Kühe – die neue Wunderwaffe gegen AIDS?

Kühe können weit schneller Antikörper gegen HIV bilden als Menschen. Forscher wollen das zur Entwicklung eines AIDS-Impfstoffes nutzen. (Montage WiSiTiA)

Einen Impfstoff gegen HIV zu entwickeln ist schwierig. Zu wenig Menschen bilden Antikörper gegen das Virus und wenn oft erst nach zwei Jahren. Kühe sind da schneller (2 Monate). Forscher wollen das nutzen, um dem menschlichen Immunsystem im Kampf gegen die Immunkrankheit AIDS auf die Sprünge zu helfen.

(aw) – Seit Jahren versuchen Wissenschaftler einen Impfstoff gegen HIV zu entwickeln. Das Virus ist für die Entstehung der weltweit verbreiteten Immunkrankheit AIDS verantwortlich. Die größte Hürde für die Forscher: Die Erkrankten bilden nach einer Impfung keine ausreichenden Mengen an Antikörpern.
Nur 20 Prozent der infizierten Menschen produzieren sogenannte Breitneutralisierende Antikörper (broadly neutralizing antibodies / bNABs). Das sind natürlich vorkommende Antikörper, die gegen mehrere HIV-Stämme gleichzeitig schützen. Im Durchschnitt beginnt diese Produktion erst zwei Jahre nach dem Beginn der Erkrankung. Bisher ist es den Wissenschaftlern noch nicht gelungen, beim Menschen diese Bildung von Breitneutralisierenden Antikörpern durch Medikamente zu stimulieren.

Kühe produzieren schnell Antikörper

Kühe sind da effektiver. In Versuchen hat sich herausgestellt, dass sie vergleichsweise schnell Antikörper gegen HIV bilden. Die Wissenschaftler haben den Tieren Immunogene gespritzt, die das HIV-Hüllglykoprotein nachahmen und so eine Immunreaktion auslösen sollen. Daraufhin produzierten die Tiere binnen ein bis zwei Monaten bNABs gegen HIV. Die Antikörper sind im Blut gut nachweisbar.
Vaughn Smider und sein Team vom Scripps Research Institute in Kalifornien hatten für ihre Forschung absichtlich Kühe ausgewählt. Die haben in ihrem Antikörper-Repertoire extrem lange Antikörperbindungsstellen, die aus mehr als 70 Aminosäuren bestehen können (HCDR3 = heavy chain complementary determining regions 3).
Eine der vier Versuchskühe bildete monoklonale Antikörper mit sehr langen HCDR3-Ketten, die bis zu 60 Aminosäuren enthielten und bis zu 72 Prozent aller Isolate mit verschiedenen HIV-Stämmen neutralisierten. Diese Wirkungsbreite konnte bereits durch ein einzelnes dreiteiliges Immunogen erzielt werden und es war nicht nötig, zur Erhöhung der Wirkungsbreite weitere Hüllenformen hinzu zu geben.

In Kühen HIV-Antikörper für Menschen gewinnen?

Die Autoren erwarten, dass sie über die Impfung von Kühen gegen HIV schnell Antikörper zur prophylaktischen oder therapeutischen Anwendung gewinnen können. Die wiederum könnten dem menschlichen Immunsystem helfen, Krankheitserreger zu eliminieren, die es ihrerseits gelernt haben, Abwehrreaktionen durch menschliche Antikörper aus dem Weg zu gehen.

Quelle: nature.com

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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