internationaler Referenten (u.a. durch das Gastlandmodell) wertet der bpt als Erfolg und will es ausbauen.

‚Rabattgutachten‘: Kein Einfluss auf Mehrverschreibung

Erstmals stellte die Boston Consulting Group in München das vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene ‚Rabattgutachten‘ vor. Es konnte keinen Zusammenhang zwischen Einkaufsrabatten – etwa bei Antibiotika – und einem dadurch vermuteten Anreiz für eine häufigere Verordnung erkennen. Eine Kurzfassung des Gutachtens (hier) und die Langfassung (hier) sind auf der BMEL-Webseite abzurufen.

bpt-Mitgliederversammlung beschließt neue Satzung

Zwei Grundsatzentscheidungen fällte die bpt-Mitgliedversammlung (MV) in München:

  • Sie beschloss eine umfangreiche Satzungsänderung auf deren Basis die Verbandstruktur mit selbständigen Landesverbänden künftig rechtssicher abgebildet werden kann. (Die Satzung wird hier veröffentlicht, sobald die Änderungswünsche der MV eingearbeitet sind)
  • Berufspolitisch wichtiger war aber das „Münchener Programm“, mit dem Ziele und Selbstverständnis des Berufsverbandes neu definiert wurden. Zuletzt hatte der Verband 1977 ein programmatisches Grundsatzpapier erarbeitet (mehr zu den bpt-Gurndsatzprogrammen hier).

Kontroverse Debatte: Katzenkastration zu „GOT-Sonderpreisen“

Keineswegs einer Meinung – Dr. Stefan Gabriel (bpt-Fachgruppe Kleintier) debattiert mit Thomas Schröder, dem Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, über dessen GOT-Coup: Mit der Erhöhung der Gebührenordnung hat der Gesetzgeber erstmals für einen Eingriff bei einer Tierart – der Kastration freilebender Katzen – eine Unterschreitung der GOT erlaubt. Tierärzte fühlen sich moralisch unter Druck gesetzt. (Bericht hier

Erfolgreiche Industrieausstellung

Mit 160 Ausstellern hatte München 2017 die bislang größte Industrieausstellung bei einem „Süd“-Kongress. Auch zu den (gestaffelten) Vortragszeiten (Foto) waren noch viele Besucher an den Ständen.

Vorbereitung zur Kongressparty

Das Gastland Schweiz war kulinarischer Gastgeber der von Sponsor Vetconcept unterstützten Kongressparty.

Nächstes Jahr findet der bpt-(Nord-)Kongress vom 15.-17. November 2018 wieder in Kombination mit der Agrarmesse Eurotier in Hannover statt.

Fotos: Annegret Wagner (3), Jörg Held (6)

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