Was weist darauf hin, dass Hunde oder Katzen an Krebs leiden könnten? Der US-Kollege Michael Lucroy hat eine Liste mit zehn Anzeichen dafür erstellt. Sie zielt auf Tierhalter – hilft aber auch Tierärzten, die Besitzer zu sensibilisieren.
(aw) – Auf der Webseite Veterinary Oncology Insights stellt der US-Krebsspezialist Dr. Michael Lucroy aktuelle Informationen zur Krebsdiagnostik und -therapie bei Haustieren bereit. Für Tierhalter hat er eine 10-Punkte-Liste mit Warnzeichen für eine Krebserkrankung erstellt:
1. Anormale Schwellungen, die nicht wieder zurückgehen oder kontinuierlich weiterwachsen
Krebs bedeutet unkontrolliertes Zellwachstum und sobald mehr als eine Millionen Zellen verändert sind, ist der Tumor groß genug, um ihn zu fühlen oder mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens (Röntgen, Ultraschall, CT) zu sehen. Schwellungen durch Verletzungen, Insektenstiche oder Infektionen gehen innerhalb einiger Tage von alleine wieder zurück. Bei Krebserkrankungen wächst die Umfangsvermehrung in der Regel kontinuierlich, wobei sich mit zunehmender Größe das Wachstum in der Regel verlangsamt. Die Diagnose, ob es sich um Krebs oder eine andere Erkrankung handelt, lässt sich am besten mittels Biopsie oder Feinnadelaspiration abklären, denn nicht immer ist aufgrund von Aussehen, Form, Größe oder Konsistenz eindeutig möglich, eine exakte Diagnose zu stellen.
2. Schlecht-heilende Wunden
Einige Arten von Hautkrebs ähneln Wunden oder Druckstellen. Der Unterschied ist, dass Hautkrebs nicht innerhalb weniger Wochen wieder heilt. Das Plattenepithel-Karzinom an der Bauchwand weißer Hunde ist ein typisches Beispiel dafür, wie sehr Hautkrebs einer schlecht heilenden Wunde ähneln kann. Bei den Katzen gelten schlecht heilende Wunden oder Risse an der Nase, den Augenlidern und den Ohren als Frühwarnzeichen für Plattenepithel-Karzinome. Sie werden in der Regel mit Kampfspuren verwechselt. Eine Hautbiopsie kann hier Klarheit schaffen.
3. Gewichtsverlust
Hierbei geht es um unerklärlichen Gewichtsverlust, also wenn ältere Tiere trotz normalem Appetit abnehmen. Schuld hierfür könnte eine Krebsart sein, die die Stoffwechselorgane befallen hat: Tumore benötigen viel Energie für ihr Wachstum.
4. Appetitverlust
Hunde und Katzen, die an einer Krebserkrankung leiden, können aus verschiedenen Gründen ihren Appetit verlieren. Der Krebs kann zum Beispiel den Verdauungsapparat einengen, Schmerzen verursachen oder die Funktion von Leber und Niere beeinträchtigen. Appetitverlust führt ebenfalls zu Gewichtsverlust.
5. Blutungen oder andere Ausscheidungen aus Körperöffnungen
Einige Krebsarten machen sich durch Blutungen oder andere Arten von Ausfluss bemerkbar. So kann Nasenbluten oder Nasenausfluss ein Hinweis auf ein Tumorgeschehen in der Nase oder den Nasennebenhöhlen sein. Blutiger Ohrenausfluss könnte auf ein Krebsgeschehen im Ohrkanal hinweisen.
Katzen und Hunde mit Dickdarmkrebs scheiden unter Umständen Blut mit dem Kot aus oder bluten direkt aus dem Anus. Weibliche kastrierte Tiere mit blutigem Scheidenausfluss leiden unter Umständen an Gebärmutterkrebs, aber auch im Falle von Blasen-, Harnröhren- oder Scheidenkrebs kann es zu blutigem Ausfluss kommen. Blutiger Speichel kann ein Hinweis auf einen Tumor im Mundbereich sein und sollte ebenfalls am besten von einem Tierarzt abgeklärt werden.
6. Unangenehmer Geruch
Einige Patienten mit Krebs haben unangenehmen Körpergeruch. Meistens steht der Geruch im Zusammenhang mit einem großen Tumor, der einen gewissen Anteil an nekrotischem (abgestorbenem) Gewebe aufweist. Oder ein Tumor ist mit sekundären bakteriellen Keimen besiedelt. Diese bakterielle Komponente kommt vor allem bei Tumoren im Mundbereich vor. Einigen Menschen ist es möglich, Melanome im Mund aufgrund ihres typischen Geruchs zu identifizieren. Ebenso gibt es Hunde, die Hautmelanome oder Blasenkrebs (Uringeruch) beim Menschen riechen können. In neuen Studien konnte sogar bewiesen werden, dass Hunde im Atem Lungen- und Brustkrebs mit hoher Treffsicherheit riechen können. Andere Tumoren mit unangenehmem Geruch sind Vulvakarzinome oder infizierte Sarkome.
7. Probleme beim Fressen und Schlucken
Viele Krebsarten erschweren den betroffenen Tieren das Kauen und Schlucken. Orale Geschwüre können zur Lockerung von Zähnen führen oder Knochen befallen und so zu Schmerzen führen. Auch Schwellungen im Rachenbereich verursachen Schluckstörungen. Darüber hinaus führen systemische Krebsarten wie etwa Lymphome, aber auch Metastasen anderer Tumore häufig zur Vergrößerung von Lymphknoten im Halsbereich, wodurch das Schlucken erschwert wird. Schwierigkeiten und Schmerzen beim Schlucken führen ebenfalls zu Gewichtsverlust.
8. Bewegungsunlust und mangelnde Ausdauer
Einige Krebsarten befallen die Lunge und erschweren die Atmung der Tiere. Dabei ist es durchaus möglich, dass die Hunde oder Katzen in Ruhe keine Auffälligkeiten zeigen. Aber sie geraten sehr schnell außer Atem, wenn sie sich bewegen. Besitzer stellen häufig eine mangelnde Bereitschaft zur Bewegung fest und Hunde ermüden beim Spaziergang zunehmend schneller. Häufig schlafen solche Tiere auffällig viel.
Andere Krebsarten bewirken eine Blutarmut, die sich ganz ähnlich manifestiert. Insgesamt sind Symptome, die die Bewegung betreffen, bei Katzen schlechter zu bemerken, da diese sich ohnehin nicht im gleichen Umfang bewegen wie Hunde.
9. Anhaltende Lahmheiten oder generelle Steifheit
Diese Symptome sind schwer festzustellen, da sie vor allem bei älteren Tieren auftreten und so mit Arthrosen verwechselt werden können. Zur Abklärung, ob es sich um Arthrosen oder Knochenkrebs handelt, müssen unbedingt Röntgenaufnahmen angefertigt werden.
10. Schwierigkeiten beim Atmen sowie beim Kot- und Urinabsetzen
Diese weitgefasste Kategorie schließt sämtliche übrigen Aspekte ein, auf die Tierbesitzer achten sollten. Schwierigkeiten beim Atmen können durch Tumore der Atemwege (Nase, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, Lunge) verursacht werden. Doch auch eine Anämie aufgrund eines tumorös bedingten Blutverlusts (z.B. Milztumoren) kann zu Atemproblemen führen.
Schwierigkeiten beim Harnabsatz können auf Tumoren der Harnblase und Harnröhre hinweisen und Probleme beim Kotabsatz können durch Tumore im Enddarm oder raumfordernde Prozesse in der Beckenhöhle ausgelöst werden. Bei männlichen Tieren wäre außerdem eine Vergrößerung der Prostata abzuklären, bei beiden Geschlechtern außerdem eine Vergrößerung der Analbeutel.
Hinweis:
Sämtliche genannten Aspekte können auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten. DVM Michael Lucroy rät deshalb zu einer Abklärung durch einen Tierarzt.