Haustieren gestehen Europas Bürger eher einen Anspruch auf medizinische Behandlungen zu als Nutztieren. Darauf weist der Bundesverband für Tiergesundheit hin und stützt sich dabei auf eine Umfrage. Dass nur gesunde Tiere sichere Lebensmittel liefern können, scheint vielen Befragten nicht klar zu sein.
(jh/BfT/IFAH) – „Alle Tiere sind gleich, nur einige sind gleicher“. Das George Orwell Zitat trifft wohl auch auf Haus- und Nutztiere zu. Die Frage, ob Tiere den gleichen Anspruch auf eine Behandlung mit Medikamenten haben wie Menschen, bejaht zwar die Mehrheit der europäischen Bürger. Doch bei Haustieren sind immerhin 65 Prozent dafür, bei Nutztieren nur noch 59 Prozent. Noch größer fällt der Unterschied bei der Frage nach regelmäßigen Impfungen aus: 66 Prozent befürworten das für Haustiere. Bei Nutztieren stimmen nur noch 54 Prozent zu.
Auf diese Ergebnisse einer Onlineumfrage bei 6.000 Bürgern aus sechs EU-Staaten (D, DK, NL, UK, POL, ES). die der europäische Verband für Tiergesundheit (IFAH-Europe – PDF-Download) 2016 durchgeführt hat, weißt aktuell der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) noch einmal hin.
Vorbehalte gegenüber der Nutztiermedizin
Es gebe, eine hohe Akzeptanz für medizinische Behandlungen beim Kleintier – aber Skepsis in der Nutztierhaltung, folgert der BfT aus den Umfragedaten. Das Wissen und die Akzeptanz der Bevölkerung zu vorbeugenden Maßnahmen wie der Impfung, Entwurmung oder Behandlung von Hund oder Katze sei zwar hoch. Doch viele Bürger hätten Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von Tierarzneimitteln bei der Behandlung von Nutztieren.
Das zeigt sich besonders bei Antibiotika. So glaubt fast die Hälfte der Befragten (46 %) Nutztiere würden routinemäßig Antibiotika auch dann erhalten, wenn sie nicht krank sind. Nur zwölf Prozent sehen das nicht so; 43 Prozent sind sich unsicher.
Tierarzneimittel machen Lebensmittel sicherer
Sorge sollte der Branche machen, dass fast drei Viertel der Befragten (71%) demnach nicht weiß oder glaubt, dass die Behandlung kranker Nutztiere mit Tierarzneimitteln dazu beiträgt, Lebensmittel sicherer zu machen.
Auch fühlen sich viele der Befragten (66 %) durch die Medien nicht gut informiert, wenn es allgemein um das Thema „Tierarzneimittel“ geht. Vor allem über die Zulassung von Tierarzneimitteln, über die hohen Sicherheitsstandards und Kontrollen ist weniger bekannt.
Eine Konsequenz aus der Umfrage müsse sein, das Wissen der Menschen über Tierarzneimittel und Impfstoffe zu verbessern, folgert der Europäische Dachverband der Tierarzneimittelhersteller.
Tiere impfen – Menschen schützen
Dass nur gesunde Tiere sichere Lebensmittel liefern können, scheint vielen Befragten nicht klar zu sein. Weniger bekannt ist auch, dass die Übertragung bestimmter Krankheiten vom Nutztier oder auch vom Hobbytier auf den Menschen verhindert werden kann, wenn die Tiere geimpft werden. So konnte die Impfung von Geflügel gegen Salmonellen seit 2004 die Zahl der Infektionen beim Menschen in der EU um fast 50 Prozent senken.
Die Impfung von Hunden gegen die Tollwut stellt nach wie vor, nicht nur in Europa, sondern in vielen Teilen der Welt, den wirksamsten Schutz des Menschen vor dieser Erkrankung dar.
Hintergrund:
Der europäische Verband für Tiergesundheit (IFAH-Europe) hat sich gerade zum 30-jährigen Bestehen umbenannt. Er firmiert jetzt unter dem neuen Namen Animal Health Europe und versteht sich als „Stimme der Tierarzneimittelindustrie“. (Neuer Online-Auftritt hier)
Der Tierarzneimittelmarkt in Deutschland lag 2016 bei 788 Millionen Euro Umsatz. Dies entspricht etwa drei Prozent verglichen mit dem Humanarzneimittelmarkt.