Wie groß ist das Risiko, dass sich Schweine in einem Tiertransporter infizieren? Jeder Transporter sei am Ende eines Tages mit PRRS-Viren kontaminiert – wenn er Tiere von verschiedenen Betrieben aufgenommen hat. Das haben kanadische Forscher berechnet. Sie sagen auch: Eine Reinigung ist nur dann wirklich effektiv, wenn sie nach der Desinfektion auch eine Trocknungsphase umfasst.
(aw) – Das Tiertransporter wesentlich an der Übertragung von Krankheiten beteiligt sein können, ist bekannt. Deshalb ist nach jedem Tiertransport eine gründliche Säuberung, Desinfektion und auch Abtrockenphase nötig.
Das haben Krishna Takur und Kollegen von der University of Prince Edward Island (Kanada) anhand von Rechenmodellen ermittelt. Sie gingen dabei von den kanadischen Prävalenzdaten zum PRRS-Vorkommen auf Tier- und auf Herdenbasis aus und setzten die in Bezug zu Transportdaten – nachzulesen in einer frei zugängliche Veröffentlichung im Journal of Swine Health and Production. In Kanada ist es üblich, dass ein Transportfahrzeug von mehreren Betrieben genutzt wird.
Das Ergebnis: Am Ende eines jeden beliebigen Tages ist das Transportfahrzeug mit PRRS-Viren kontaminiert – und damit eine „gute“ Ansteckungsquelle.
Desinfektion allein reicht nicht
In einem weiten Schritt bezogen die Kanadier verschiedene üblichen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen zwischen den einzelnen Transporten beziehungsweise am Ende des Tages in ihre Berechnungen mit ein. Sie unterschieden dabei zwischen
- einer Reinigung,
- Reinigung und Desinfektion
- und Reinigung mit Desinfektion und kompletter Trocknung.
Erwartungsgemäß hat die alleinige Reinigung der Fahrzeuge die geringste Wirkung. Sie konnte das Infektionsrisiko nur unwesentlich senken.
Besser ist die anschließende Desinfektion. Wichtig ist aber außerdem die Trocknungsphase. Berücksichtigen die Transporteure nämlich alle drei Faktoren, ist eine Keimreduktion beziehungsweise die Senkung des Infektionsrisikos um 99 Prozent möglich.
Die Trocknung tötet, so sagen es die Kanadier, die nach der Desinfektion noch verbliebenen Keime ab, indem sie ihnen die „Komfortzone“ entzieht. Das PRRS-Virus und auch andere Viren reagiern empfindlich auf Wärme und Trockenheit. Sie können in feucht-kühlen Millieus deutlich länger überleben.
Die Autoren betonen, dass ihre Ergebnisse lediglich auf mathematischen Berechnungen beruhen. Sie sollen den kanadischen Schweinehaltern – die üblicher Weise ihre Transportfahrzeuge über den Tag mit anderen Betrieben teilen – aufzeigen, wie gefährlich diese Praxis ist.
wir-sind-tierarzt.de meint: Ohne Leerzeiten geht es nicht
(aw) – Dieses Modell unterstreicht, Zeitdruck ist das größte Risiko bei Tiertransporten. Der beste Weg ist bekannt: Nach einer Desinfektionsmaßnahme muss man warten, bis die entsprechenden Flächen vollständig abgetrocknet sind. Früher war es auch üblich, solche Leerzeiten einzuplanen. Inzwischen scheint aber vielfach die Ansicht zu überwiegen, dass eine gründliche Desinfektion alle Keime abtötet – und deshalb keine Wartezeiten bis zum nächsten Transport/Belegung nötig seien.
Vor dem Hintergrund des sich aus Osteuropa in die EU ausbreitenden ASP-Geschehens, macht die Untersuchung deutlich, wie gefährlich Transportfahrzeuge für eine Krankheitsverschleppung sind. Nur die sorgfältige Einhaltung aller Maßnahmen zur Biosicherheit kann die Bestände schützen.