Ein Q-Fieber-Ausbruch kann für Menschen womöglich weit schwerere Folgen haben, als bisher gedacht. In den Niederlanden haben Wissenschaftler die Langzeitfolgen von über 400 Patienten nach dem großen Ausbruch in den Jahren 2007 bis 2010 untersucht. Fazit: „Die Beschwerden sind so gravierend, dass die Betroffenen ein deutlich höheres Sterberisiko haben.“
(aw/jh) – Von 2007 bis 2010 verzeichneten die Niederlande den bisher größten Q-Fieberausbruch bei Ziegen und in der Folge nachgewiesene Infektionen bei rund 4.200 Menschen. Besonders betroffen war die niederländische Kleinstadt Herpen. Von 444 Patienten, die sich dort mit Q-Fieber infiziert hatten, haben Jan Oosterheert und Sonja van den Roeden von der medizinischen Fakultät der Universität Utrecht Langzeitdaten ausgewertet. Sie wollten herausfinden, wie sehr die Infektion zu Beeinträchtigungen führten.
Langzeitfolgen für 60 Prozent der Infizierten
Das Ergebnis: Der Prozentsatz an chronischen (Folge)Erkrankungen liegt deutlich höher, als die Mediziner geglaubt hatten. Insgesamt haben mehr als 60 Prozent der Betroffen Beschwerden – insbesondere Folgen von Infektionen der Herzklappen und der Hauptschlagader sowie Abszessen im Bauchraum. „Diese Beschwerden sind so gravierend, dass die Betroffenen ein deutlich höheres Sterberisiko haben,“ sagt Jan Oosterheert. Er ist sich sicher, dass bereits 74 der insgesamt 4.200 bei dem Ausbruch erkrankten Personen an den Folgen der Q-Fieber-Infektion gestorben sind. Zunächst war immer wieder von lediglich 26 die Rede.
Frühe Diagnose wichtig
Was also ist bei Q-Fieber-Ausbrüchen zu tun? Besonders wichtig sei die frühzeitige Diagnose und (antibiotische) Behandlung der Infektion. Osterheerd kann anhand seiner Daten belegen, dass Menschen, die frühzeitig behandelt wurden, deutlich bessere Heilungs- und Überlebenschancen hatten, als solche, die lange nichts von ihrer Infektion wussten und dementsprechend spät behandelt wurden.
Informationen über Q-Fieber-Risiken in der Tierhaltung (insbesondere Rinder) hat die AG Infektionskrankheiten der Rindergesundheitsdienste zusammengestellt.
Deutschland: Eher gutartiger Verlauf
Für Deutschland gilt: Beim Menschen steht der gutartige Infektionsverlauf bei mehr als der Hälfte der Betroffenen im Vordergrund. In circa 40 Prozent der Fälle treten nach einer 2-4 wöchigen Inkubationszeit unspezifische Grippe-ähnliche Symptome auf, die auch ohne Behandlung nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen.
Schwerere Verläufe sind durch hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, trockenen Husten, Lungenentzündung (sog. atypische Pneumonien) und auch Schüttelfrost gekennzeichnet. In diesen Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Bestehende andere Erkrankungen begünstigen schwerere Infektionsverläufe. Akute Verlaufsformen sind sehr gut mit Antibiotika zu therapieren. Das Robert-Koch-Institut hat hierzu Empfehlungen für Ärzte veröffentlicht.