Siebeneinhalb Jahre Haft und 35.000 Euro Schmerzensgeld. Dazu verurteilte das Landgericht Stade einen Landwirt, der auf einen Amtstierarzt geschossen hatte, als dieser eine gerichtlich verfügte Tierwegnahme vollstrecken wollte.
(jh) – Das Gericht sprach den 56jährigen Landwirt des versuchten Mordes, schwerer Körperverletzung und unerlaubten Besitzes von Munition schuldig. Er muss nun für siebeneinhalb Jahre ins Gefängnis. Außerdem muss er 35.000 Euro Schmerzensgeld zahlen
Im Februar hatte der Landwirt auf den Veterinäramtsleiter des Kreises Cuxhaven geschossen und ihn lebensgefährlich verletzt. Nach einem Bauchschuss mussten dem Amtstierarzt eine Niere und ein Teil des Darms entfernt werden. Die Kugel hatte auch die Leber durchschlagen. Im Krankenhaus versetzten die Ärzte ihn in ein künstliches Koma.
Mehr Details zum Fall lesen Sie hier: „Mir war sehr kalt“
Streit um ein Tierhaltungsverbot
Am 1. Februar, drei Monate vor seiner Pensionierung (wir-sind-tierarzt.de hat hier über den Fall berichtet) war der Amtstierarzt mit Kollegen und in Begleitung zweier Polizisten zu dem Hof in Osterbruch-Norderende gefahren. Er wollte ein vom Gericht angeordnetes Tierhaltungsverbot vollstrecken. Es ging um rund 100 Schafe, vier Pferde und 20 bis 25 Rinder. Die rechtliche Auseinandersetzung mit dem Tierhalter lief schon länger. Ihm war mehrmals vorgeworfen worden, die Tiere nicht tierschutz- und artgerecht zu halten. Mit Klagen und Beschwerden gegen ein angeordnetes Tierhalteverbot war der Bauer bereits mehrfach gescheitert.
Mehr Gewalt gegen Amtstierärzte?
- Anfang 2015 hatte in Brandenburg ebenfalls ein Landwirt auf Mitarbeiter des Veterinäramtes geschossen und einen Angestellten getötet (wir-sind-tierarzt berichtete hier). Das Landgericht Potsdam verurteilte den 72-Jährigen Landwirt im September 2015 zu sieben Jahren Haft (ein Prozeßbericht hier).
- Im Mai 2016 steigt ein Landwirt auf seinen Trecker und rammt fünf Polizeiautos und zwei Transporter von Veterinären von der Strasse. Ein Tierarzt wurde dabei verletzt. Sie sollten den Rindern im amtlichen Auftrag Ohrmarken einziehen.
- Oktober 2016 hatte ein Landwirt im Kreis Kleve mit einer Eisenstange auf zwei Veterinäramtsmitarbeiter eingeschlagen und einen von ihnen schwer verletzt. Er wurde wegen versuchten Mordes angeklagt. Der Veterinärausschuss des Landkreistages NRW hatte dazu eine Stellungnahme verfasst (PDF-Download).
Der Deutsche Landkreistag (Erklärung hier) und der Niedersächsische Landkreistag (Erklärung hier) hatten sich bestürzt über die erneute Gewalttat Kreis Cuxhaven gezeigt und sie scharf verurteilten.
Behörden und Politiker appellieren an die Bürger, bei Konflikten zu unterscheiden zwischen der Behördenentscheidungen und den Menschen, die sie umsetzen (müssen).